Waren gegen Öl: Russland etabliert sich als Handelspartner im Iran

Von einem frühen Aufbau von Handelsbeziehungen mit dem Iran  könnte Russland profitieren. Foto: Lori/Legion Media

Von einem frühen Aufbau von Handelsbeziehungen mit dem Iran könnte Russland profitieren. Foto: Lori/Legion Media

Russland kauft Erdöl vom Iran, um Märkte im Asien-Pazifik-Raum zu beliefern. Im Gegenzug erhält der Iran Waren aus Russland. Ein kluger Schachzug Russlands, um sich schon vor Aufhebung der Sanktionen als zuverlässiger Handelspartner zu positionieren, meinen Experten.

Russland habe begonnen, Getreide, Technik und Baumaterial gegen Erdöl in den Iran zu liefern. Das gab RIA Novosti zufolge Russlands stellvertretender Außenminister Sergej Rjabkow am Montag vergangener Woche bekannt. Die Aufnahme von Handelsgeschäften hat auch Dmitri Peskow, Pressesprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, laut Interfax bestätigt. Allerdings ruderte der russische Energieminister Alexander Nowak zwei Tage später zurück und korrigierte, gegenwärtig werde lediglich über die Verrechnungsmethode verhandelt. Der Iran ist an Lieferungen von Pumpen, Verdichteranlagen, Gasturbinen, Walzgut, Rohren, Anlagen für Kraftwerke, Weizen, Hülsenfrüchten, Ölpflanzen, Fleisch, Holz und Lederwaren interessiert.

Dass Russland Verhandlungen mit dem Iran über Warenlieferungen im Rahmen von Erdöl-Tauschgeschäften führt, wurde bereits Anfang 2014 bekannt. Im November vergangenen Jahres konnte Alexej Uljukajew, russischer Minister für Wirtschaftsentwicklung, jedoch noch kein konkretes Datum nennen. Nach Angaben der russischen Online-Zeitung „Gazeta.ru" geht es um Erdöllieferungen von rund 500 000 Barrel pro Tag, die im Rahmen eines sogenannten Swap-Deals erfolgen sollen. Das iranische Öl geht in russisches Eigentum über, wird aber nicht nach Russland, sondern soll direkt vom Iran aus nach China und Indien geliefert werden. Das ist ein übliches Geschäftsmodell, wenn direkte Transportwege fehlen. Den Preis für die Lieferung nach China und Indien bestimmt Russland.

Alexander Kurdin vom Analysezentrum der russischen Regierung vermutet, dass Russland aus dem Ankauf von iranischem Erdöl wirtschaftliche und politische Vorteile ziehen könne. „Gegen den Iran laufen immer noch Sanktionen. Wenn Russland nun Geschäfte mit dem Iran macht, könnte der sich revanchieren, indem er Anreize in Form von Preisermäßigungen und günstigen Kaufkonditionen für russische Waren schafft und auch politisch Zugeständnisse macht", meint Kurdin.

 

Geschäft zum gegenseitigen Vorteil

Kira Juchtenko, Analystin der Brokergesellschaft FBS, geht davon aus, dass Russland ein gutes Geschäft macht. Sie rechnet mit einem Rabatt für Russland von etwa fünf US-Dollar pro Barrel iranischen Erdöls. Der Verkauf in den Asien-Pazifik-Raum erfolge dagegen zu den marktüblichen Preisen. „Wir erweisen dem Iran dennoch einen Freundschaftsdienst, denn das isolierte Land hat nach wie vor Schwierigkeiten, Absatzmärkte für seine Rohstoffe zu finden", so Juchtenko. Russland habe zudem Aussichten darauf, nach der Aufhebung der Sanktionen Irans bevorzugter Partner zu werden, glaubt sie. Das sei besonders wichtig, da der Asien-Pazifik-Raum von Erdöllieferanten aus aller Welt, einschließlich Saudi-Arabiens, hart umkämpft sei.

Der Iran stelle für Russland einen neuen, großen Absatzmarkt dar, betont Kira Juchtenko. Nach Schätzungen der Ökonomin könne der Warenumsatz zwischen Russland und dem Iran in Zukunft von aktuell 1,5 auf sechs

Milliarden US-Dollar pro Jahr steigen. Nach Aufhebung der Sanktionen will der Iran die Erdölexporte auf eine Million Barrel pro Tag erhöhen, berichtet Interfax unter Berufung auf den iranischen Erdölminister. In der Folgezeit könnte die Erdölförderung auf bis zu drei Millionen Barrel pro Tag gesteigert werden. „Russland erhält die Chance, zusätzliche Rohstofflieferungen zu kontrollieren, das wird sich auch auf die Preise auswirken", sagt Grigori Birg, Analyst bei Investcafé.

„Sobald die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben sind, werden auf jeden Fall zusätzliche Mengen auf den Markt kommen, unabhängig davon, ob Russland daran beteiligt ist oder nicht", meint auch der Politikwissenschaftler Professor Nikolai Petrow von der Higher School of Economics. „Wenn Russland diesen Prozess schon nicht aufhalten kann, dann wäre es vernünftig, die führende Rolle darin zu übernehmen", resümiert Petrow.

 

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