Die wichtigsten Ereignisse der russischen Sportwelt im Jahr 2015.
AP; EPA; Reuters1. Der große Sport kommt in die russischen Regionen
Während früher hochkarätige Sportevents ausschließlich in Moskau oder in Sankt Petersburg stattfanden, ist das seit den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi anders: Der große internationale Sport findet zunehmend den Weg in die russischen Regionen. Das Top-Ereignis des Jahres waren die Schwimmweltmeisterschaften in Kasan. Doch auch andere entlegene Regionen zogen große Sportveranstaltungen an: In Tscheljabinsk fanden die Judo- und Taekwondo-WM statt, in Chabarowsk die Bandy-WM (Eishockey mit Ball) und in Wladiwostok die Schlussregatta des Isaf Nations Cup. Anfang 2016 wird die Moskauer Satellitenstadt Kolomna Gastgeberin der Weltmeisterschaften im Eisschnelllauf sein.
2. Sportliche Überläufer
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Nachdem Shorttrack-Läufer Viktor Ahn und der Snowboarder Vic Wild gerade rechtzeitig zu den Olympischen Spielen von Sotschi russische Staatsbürger wurden und sich mit insgesamt fünf Goldmedaillen bedankten, wurde die Einbürgerung ausländischer Sportler in Russland zur Verstärkung der Nationalteams intensiv diskutiert. Dafür sprach sich unter anderem Leonid Slutsky, der Trainer der russischen Fußballnationalmannschaft aus. Gerade im Fußball schöpft Russland aber bislang aus dem nationalen Nachwuchs. Sportliche Überläufer gab es in diesem Jahr vor allem im Boxen und in den Mixed Martial Arts: Aus dem US-Boxer Roy Jones wurde ebenso ein Russe wie aus dem Kampfkünstler Jeff Monson, ebenfalls ein US-Amerikaner. Beide Sportler wechselten auch aus politischen Gründen die Seiten: Sie bekundeten öffentlich ihre Sympathien für die russische Staatsführung.
3. Eiskunstlaufdamen räumen ab
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Das Dameneinzel im Eiskunstlauf war zuletzt die Achillesferse des russischen Teams. In den Siebziger- und Achtzigerjahren dominierten im Eiskunstlauf sowjetische Sportler den Paarlauf und Eistanz. In den Neunzigerjahren und Anfang der Zweitausender wurden russische Solo-Eiskunstläufer zu Stars. Der letzte große russische Erfolg im Einzellauf der Damen war Irina Slutzkajas Goldmedaille bei der WM 2005 in Moskau. Dann herrschte Eiszeit bei den Damen. Doch seit diesem Jahr sind die russischen Eiskunstläuferinnen wieder weltweit tonangebend, nachdem Jelisaweta Tuktamyschewa die Weltmeisterschaft in Schanghai gewann. Mit Jelena Rodionowa, Jewgenia Medwedewa und Anna Pogorilowa sind aktuell Sportlerinnen am Start, die allesamt zu Spitzenleistungen fähig sind. Harte Konkurrenz also für die russischen Eiskunstlaufstars von Sotschi Adelina Sotnikowa und Julia Lipnitzkaja.
4. WM-Gastgeber Russland trotzt der Fifa-Krise
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Die Fußball-WM 2014 in Brasilien war von vornherein von Skandalen rund um die Errichtung der Stadien begleitet. Diese Skandale können jedoch bei Weitem nicht mit dem Druck verglichen werden, dem Russland als Gastgeberland bei der Vorbereitung auf die Fußballweltmeisterschaft 2018 ausgesetzt ist. Besonders pikant ist die Situation nach der vorläufigen Suspendierung von Fifa-Chef Joseph Blatter und Uefa-Präsident Michel Platini. In den Medien wird immer wieder über eine mögliche Absage der Fußball-WM in Russland spekuliert. Im Vorfeld der Fifa-Präsidentenwahl, die im Februar 2016 stattfinden soll, kann kaum jemand voraussagen, wie sich die Situation entwickeln wird.
Dennoch ist es Russland bislang gelungen, eventuelle Stolpersteine beiseite zu räumen. Russische Sportfunktionäre versichern, dass der Zeitplan beim Bau der Spielstätten eingehalten werde, im Juli fand die Auslosung der WM-Vorrunde statt. Im September, genau 1 000 Tage vor WM-Beginn, wurde in der Moskauer Innenstadt in Anwesenheit von Fußball-Legenden wie Lothar Matthäus, Gianluca Zambrotta und Fernando Hierro eine Countdown-Uhr gestartet, die die verbleibende Zeit bis zum ersten Anpfiff zeigt.
5. Ein Schlag für Russlands Leichtathleten
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2015 war für Russlands Leichtathleten kein gutes Jahr. Alles begann mit einer Enthüllungsreportage des deutschen Fernsehsenders ARD, in der russische Leichtathleten des systematischen Dopings beschuldigt wurden. Die Reaktion war derart heftig, dass die russische Antidopingagentur Rusada ein Ermittlungsverfahren einleitete. Im Endeffekt wurde nahezu das komplette russische Läuferteam disqualifiziert, darunter Olympiasieger von London 2012. Weil gleich mehrere Topsportler fehlten, war Russlands Auftritt bei der Leichtathletik-WM in Peking ungewöhnlich schwach: Nur zwei Goldmedaillen holte das russische Team. Doch damit war die Geschichte noch nicht zu Ende.
Im November beschuldigte die weltweite Antidopingagentur Wada russische Sportfunktionäre, positive Dopingproben russischer Athleten verheimlicht zu haben. Daraufhin entzog die IAAF russischen Leichtathleten das Recht, an internationalen Sportwettbewerben teilzunehmen. Ob das auch für die kommenden Olympischen Spiele in Rio gilt, ist noch offen.
6. Daniil Kwjat steigt zur F-1-Elite auf
Foto: Getty Images
Als Formel-1-Rennfahrer Daniil Kwjat vor einem Jahr von Toro Rosso zu Red Bull Racing wechselte, versprachen sich viele einen raschen Aufstieg des russischen Piloten. Siege hat er bisher nicht einfahren können, doch Kwjat hat dennoch alle Erwartungen erfüllt. Dank seines neuen Boliden mit einem deutlich leistungsstärkeren Motor konnte der 21-Jährige Punkte holen und seinen Konkurrenten Daniel Ricciardo zum Saisonende in der Rangliste überholen. Kwjat ist der bislang erfolgreichste russische Formel-1-Pilot: Sein zweiter Platz beim Großen Preis von Ungarn im Juli dieses Jahres ist das beste Ergebnis für Russland, seitdem das Land in der Königsklasse des Rennsports gestartet ist.
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