Weltbank-Konkurrenz: Russland will Chinas neuer Entwicklungsbank beitreten

Russland erhofft sich mehr Einfluss auf asiatischen Märkten. Foto: Reuters

Russland erhofft sich mehr Einfluss auf asiatischen Märkten. Foto: Reuters

Russland macht weitere Schritte in Richtung Asien: Das russische Parlament hat das Abkommen zur Gründung der Neuen Entwicklungsbank der Brics-Staaten ratifiziert. Zudem will sich Russland an der neuen Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) beteiligen.

Russland will sich als Gründungsmitglied an der Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) beteiligen. Nach Angaben des stellvertretenden Ministerpräsidenten Igor Schuwalow stellte die Russische Föderation einen entsprechenden Antrag, meldet die russische Nachrichtenagentur Interfax. In welcher Höhe Russland sich beteiligen wird, ist noch unbekannt. Das meiste Kapital wird China bereitstellen.

„Russland als Gründungsmitglied erhofft sich gewisse Privilegien wie günstige Projektfinanzierungen und Einfluss auf die Führungsebene der neuen Bank", erklärt Sergej Fomin, Direktor der juristischen Abteilung von UFS IC. Zudem könne Russland sich erneut als nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich starkes Land präsentieren.

Die AIIB geht auf eine Initiative des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping zurück. Sie steht allen Staaten und Wirtschaftssubjekten offen, die zur wirtschaftlichen Entwicklung in Asien und der ganzen Welt beitragen wollen. Am 24. Oktober 2014 unterzeichneten China und 20 weitere Staaten, darunter Indien und Singapur, in Peking eine Absichtserklärung zum Aufbau der Bank. In den vergangenen zwei Wochen haben immer mehr Staaten ihr Interesse an einer Beteiligung signalisiert, so auch Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, die Schweiz, Luxemburg, Australien und die Niederlande.

Der russische Wirtschaftswissenschaftler Sergej Chestanow glaubt jedoch, dass es noch einer langer Weg sei, bis die AIIB eine echte Alternative zu den bestehenden globalen Finanzinstitutionen werde. Er verweist auf die engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und den USA, die eine starke Position beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) einnehmen. „China schafft zwar eine konkurrierende Finanzinstitution, wird aber nicht auf einen harten Konfrontationskurs gehen", meint Chestanow.

 

Russisches Parlament ratifiziert Brics-Bank

Die AIIB könnte mit einem Kapital von 100 Milliarden US-Dollar (93 Milliarden Euro) starten. Sergej Fomin rechnet damit, dass diese Summe in Zukunft noch steigen könnte, vor allem durch Mittel asiatischer Investoren. „In diesem Fall könnte die AIIB eine wichtige Rolle in einem neuen asiatischen Finanzsystem spielen", meint Fomin.

Neben der AIIB beteiligt Russland sich auch an der neuen Entwicklungsbank der Brics-Staaten. Ende Februar stimmte das russische Parlament dem zu. Die Entwicklungsbank der Brics-Staaten will bis Ende 2015 ihre Arbeit

aufnehmen. Beide Institutionen verfolgen ähnliche Ziele und sind auch im Hinblick auf ihre finanzielle Ausstattung vergleichbar. „Beide Projekte befinden sich gerade in ihrer Anfangsphase. Russland wird sich auf das erfolgversprechendere konzentrieren", ist Chestanow überzeugt.

Jaroslaw Lisowolik, Chefökonom der Deutschen Bank in Russland, findet dagegen eine russische Beteiligung an beiden Projekten sinnvoll: „(Die AIIB) ist ein Instrument zur langfristigen Stärkung der Integration der russischen Wirtschaft in der sehr wichtigen asiatischen Region." Russische Experten betrachten die AIIB und die neue Brics-Bank als notwendige Alternativen zu den traditionellen Finanzstrukturen wie dem IWF oder der Weltbank, für die sie laut Lisowolik zu einer Herausforderung werden könnten. Er geht jedoch ebenfalls davon aus, dass die beiden neuen Institutionen auf Koordination und nicht auf Konfrontation setzen werden.

Nach Schätzungen der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) wird Asien bis zum Jahr 2020 jährlich etwa 800 Milliarden US-Dollar (745 Milliarden Euro) für den Infrastrukturaufbau benötigen.

Die Asiatische Entwicklungsbank selbst stellt pro Jahr lediglich zehn Milliarden US-Dollar (9,3 Milliarden Euro) für entsprechende Projekte bereit.

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