Eine Apokalypse steht uns nicht bevor

Beim Meteoriteneinschlag in Tscheljabinsk wurden mehr als 1000 Menschen verletzt. Foto: RIA Novosti

Beim Meteoriteneinschlag in Tscheljabinsk wurden mehr als 1000 Menschen verletzt. Foto: RIA Novosti

Eine akute Gefahr eines Meteoriteneinschlags bestünde nicht. Die größte wissenschaftliche Herausforderung sei das Zerstören der himmlischen Geschosse, bevor sie in die Erdatmosphäre eindringen, erklärt der Astronom Sergej Lamsin.

Astronomen könnten mittlerweile potenziell gefährliche Objekte, die sich der Erde aus dem Kosmos nähern, mehr oder weniger exakt verfolgen. Wege zum Zerstören der himmlischen Geschosse, bevor sie in die Erdatmosphäre eindringen, müssten jedoch noch erforscht werden, erläuterte der stellvertretende Leiter des Sternberg-Instituts für Astronomie an der Lomonossow-Universität in Moskau Sergej Lamsin in einem Gespräch mit RBTH.

Wie groß ist die Gefahr, die von Meteoriten und Asteroiden für das Leben auf der Erde ausgeht? Sind apokalyptische Szenarien realistisch?

Jedes Jahr treten viele Tausend Tonnen Meteoriten in die Erdatmosphäre ein. Die meisten von ihnen verglühen dort jedoch. Diese Meteoriten haben

mikroskopische Ausmaße. Himmelskörper von über einem Kilo können die Erdoberfläche eventuell noch in Steinpartikeln zersplittert erreichen.

Je größer der Meteorit, desto größer seine Bewegungsenergie und demzufolge der Schaden, den er verursachen kann. Hätte sich der Tunguska-Meteorit, der 1908 über Ostsibirien explodiert war, um einige Stunden „verspätet", wäre er womöglich bei Petersburg eingeschlagen und hätte gewaltige Zerstörungen angerichtet.

Fällt ein sehr großer Himmelskörper auf die Erde, dann würde die Katastrophe unseren gesamten Planeten betreffen. Einer breit diskutierten Hypothese zufolge zog das Auftreffen eines Meteoriten am Golf von Mexiko vor mehreren Millionen Jahren ein Massensterben von Dinosauriern nach sich.

Ist in manchen Regionen der Erde die Wahrscheinlichkeit eines Meteoriten- oder Asteroideneinschlags größer als in anderen? Gibt es auf der Erde irgendeinen sicheren Ort oder sollten wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass uns stets ein Himmelskörper auf den Kopf fallen kann?

Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen ein Meteorit auf den Kopf fällt, ist verschwindend gering. In der ganzen Geschichte gab es lediglich einen Fall, in dem ein Meteorit ein Wohnhaus traf. Er durchschlug das Dach und traf auf eine Frau im Haus. Sie erlitt aber praktisch keine Verletzungen, denn das Objekt aus dem All hatte bereits beim Durchdringen des Daches seine gesamte Energie verloren. Die Wahrscheinlichkeit, einem Verkehrsunfall zum Opfer zu fallen, ist erheblich größer.

Die Astronomen haben bereits alle Asteroiden eines Durchmessers von über 100 Kilometern ausfindig gemacht. Und man kann wohl sagen, dass auch ein Großteil der über 10 Kilometer großen Asteroiden bereits entdeckt wurde.

Astronomischen Berechnungen zufolge wird in den nächsten 100-200 Jahren nicht einer von ihnen die Erdbahn kreuzen. Eine Apokalypse steht uns nicht bevor. Bedrohlich sind jene Asteroiden, die wir in der Nähe der Erde beobachten und die sich auf vergleichsweise nichtexzentrischen Bahnen bewegen. Nicht auszuschließen sind aber auch irgendwelche Kometen mit einem Durchmesser von ein paar Dutzenden Kilometern auf sehr exzentrischen Bahnen. Die wurden einfach noch nicht entdeckt, können aber die Bahn unseres Planeten kreuzen.

Einschlagsorte von Himmelskörpern finden sich in allen Kontinenten. Besonders viele in der Antarktis. Aber nicht, weil sie dort häufiger vom Himmel fallen, sondern weil man die dunklen Splitter auf dem weißen Eis besser sieht.

Welche sind die effektivsten Methoden, die Laufbahn von Meteoriten und Asteroiden zu verfolgen? Gibt es heute Möglichkeiten, sie abzufangen oder ihre Bahn zu ändern?

Astronomen beobachten einzelne Abschnitte des Himmels. Wenn sie ein Objekt ausmachen, dann verfolgen sie es und berechnen seine Bahn. Je kleiner jedoch der Himmelskörper, desto schwieriger ist es, ihn zu entdecken. Je kleiner er wiederum ist, desto geringer der potentiell durch ihn verursachte Schaden.

Je früher wir ein möglicherweise gefährliches Objekt ausmachen, desto mehr Zeit bleibt uns, um uns vorzubereiten und die Bevölkerung zu warnen. Dafür müssen wir in die astronomische Forschung investieren. Wir brauchen ein Netz automatisierter kleinerer Teleskope mit einem sehr weiten Gesichtsfeld, die den Himmel ständig kontrollieren können. Solche Netze gibt es bereits, in den USA zum Beispiel. Die dafür erforderlichen Mittel sind überschaubar.

Das eigentliche Problem ist die Zerstörung der Objekte. Dafür haben wir bislang keine Lösungen. Es wäre naiv zu meinen, wir könnten einem Asteroiden mit einer Atombombe beikommen und so das Problem lösen. Im Unterschied zu unseren Raketen bewegen sich diese Körper mit einer Geschwindigkeit von Dutzenden Kilometern in der Sekunde und das mit Tausenden, Hunderttausenden Tonnen.

Ideen, wie die Herausforderung angegangen werden könnte, gibt es allerdings bereits eine ganze Menge. Dazu gehört der Vorschlag, einen gefährlichen Asteroiden wie in einem kosmischen Billard mit einem kleinen Körper zu beschießen, der, wenn er auf den großen trifft, dessen Laufbahn geringfügig ändern könnte.

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