Wird Russland für die Paralympics 2018 gesperrt?

Russische Athleten sind für das Auswahlverfahren nicht zugelassen. Auf dem Bild: russische paralympische Athlethen Oleg Ponomarjow (vorne) und Andrej Romanow (im Hintergrund) 2014 bei den Paralympics in Sotschi.

Russische Athleten sind für das Auswahlverfahren nicht zugelassen. Auf dem Bild: russische paralympische Athlethen Oleg Ponomarjow (vorne) und Andrej Romanow (im Hintergrund) 2014 bei den Paralympics in Sotschi.

Alexey Filippov/RIA Novosti
Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hat russische Athleten für das Auswahlverfahren der Paralympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang gesperrt. Eine Teilnahme sei nur dann noch möglich, wenn schnell gehandelt werde, sagen Experten.

Nach der Veröffentlichung des McLaren-Reports über den Dopingskandal in Russland im Sommer 2016 fiel die Reaktion des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) sehr hart aus: Es sperrte Russland kurzerhand für die Paralympics in Rio.

Dieses Trauma kann sich nun wiederholen: Am Sonntag sperrte das IPC die russischen Sportler für das Auswahlverfahren zu den kommenden Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang. Somit ist die Teilnahme der Athleten an der Olympiade 2018 in Gefahr.

Streit zwischen den Komitees

Das IPC suspendierte Russland am 7. August des vergangenen Jahres. Aus diesem Grund durfte die russische paralympische Mannschaft nicht in Rio antreten, wie die Nachrichtenagentur Tass berichtete. Bis heute ist Russland vom IPC ausgeschlossen.

Am 21. November stellte das Internationale Paralympische Komitee eine Aufhebung der Sperre unter bestimmten Bedingungen in Aussicht: Russland müsse alle Anforderungen des internationalen Anti-Doping-Systems erfüllen, Bedingungen für die Tätigkeit internationaler Anti-Doping-Organisationen schaffen und alle Beteiligten am Doping-System von der Arbeit im Komitee suspendieren. Außerdem wird gefordert, dass keine Angestellten des öffentlichen Dienstes im Komitee mitwirken. 

Das Russische Paralympische Komitee (RPC) reagierte auf einige Punkte mit Skepsis. Mitte Dezember kamen Vertreter beider Organisationen in Bonn zusammen, um die Bedingungen zu besprechen. Am 11. Januar dieses Jahres folgte eine Erklärung von RPC-Chef Wladimir Lukin, dass das russische Komitee eine Roadmap an das IPC geschickt habe. So weit, so gut – eine Lösung ist bislang jedoch nicht in Sicht: Russland ist noch immer vom IPC suspendiert, die Sperre der russischen Athleten nach wie vor nicht aufgehoben.

Ohne Auswahlverfahren keine Spiele

Dennoch hofft das Russische Paralympische Komitee auf eine Teilnahme seiner Sportler an den Spielen in Pyeongchang. „Das Komitee wird die Athleten weiter auf die Winterspiele vorbereiten“, zitiert die Agentur Tass das Komitee. Wird die Sperre aber in absehbarer Zeit nicht aufgehoben, so meint Sportjurist Alexej Karpenko von der Kanzlei Forward Legal, so werden die Paralympics 2018 sehr wahrscheinlich ohne Russland stattfinden. „Wer nicht beim Auswahlverfahren dabei ist, der wird auch nicht an den Spielen teilnehmen können. Die einzige Möglichkeit besteht jetzt darin, die Verhandlungen mit dem IPC zügig fortzusetzen und es zu überreden, die russischen Athleten zur Olympiade zuzulassen. Dafür müssen natürlich alle Anforderungen des IPC erfüllt werden“, sagt Karpenko. 

Russland übt weiter Kritik  

Nach einer schnellen Einigung sieht es indes nicht aus. Erst kürzlich äußerte Wladimir Lukin seinen Unmut über das Vorgehen des IPC gegenüber der Nachrichtenagentur R-Sport: „Alle Athleten sind gesperrt, egal, ob sie schuldig sind oder nicht. Und übrigens: Die Namen der Schuldigen hat man uns bisher überhaupt nicht genannt“, beanstandete der Funktionär. Laut Lukin hat das IPC sich außerdem zur Roadmap bislang nicht geäußert.

Alexej Karpenko weist darauf hin, dass das IPC gegenüber Russland eine bewusst härtere Position als das Internationale Olympische Komitee beziehe. „Und das obwohl viel mehr Olympiasportler als Paralympia-Athleten beim Doping erwischt wurden“, sagt Karpenko. Den Grund für diese Haltung sieht der Jurist in einem „feindseligen gegenseitigen Verhalten“ zwischen dem IPC und den russischen Behörden.  

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