Doping-Skandal: Russischer Leichtathletik-Verband unter Korruptionsverdacht

Der russische Leichtathletik-Verband WFLA soll den früheren Präsidenten des Weltleichtathletikverbands IAAF Lamine Diack bezahlt haben, damit er Stillschweigen über Doping russischer Sportler bewahre.

Der russische Leichtathletik-Verband WFLA soll den früheren Präsidenten des Weltleichtathletikverbands IAAF Lamine Diack bezahlt haben, damit er Stillschweigen über Doping russischer Sportler bewahre.

Reuters
Der frühere Präsident des Weltleichtathletikverbandes IAAF, Lamine Diack, wird verdächtigt, in die Dopingaffäre des russischen Verbands verwickelt zu sein.

Russlands Leichtathleten stehen wieder im Mittelpunkt eines Skandals. Diesmal wird der russische Leichtathletik-Verband WFLA verdächtigt, Bestechungsgelder gezahlt zu haben, um eine Dopingaffäre zu vertuschen.

Konkret geht es um die Bestechung des früheren Präsidenten des Weltleichtathletikverbands IAAF, Lamine Diack, der am Mittwoch in Frankreich verhaftet wurde. Der WFLA soll den Funktionär bezahlt haben, damit dieser Stillschweigen über Doping russischer Sportler bewahre, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Der WFLA war bereits von einer Dokumentation des deutschen Fernsehsenders ARD im Dezember vergangenen Jahres der Korruption verdächtigt worden. Die Doku hatte aufgedeckt, dass die russische Langstreckenläuferin Lilija Schobuchowa 450 000 Euro an den WFLA gezahlt hatte, damit sie an den Olympischen Spielen in London 2012 trotz Dopingdossiers teilnehmen durfte. WFLA-Generalsekretär Michail Butow dementierte diese Behauptungen jedoch gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass, mit der Bemerkung, dass der Verband „nie in solche Dinge verwickelt war“.  

Unterstützung erhält er von dem Sportanwalt Artjem Pazew, der meint, der WFLA hätte von einer Vertuschung der Dopingfälle russischer Sportler keinerlei Nutzen. Er sieht den Weltverband in der Verantwortung:  „Die Ergebnisse der Dopingproben der Sportler gehen zunächst immer an die IAAF und erst anschließend an die nationalen Verbände. Es ist unwahrscheinlich, dass der russische Leichtathletik-Verband bereit ist, freiwillig hohe Summen zu zahlen, um das Image eines einzelnen Sportlers zu wahren“, sagte er in einem Interview für „R-Sport“.  

Eine namentlich nicht genannte Quelle belastet in der russischen Zeitung „Kommersant“ den IAAF-Präsidenten schwer: Dessen Korruptionspraxis sei ein „offenes Geheimnis“ gewesen. „Alle Leichtathleten wissen, dass Lamine Diack über seinen Sohn Pape Massata Diack, der bis vor Kurzem die Marketing-Programme des IAAF leitete, ein Bestechungs- und Erpressungssystem aufgebaut hat“, erläutert die Quelle. Nicht nur Russland, auch andere Länder seien in dieses System eingebunden gewesen. „Vergleichbare Dopingfälle wurden ebenfalls im Interesse anderer Staaten verheimlicht. Selbstverständlich nicht ohne eine entsprechende Gegenleistung“, so die Quelle weiter. Lamine Diack, der den IAAF seit 1999 leitete, gab seinen Posten im August an den zweifachen britischen Olympiasieger im 1 500-Meter-Lauf Sebastian Coe ab.

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