Der Brasilianer Hulk (links) und der Franzose Mathieu Valbuena gehöfren zu den Top-Verdiener des russischen Fußballs. Foto: RIA Novosti
Laut einer von dem Internetportal Sports.ru vor Kurzem durchgeführten Untersuchung beträgt das Einkommen der zehn Bestverdiener der russischen Fußball-Premierliga zusammen 47,5 Millionen Euro im Jahr. Im Frühjahr und Sommer dieses Jahres, als der Euro noch 38 Rubel kostete, entsprach dies einem Wert von 1,805 Milliarden Rubel. Nun, da der Kurs bei 84 Rubel pro Euro liegt, müssen für die Gehälter der Topverdiener bereits 3,7 Milliarden Rubel veranschlagt werden. Innerhalb eines halben Jahres sind die Zahlungsverpflichtungen aus den Verträgen von gerade einmal zehn Spielern also um knapp 1,9 Milliarden Rubel angestiegen.
Diese finanziellen Schwankungen können natürlich selbst die kommerziell erfolgreichsten russischen Klubs nicht unberührt lassen. So erklärte zum Beispiel Spartak-Präsident Leonid Fedun, dass die Ausgaben seines Klubs um 50 Prozent gestiegen seien, während die Einnahmen nahezu unverändert blieben. „Unsere jährlichen Ausgaben haben wir bisher zu 20 Prozent aus dem Ticketverkauf bestritten, inzwischen decken wir damit lediglich zehn Prozent ab", teilte er der Zeitung „Sport-Express" in einem Interview mit und fügte hinzu, dass seinen Berechnungen nach fünf andere Mannschaften ebenso mit ernsthaften Schwierigkeiten zu kämpfen hätten.
„Viele ausländische Fußballer verfügen über Verträge mit einem Valuta-Einkommen, bekommen ihr Gehalt jedoch in Rubel zum jeweiligen Zentralbankkurs ausgezahlt. Auch für einige einheimische Fußballer erfolgt die Bezahlung nach diesem Schema", erklärt der Sportjurist Jurij Sajzew. Er bemerkte zudem, dass sich dieses System durch einige Feinheiten auszeichne. „Das Geld wird nicht immer rechtzeitig ausbezahlt. Ihr Geld für August bekommen die Fußballer zum Beispiel nicht im September, sondern erst im Oktober. Der Betrag wird allerdings zum Zentralbankkurs vom August berechnet und deshalb bekommt der Empfänger unter Umständen weniger ausbezahlt, als er erwartet", berichtet Sajzew.
Es geht nicht nur um Geld
Es ist vollkommen klar, dass die Top-Klubs, zu denen gegenwärtig vor allem Zenit aus Sankt Petersburg sowie Dynamo, ZSKA, Lokomotive und Spartak aus Moskau gehören, das gegenwärtige Auf und Ab viel leichter verkraften können. Das größte Problem besteht in der Ungewissheit, wie lange die finanziellen Schwankungen andauern werden und ob die Nationalwährung sich wieder erholen wird oder sich die Sportwelt an den gegenwärtigen Zustand gewöhnen muss.
Der bekannte Fußballagent Arsen Minasow, der unter anderem die Interessen Roman Schirokows, Kapitän der russischen Nationalmannschaft, vertritt, erklärt im Gespräch mit RBTH, dass der russische Fußball einerseits zweifellos unter der Situation leide, andererseits jedoch den Finanzen im
Fußball eine zu große Bedeutung beigemessen werde. „Ich kann mir vorstellen, dass einige Vereine pleitegehen und sich sogar auflösen werden", meint Minasow. „Die Leidtragenden werden die Angestellten sein – die Verwaltungsmitarbeiter, Ärzte, aber auch die Fußballer und natürlich das Trainer-Team."
Es darf dabei allerdings nicht vergessen werden, dass viele Probleme des russischen Fußballs viel tiefere Wurzeln haben und der aktuelle Kursverfall des Rubels diese lediglich zum Vorschein bringt. Niemand würde bestreiten wollen, dass auch vor der Finanzkrise Mittel für die Entwicklung der Sportart bereitgestellt wurden. Deren Wirkungsgrad ließ aber zu wünschen übrig. „Es wird interessant sein zu beobachten, wie die Top-Klubs ihre Politik in Anbetracht dieser Schwierigkeiten ändern werden", bemerkt Minasow.
Wettbewerbsfähigkeit steht an erster Stelle
Es ist offensichtlich, dass die Auszahlung der Einkommen in fremder Währung für eine größere Wettbewerbsfähigkeit russischer Vereine im internationalen Vergleich gesorgt hat. In Zukunft aber werden Verträge unter Berücksichtigung aller Gegebenheiten abgeschlossen werden. „Zurzeit begegne ich immer häufiger dem Wunsch der Vereine, einen bestimmten Kurs festzulegen, aber mitnichten alle Spieler lassen sich darauf ein", sagt Sportjurist Sajzew. „Die ausländischen Spieler verlieren schließlich an Einkommen, wenn ein fester Rubelkurs vereinbart wird, und bekommen unter Umständen weniger, als sie erwartet haben."
Es sollte jedoch auch daran erinnert werden, dass der russische Fußballmarkt eindeutig überhitzt war. Internationale Spieler, und noch nicht einmal die besten ihrer Zunft, hatten Einkommen, die selbst im
internationalen Vergleich sehr hoch waren. Ab sofort dürfte es nicht mehr ganz so lukrativ sein, in Russland zu spielen. Die Höhe der Einkommen wird es den Klubs der russischen Fußball-Premierliga aber dennoch gestatten, dem finanziellen Wettbewerb ihrer Konkurrenten, zum Beispiel aus Portugal und Brasilien, standzuhalten.
Schließlich äußerte sich der Präsident Spartaks auch noch zu dem neuen Vertrag mit Stürmer Artjom Dsjuba. Leonid Fedun erklärte, dass dem Spieler das höchste Gehalt in der Geschichte des Vereins angeboten wurde. Er unterstrich im Interview mit dem Wirtschaftsportal RBC, dass der Vertrag nicht in Rubel ausgestellt worden sei, denn „niemand will sein Gehalt in Rubel ausgezahlt bekommen". Die kommende Transferperiode wird sicher eine der interessantesten in der Geschichte des russischen Fußballs werden.
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