Opec-Konferenz: Ölpreis bleibt auf niedrigem Niveau

"Der russische Etat speist sich ungefähr zur Hälfte aus den Einnahmen aus dem Export von Erdöl und Erdgas. Der Rubelverfall sichert den Staatshaushalt gegen die sinkenden Einnahmen ab“, erklären Experten. Foto: Reuters

"Der russische Etat speist sich ungefähr zur Hälfte aus den Einnahmen aus dem Export von Erdöl und Erdgas. Der Rubelverfall sichert den Staatshaushalt gegen die sinkenden Einnahmen ab“, erklären Experten. Foto: Reuters

Kaum ein Tag vergeht ohne ein neues Rekordtief beim Rubelkurs. Nachdem die Opec verkündet hat, nichts gegen den Preisverfall beim Erdöl unternehmen zu wollen, ging es wieder abwärts. Für den durch sinkende Einnahmen gebeutelten russischen Staatshaushalt ist der schwache Rubel laut Experten jedoch von Vorteil.

Die Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) hat bei ihrer Konferenz am 27. November im österreichischen Wien beschlossen, den Ölpreis nicht zu stützen. Die Fördermengen werden für ein halbes Jahr auf 30 Millionen Barrel pro Tag festgeschrieben. Maßnahmen gegen die Überproduktion einiger Staaten werden nicht getroffen. Nach der Opec-Konferenz sank der ohnehin schon niedrige Ölpreis weiter.  Für die russische Wirtschaft ist das ein erneuter Schlag, denn auch der Rubel sackte daraufhin auf ein neues Rekordtief ab.

Der Ölpreis fiel nach der Opec-Konferenz um 7,21 Prozent gegenüber dem letzten Tiefstand von 2010, als das Barrel 72,52 US-Dollar kostete. Der Rubel gab gegenüber  US-Dollar und Euro sogar um zehn Prozent nach. Alexej Koslow, Chef-Analyst bei UFS IC, geht von einem weiteren

Preisverfall beim Erdöl aus: „Der OPEC-Beschluss, die Fördermengen nicht zu beschränken führt dazu, dass das derzeitige Ungleichgewicht auf dem Markt bestehen bleibt. Die Situation hat sich verschärft, seitdem deutlich mehr Erdöl durch Fracking gefördert wird.“ Auch Wladislaw Grinko, Dozent am Institut der Wirtschaft natürlicher Monopole bei der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Öffentlichen Dienst, hält weiter fallende Ölpreise ebenfalls für recht wahrscheinlich, gibt aber zu bedenken, dass weltweit niemand davon profitieren würde. „Schon jetzt sind durch den niedrigen Ölpreis tausende Arbeitsplätze in der US-amerikanischen Erdölindustrie gefährdet“, mahnt er.

Alexej Koslow ist überzeugt, dass die weitere Preisentwicklung auch in Zukunft vom Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage abhängen wird. Zurzeit wird der Markt vom großen Angebot an Schieferöl beherrscht. Koslow rechnet damit, dass sich der Erdölpreis bei 68 bis 75 US-Dollar pro Barrel der Rohölsorte Brent einpendeln wird. Wladislaw Grinko bemerkt, dass nicht alle Opec-Mitglieder mit den Ergebnissen der Wiener Konferenz zufrieden gewesen seien. Insbesondere für Venezuela, Libyen, Ecuador, Oman, Iran, Irak, Algerien, Bahrein und Jemen sei der niedrige Ölpreis schmerzhaft. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass einige dieser Staaten versuchen werden inoffizielle Absprachen zu treffen, um das Erdölangebot zu reduzieren“, glaubt er. Mehr noch, am Ende könnte eine Alternative zur Opec entstehen und die Erdölpreise wieder ansteigen, meint Grinko.

 

Russlands Wirtschaft besteht trotz Rubelkrise

Dmitrij Baranow, Senior-Experte bei Finam Management, ist davon überzeugt, dass der OPEC-Beschluss recht bald überholt sein und der Erdölpreis sich wieder erholen wird. „Zudem hängt die russische Wirtschaft von zu vielen Faktoren ab. Man sollte also nicht davon ausgehen, dass das Ergebnis der Opec-Konferenz große Auswirkungen auf Russland hat“, sagt er. 

Vom Erdölpreisniveau hängen im starken Maße die Einnahmen des russischen Staatshaushalts ab. „Der russische Etat speist sich ungefähr zur Hälfte aus den Einnahmen aus dem Export von Erdöl und Erdgas. Der Rubelverfall sichert den Staatshaushalt gegen die sinkenden Einnahmen ab“, erklärt Koslow. Das Nachgeben der russischen Währung sei eine marktgerechte Reaktion auf die Preisentwicklung bei Erdgas und Erdöl.

„Der Rubel ist, wenn man seine Kaufkraft betrachtet, gegenwärtig ungerechtfertigt unterbewertet und sein Kurs entspricht nicht den Grundkennziffern des russischen Wirtschafts- und Finanzsystems“, sagt Wladislaw Grinko. Er berichtet, dass der Staatshaushalt der Russischen Föderation von Januar bis September 2014 einen Überschuss in Höhe von zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes verzeichnen konnte. „Auch in der Industrie ist eine Verbesserung der Kennziffern zu beobachten, und von der Gesundung der Wirtschaft zeugt ebenfalls die Tatsache, dass die Arbeitslosenquote mit fünf Prozent eine der niedrigsten in der Welt ist. In den russischen Großstädten ist sie sogar noch geringer“, führt Grinko weiter aus. Verdeckte Arbeitslosigkeit wird seiner Meinung nach durch verdeckte Beschäftigung mehr als ausgeglichen.

Als weiteres Zeichen einer positiven Wirtschaftsentwicklung führt Grinko den Zustrom von  Arbeitsmigranten an. Nach offiziellen Angaben befinden sich in Russland 11,8 Millionen ausländische Bürger, von denen die Mehrheit einer Beschäftigung nachgeht.

 

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