Mit Hochgeschwindigkeit von Moskau nach Berlin

Statt nach Kiew fährt ein neuer Hochgeschwindigkeitszug bald nach Berlin. Foto: Pressebild

Statt nach Kiew fährt ein neuer Hochgeschwindigkeitszug bald nach Berlin. Foto: Pressebild

Ein Zug spanischer Bauart wird schon bald auf den russischen Schienen verkehren. Allerdings wird der „Talgo“ nicht wie ursprünglich geplant auf der Strecke von Moskau in die Ukraine, sondern von Moskau nach Belarus und weiter nach Berlin eingesetzt.

Patentes Talgo ist das bereits dritte europäische Unternehmen, das auf dem russischen Eisenbahnmarkt Fuß gefasst hat. Die spanischen Züge werden allerdings noch bis September nur im Rahmen eines Testbetriebs eingesetzt. Danach sollen die Züge, die eine Geschwindigkeit bis zu 380 Stundenkilometern erreichen können, auf der Strecke Moskau – Minsk – Berlin verkehren. Ursprünglich sollte der Hochgeschwindigkeitszug Moskau mit Kiew verbinden. Jedoch ist das Passagieraufkommen wegen der anhaltenden Krise in der Ukraine um fast 50 Prozent zurückgegangen. Die Russischen Eisenbahnen AG (RZD) konzentrierten sich daher auf eine besser frequentierte Strecke nach Belarus. Der Vorsitzende von RZD Wladimir Jakunin sprach noch im März davon, dass die Inbetriebnahme der neuen Schnellverbindung zwischen Russland und der Ukraine von den politischen Beziehungen der beiden Länder abhänge.

Aus einer vertraulichen Quelle hieß es, dass man zusätzliche Strecken, die mit Talgo bedient werden können, sowohl für Verbindungen ins Ausland als auch für den innerrussischen Verkehr plane. So könne ein Talgo-Zug auch

innerhalb Russlands eingesetzt werden, sagte Anfang Mai der Leiter der Abteilungsverwaltung „Passagierverkehr" Gennadij Werchowych in einem Gespräch mit Journalisten. Dabei werden drei Strecken in Betracht gezogen: von Moskau nach Nischni Nowgorod, Brjansk und Belgorod.

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Der Vertrag zwischen RZD und dem spanischen Zughersteller Patentes Talgo wurde im Sommer 2012 unterzeichnet. Der russische Eisenbahnmonopolist investierte dabei umgerechnet 135 Millionen Euro. Laut dem Vertrag muss das spanische Unternehmen sieben Talgo-Züge mit je 20 Waggons bis 2014/2015 nach Russland liefern. Eine Einheit besteht jeweils aus Passagierwagen der ersten und zweiten Klasse, einem Schlafwagen sowie einem Bordrestaurant und einem Bordbistro. Insgesamt verfügt der Zug über 414 Sitzplätze und erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 200 Stundenkilometern. Die Besonderheit des Zuges besteht darin, dass er von der russischen Spurweite von 1 520 Millimeter automatisch auf die 1 435 Millimeter breite Normalspur wechseln kann.

Internationale Züge auf russischen Schienen

Sapsan ist ein Hochgeschwindigkeitszug (230 Stundenkilometer), der von Siemens hergestellt worden ist. Seit 2009 verkehrt er auf der Strecke Moskau – Sankt Petersburg. Im Jahr 2010 kam eine weitere Strecke hinzu: Moskau – Nischni Nowgorod. Der Vertrag über die Lieferung von acht Sapsan-Zügen und eine technische Bedienung für die nächsten 30 Jahre kosteten RZD rund 600 Millionen Euro.

Der Nachfolgevertrag wurde im Jahr 2011 unterzeichnet. Lastochka („Schwalbe") ist ein 160 Stundenkilometer schneller Nahverkehrszug, der ein gemeinsames Projekt von Siemens und der russischen Gruppe Sinara darstellt. Der erste Auftrag für die Lieferung von 38 Zügen deutscher Produktion kostete RZD rund 410 Millionen Euro.

Allegro ist ein Hochgeschwindigkeitszug (200 bis 220 Stundenkilometer) des französischen Unternehmens Alstom. Seit 2010 bedient dieser Zug die Strecke Sankt Petersburg – Helsinki. Der Vertrag für die Lieferung von vier Zügen belief sich auf etwa 120 Millionen Euro.

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