Die neue russische Kreditkarte trägt den Namen Mir (russ. für Welt oder Frieden). Foto: Sergej Fadeitschew/TASS
Die russische Regierung hat am vergangenen Freitag den Prototypen einer nationalen Kreditkarte vorgestellt. Sie trägt den Namen Mir (russ. für Welt oder Frieden) und soll ab dem Jahr 2016 flächendeckend in Umlauf kommen. Wie Olga Skorobogatowa, Vize-Chefin der russischen Zentralbank, bei der Präsentation mitteilte, hätten die amerikanische MasterCard und die japanische JCB bereits Interesse an einer Kooperation bekundet. Als weitere potenzielle Partner des neuen russischen Systems gelten zudem die Zahlungssysteme der Brics-Staaten. „Der Aufbau des neuen Systems schreitet sehr schnell voran, weshalb bereits jetzt unterschiedliche technische Probleme auftauchen. Darüber hinaus ist es fraglich, ob das neue Zahlungssystem den Zuspruch der Bevölkerung erhalten wird", sagt Hauptanalyst bei UFS IC Ilja Balakirew.
Die Ausstellung der Kreditkarte war Teil eines groß angelegten Programms zur Schaffung eines autonomen russischen Finanzsystems. Grund dafür waren die Sanktionen der USA im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine. Seinerzeit stoppten die internationalen Betreiber die Bearbeitung von Zahlungen mit Karten der sanktionierten russischen Banken. Um die Wiederholung eines solchen Szenarios zu vermeiden, wurde in Russland am 1. April 2015 das nationale Zahlungssystem eingeführt, mit dem die Zahlungen innerhalb Russlands bearbeitet werden. Diesem schlossen sich kurz darauf die Zahlungssysteme Visa und MasterCard an. Die Ausstellung von Plastikkarten des russischen nationalen Zahlungssystems soll nun ein nächster Schritt sein. „Die Idee einer nationalen Kreditkarte ist nicht direkt durch die Sanktionen bedingt, dieses Thema wurde seit langer Zeit mehr oder weniger intensiv diskutiert", sagt der Leiter der Analytik-Abteilung der IC Russ-Invest Dmitrij Bedenkow. Mit der Einführung westlicher Sanktionen wurde dieser Vorgang nur beschleunigt.
Angaben der russischen Zentralbank zufolge sind bereits zehn Banken der Russischen Föderation bereit, die neuen Kreditkarten auszustellen. Dazu gehören die unter Sanktionen stehende Bank Rossija und die Kreditgesellschaften der Halbinsel Krim. Dies betrifft allerdings nur die technische Seite. Nach Aussage Anton Sorokos, Analyst der Investmentgesellschaft Finam, ist die Ausstellung einer physischen Plastikkarte ein recht günstiger Prozess, der sich nicht mit den anderen operativen Ausgaben eines Kreditinstituts messen kann, zum Beispiel jenen für das Marketing oder für die Arbeitsvergütung.
Viel schwieriger sei es, das neue Zahlungssystem zu etablieren. „Es werden noch einige Wochen gebraucht, bis der Prototyp der Zahlungssoftware für das russische nationale Zahlungssystem Mir das Testverfahren durchlaufen hat und zufriedenstellende Ergebnisse vorweist", sagt der Dozent der Finanzfakultät der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Staatsdienst beim Präsidenten Russlands Wasilij Jakimkin. Seinen Worten zufolge kann das Zahlungssystem Verträge mit den internationalen Zahlungssystemen schließen, um das Verfahren zu beschleunigen, etwa mit Visa, MasterCard oder der chinesischen China UnionPay.
„Der Markt ist im Segment der Zahlungssysteme sehr regulierungsempfindlich", sagt Balakirew. Unter anderem könne der Staat die staatlichen Gesellschaften verpflichten, auf die Arbeit mit dem neuen Zahlungssystem umzusteigen.
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