Wintersport: Auf schnellen Kufen zum Erfolg

Russlands Eisschnellläufer auf der Überholspur.

Russlands Eisschnellläufer auf der Überholspur.

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Es ist wieder Eisschnelllauf-Saison, ein Wettbewerb jagt den anderen. Unter den Sportlern mit den größten Chancen auf Medaillen sind in diesem Jahr auch vier Russen, die aufs Podium schlittern könnten. Bahn frei für die aussichtsreichsten Kufenflitzer.

Eissport erfreut sich seit etwa zwei Jahren besonders wachsender Beliebtheit in Russland. Neben dem Klassiker Eiskunstlauf begeistern sich die russischen Sportfans auch zunehmend für Eisschnelllauf. Vor allem seit den Olympischen Winterspielen von Sotschi, bei denen in der noch vor Kurzem als exotisch geltenden Disziplin Shorttrack Wiktor Ahn einen beachtlichen Auftritt hinlegte. Ahn, der aus Korea stammt, wurde eingebürgert und startet seitdem für die Russische Föderation. In der aktuellen Saison bricht der Eisschnellläufer Pawel Kulischnikow einen Weltrekord nach dem anderen. Zu den Welt- und Europameisterschaften stellt RBTH die Medaillenhoffnungen aus Russland vor.

Semjon Jelistratow

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Wiktor Ahn kuriert in seiner alten Heimat Seoul eine Knieverletzung aus. Das gibt Semjon Jelistratow die Chance zu zeigen, was er kann. Der 25-Jährige ist kein unbeschriebenes Blatt. Erfolge feierte er bereits mit einer Goldmedaille im Staffellauf bei Olympia in Sotschi und bei der WM 2015 in Moskau auf der Distanz über 1 500 Meter. Bei der EM in Dordrecht holte er im vergangenen Jahr gleich sechs Medaillen. In der aktuellen Saison konnte er sich über 500 Meter deutlich steigern und steht nun in der Weltrangliste auf Platz zwei, direkt hinter dem zweimaligen niederländischen Weltmeister Sjinkie Knegt. Jelistratows Sieg im Mehrkampf bei der Europameisterschaft in Sotschi war kein Zufall.

Pawel Kulischnikow

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Im Jahr 2012 machte Pawel Kulischnikow noch Negativschlagzeilen. Der damals 17-Jährige wurde zunächst bei den Juniorenweltmeisterschaften in Japan nach beachtlichen Erfolgen als Goldjunge gefeiert. Doch dann wurden bei einem Dopingtest erhöhte Methylhexanamin-Werte festgestellt und Kulischnikow wurde für zwei Jahre gesperrt. Der junge Sportler erklärte die Werte mit dem Konsum eines Energy-Drinks. Wegen der Sperre wurde aus einer Teilnahme bei Olympia in Sotschi nichts. Kulischnikow wurde depressiv und flüchtete sich in Computerspiele. Fast ein ganzes Jahr habe er vor dem PC verbracht, erzählte er später.

Umso mehr beeindruckt sein Comeback. Er gilt derzeit als bester Läufer im russischen Eisschnelllauf-Team. Im vergangenen Jahr wurde er Sprintweltmeister in Astana, holte Gold im 2x500-Meter-Lauf bei der Weltmeisterschaft in Heerenveen und als erster Russe gewann er den Weltcup. In nur einem Jahr knackte er zwei Mal den Weltrekord im 500-Meter-Lauf. Er ist der erste Läufer der Geschichte mit einer Zeit von unter 34 Sekunden auf dieser Distanz. Und es steckt noch mehr in ihm drin, wie der erfahrene russische Trainer Boris Wasilkowski glaubt: „Bei seinem Rekordlauf hat er zwei Fehler gemacht. Einen auf der Startgeraden und einen in der zweiten Kurve. Dabei hat er eine bis anderthalb Zehntelsekunden verloren.“ Im Sprint ist das fast eine Ewigkeit. Bei den Weltmeisterschaften in Kolomna und im Sprintmehrkampf in Seoul gilt Kulischnikow als unangefochtener Favorit, die Konkurrenz scheint chancenlos. Beim Weltcup in Kolomna lag sie im Schnitt zwei bis drei Zehntel hinter dem Russen.   

Denis Juskow

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Im klassischen Mehrkampf ist Denis Juskow die größte Hoffnung Russlands. Im letzten Jahr musste er sich in Calgary lediglich dem großen Niederländer Sven Kramer geschlagen geben. Für die bevorstehende Weltmeisterschaft in Berlin ist er mehr als bereit. Bei der letztjährigen Europameisterschaft, die im Januar in Minsk stattfand, gewann Juskow in zwei von drei Disziplinen: 500 Meter und 1 500 Meter, seiner Königsdisziplin, in der er schon zwei Weltmeistertitel holte. Verletzungsbedingt konnte er am 10 000 Meter-Lauf nicht teilnehmen. Konstantin Poltawez, Trainer der russischen Eisschnellläufer, sieht gute Erfolgsaussichten für seinen Schützling. „Denis hat in dieser Saison eine neue Geschwindigkeitsstufe erreicht“, sagt er. Das beweisen die Erfolge über 500 und 1 000 Meter. Juskow will aber auch über 1 500 Meter angreifen. „Für einen Sportler vom Niveau Juskows kann das Ziel nur Medaillengewinn heißen“, stellt Poltawez klar.

Natalja Woronina

Foto: Vicktor Tolochko / TASSFoto: Vicktor Tolochko / TASS

Die talentierteste junge Eisschnellläuferin Russlands hat zwar noch keinen Titel geholt. Dennoch gehört sie seit diesem Jahr zur Weltelite. Beim Weltcup schaffte sie es gleich zweimal aufs Podium, einmal beim 3 000-Meter-Lauf in Calgary, wo sie Dritte wurde, sowie in Salt Lake City. Dort gewann sie die Silbermedaille im 5 000-Meter-Lauf. Woronina ist aktuell Zweite in der WM-Wertung beim Dauerlauf und hat sehr gute Medaillenchancen bei den Weltmeisterschaften in Kolomna und Berlin.

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