Warum Telegram besser als WhatsApp ist

WhatsApp-Gründer  Jan Koum. Foto: Photoshot / Vostock Photo

WhatsApp-Gründer Jan Koum. Foto: Photoshot / Vostock Photo

Bis zum 23. Februar installierten 4,95 Millionen Nutzer den mobilen Messenger Telegram. Die Anwendung war die populärste App, die an diesem Tag in 48 Ländern weltweit heruntergeladen wurde. Der Grund für diesen Erfolg dürfte WhatsApps Übernahme durch Facebook sein.

In der vergangenen Woche übernahm Mark Zuckerberg WhatsApp für 14 Milliarden Euro. Als sie vom Verkauf an Facebook erfuhren, waren viele WhatsApp-Anwender so enttäuscht, dass sie beschlossen, den Messenger von ihrem Smartphone zu entfernen und sich für Telegram als Alternative entschieden. In Ländern wie Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Mexiko, Chile und einigen anderen war dieser sichere Messenger die am häufigsten heruntergeladene Anwendung.

Vom rapiden Anwachsen der Anwenderbasis zeugen auch die vielen Reaktionen auf Google Play, wo viele den Verkauf von WhatsApp an Zuckerbergs soziales Netzwerk als Grund für einen Wechsel angegeben werden.

 

Warum ist Telegram besser?

Erstens: Datensicherheit
Bei WhatsApp gab es bereits Probleme mit dem Datenschutz, während bei Telegram die Sicherheit im Vordergrund steht. Pawel Durow erklärte sogar bereits, dass er demjenigen, der ein Leck im MTProto-Protokoll des Messengers finden sollte, ein Preisgeld in Höhe von 150 000 Euro auszahlen wolle.

Zweitens: Werbung
WhatsApp ist vor allem so beliebt, weil es auf jegliche Werbung verzichtet, während Facebook sich in dieser Beziehung kein allzu positives Image

Telegram ist ein mobiler Messenger auf der Grundlage des Verschlüsselungsprotokolls MTProto.

Das Projekt wird von den Brüdern Durow geleitet: Nikolai Durow ist der Verfasser des Protokolls und technischer Direktor des Unternehmens, Pawel Durow ist verantwortlich für die Finanzierung und die Öffentlichkeitsarbeit. Der Großteil der Entwickler, die an dem Messenger mitarbeiten, sind ebenfalls Russen.

Das Büro des Unternehmens befindet sich in Berlin, die Firma ist in den USA registriert.

erworben hat. Die Facebook-Macher und Jan Koum, der WhatsApp-Gründer, versichern, dass sich für den Anwender nichts ändern wird, aber anhand der Reaktionen im Internet kann man bereits erkennen, dass ein Teil der Nutzer diesen Versprechungen keinen Glauben schenkt. Telegram dagegen positioniert sich als hundertprozentig werbefreie Anwendung und soll laut einer Erklärung der Unternehmensführung auch in Zukunft kostenlos bleiben.

Drittens: Datentransfers

Telegram, das geistige Kind Durows, setzt die Tradition des Projektes Vkontakte fort. Die Anwender des Messengers können ein unbegrenztes Volumen an Video-, Audio-, Bild- und sonstigen Daten hochladen. Ungeklärt ist bisher allerdings, wie mit den Rechteinhabern umgegangen werden soll. Die Erfahrungen von VKontakte sind in dieser Beziehung nicht gerade die besten.

Viertens: Privatsphäre
Viele von denen, die Pawel Durow persönlich kennen, bezeichnen ihn als introvertiert und zugeknöpft. Vielleicht enthält der Messenger gerade deshalb eine Funktion, die die Entwickler selbst als „Geheim-Chat für Paranoide" klassifizieren. Der geheime Chat funktioniert mithilfe eines speziellen Protokolls zur End-to-End-Verschlüsselung, das keine Spuren im Netz oder auf dem Gerät hinterlässt. Die Nachrichten vernichten sich nach dem Versenden selbst.

Fünftens: Benutzerfreundlichkeit
Telegram funktioniert wie ein Cloud-Service, weshalb alle Arbeitsschritte wesentlich schneller ausgeführt werden können als bei WhatsApp und Line. Außerdem steht die Anwendung gleichzeitig auf mehreren Plattformen zur Verfügung, darunter auch für den Desktop.

 

Zuckerberg sei Dank!

Es sei nochmals erwähnt, dass die sprunghafte Nachfrage nach Telegram einsetzte, nachdem dessen Gründer Pawel Durow im Januar Vkontakte verließ, zu einer Zeit als der Messenger bereits über eine Million Anwender für sich gewinnen konnte. Bald schon konnte Telegram wegen eines

Ausfalls des Messenger-Dienstes WhatsApp in Spitzenzeiten bis zu hundert Registrierungen pro Sekunde verzeichnen. Mittlerweile folgen den von WhatsApp enttäuschten Anwendern auch deren Freunde und Bekannte. Deshalb wurde der mobile Messenger Telegram bis zum 23. Februar bereits von 4,95 Millionen Nutzern installiert.

Laut einer Studie von Google Trends hat die Nachrichtenflut im Zusammenhang mit dem Facebook-Deal jedoch den Wiedererkennungswert von WhatsApp vergrößert – die Suchanfrage „Was ist WhatsApp?" wurde in den vergangenen Tagen verstärkt gestellt, während zur gleichen Zeit das Interesse an alternativen Anwendungsprogrammen geringer ausfiel.

Im „Krieg der Messenger" sieht die Position von WhatsApp gegenwärtig besser aus als die der Wettbewerber. Interessant ist jedoch, wie die Situation in etwa einem Jahr aussehen wird, falls Telegram sein jetziges Wachstum von Neuanmeldungen in Millionenhöhe pro Woche fortsetzt.

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