Russland und China vereinbaren umfangreiche Kooperationsprojekte

Wladimir Putin und Xi Jinping unterzeichneten am 8. Mai mehrere Abkommen über die wirtschaftliche Kooperation zwischen Russland und China. Foto: Konstantin Sawraschin/Rossijskaja Gaseta

Wladimir Putin und Xi Jinping unterzeichneten am 8. Mai mehrere Abkommen über die wirtschaftliche Kooperation zwischen Russland und China. Foto: Konstantin Sawraschin/Rossijskaja Gaseta

Chinas Staatspräsident Xi Jinping kam am vergangenen Freitag zu einem Besuch nach Moskau. Er kam nicht mit leeren Händen: China gewährt russischen Banken und Unternehmen milliardenschwere Kredite. Im Gegenzug liefert Russland Energie und Flugzeuge ins Reich der Mitte.

Am vergangenen Freitag traf der chinesische Staatspräsident Xi Jinping zu einem Staatsbesuch in Russland ein. Er nahm an den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs teil und traf auf Russlands Präsident Wladimir Putin. Beide Politiker bekräftigten ihre Absicht einer engeren Kooperation zwischen ihren Ländern. Davon profitiert auch die Wirtschaft: Mehrere russische Unternehmen schlossen laut der Nachrichtenagentur RIA Novosti umfangreiche Abkommen mit chinesischen Partnern. Vor allem ging es um finanzielle Unterstützung durch chinesische Banken, die Kredite gewähren werden. Vor dem Hintergrund der bestehenden Sanktionen gegen Russland ist die Kapitalbeschaffung auf dem internationalen Finanzmärkten für einige russische Banken und Unternehmen derzeit nur eingeschränkt möglich. Abgerechnet wird bei den Abkommen überwiegend in Rubel und chinesischen Yuan. Putin erklärte nach dem Treffen mit Jinping, beide Länder seien „bestrebt, die Zusammenarbeit im Finanzbereich zu stärken, unter anderem durch eine stärkere Verwendung von Rubel und Yuan in bilateralen Abkommen." Er wies darauf hin, dass alleine in den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres der Anteil der Nationalwährungen in bilateralen Verträgen mehr als sieben Prozent betragen habe.

Auch Gelder, die China russischen Banken zur Verfügung gestellt hat, werden in Yuan ausbezahlt, so etwa sechs Milliarden Yuan, umgerechnet etwa 874,89 Millionen Euro, die die größte Bank Russlands, die staatliche Sberbank, von der chinesischen Entwicklungsbank als Kredit bekommt. Die Geldmittel werden für die Modernisierung des größten russischen Zementherstellers Ewrozement verwendet. Die zweitgrößte staatliche russische Bank VTB wird von der chinesischen Staatsbank Export-Import-Bank von China einen Kredit in Höhe von drei Milliarden Yuan, umgerechnet 437,45 Millionen Euro, erhalten. Diese unterstützt auch die Wneschekonombank mit einem Kredit von 3,9 Milliarden Yuan, etwa 568,68 Millionen Euro, mit einer Laufzeit von 15 Jahren. Das Geld soll in die Fertigung von Sonderstahl in Russland investiert werden.

 

Kredite gegen Energie

Gazprom-Chef Alexej Miller und der Vizepräsident der chinesischen Nationalen Erdöl- und Erdgasgesellschaft CNPC, Wang Dongjin, unterzeichneten ein Abkommen über die Rahmenbedingungen für Erdgaslieferungen aus Russland nach China über die Altai-Pipeline. Diese 2 700 Kilometer lange Route soll in den kommenden 30 Jahren 30 Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas pro Jahr nach China liefern. Das Projekt soll nach Schätzungen aus dem Jahr 2006 rund 6,33 Milliarden Euro kosten. Mit dem russischen Luftfahrtkonsortium OAK haben chinesische Behörden zudem die Lieferung von 100 Flugzeugen vom Typ Sukhoi SuperJet-100 innerhalb der nächsten drei Jahre vereinbart. Der Auftragswert liegt bei geschätzten 3,21 Milliarden Euro.

Die chinesische Regierung versprach, rund 5,26 Milliarden Euro in den Bau der ersten russischen Hochgeschwindigkeitseisenbahnstrecke von Moskau nach Kasan zu investieren. Die 770 Kilometer lange Strecke würde die Reisezeit von derzeit 11,5 Stunden auf 3,5 Stunden verkürzen. Den Bau der neuen Strecke würden chinesische Unternehmen übernehmen.

 

Die Abhängigkeit steigt

Experten zufolge vergrößern die neuen Abkommen die Abhängigkeit der russischen Unternehmen von chinesischem Kapital. „China ist die weltweit

größte Wirtschaft nach Bruttoinlandsprodukt-Kaufkraftparität und unser unmittelbarer Nachbar. Es besteht ein deutlicher Unterschied zwischen der Größe der Wirtschaften und dem Bedarf an Finanzmitteln. Vor diesem Hintergrund ist die starke chinesische Position gerechtfertigt", meint der Wirtschaftsfachmann Ilja Balakirew. Russland werde dennoch eine Beziehung auf Augenhöhe anstreben.

Anton Soroko von der Investmentgesellschaft Finam meint, dass Russland kaum eine andere Wahl habe, als die Kooperation mit China auszuweiten. Dennoch sei die Zusammenarbeit für beide Seiten von Vorteil. Die Annäherung sei in einem bestimmten Maße durch die Veränderungen auf der weltpolitischen Bühne diktiert worden, aber auch durch den Wunsch der Entwicklungsländer, auf globale Prozesse mehr Einfluss nehmen zu können. Insbesondere hat sich die Integration der informellen BRICS-Gruppe beschleunigt: 2015 wird deren Gipfeltreffen in der russischen Stadt Ufa, 1 330 Kilometer östlich von Moskau, stattfinden.

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