Verhandlungen gescheitert: Kein russisches Gas mehr für die Ukraine

Foto: Reuters

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Die Ukraine will im dritten Quartal kein russisches Gas mehr kaufen und ist auf der Suche nach alternativen Lieferanten. Prompt stellte Gazprom die Gaslieferungen ein. Unterschiedliche Preisvorstellungen führten zum Scheitern der letzten Verhandlungsrunde.

Der russische Gasmonopolist Gazprom liefert seit Juli kein Gas mehr in die Ukraine. Zuvor war die jüngste trilaterale Gesprächsrunde zum Gasstreit zwischen Russland, der Ukraine und Vertretern der Europäischen Union gescheitert. Der ukrainische Energieminister Wladimir Demtschischin erklärte einem Bericht der Zeitung „Kommersant“ zufolge anschließend, im dritten Quartal 2015 kein russisches Gas mehr kaufen zu wollen.

Gescheitert seien die Gespräche an unterschiedlichen Preisvorstellungen, sagte Russlands Energieminister Alexandr Nowak zu Journalisten. Gazprom habe einen Preis von 247,18 US-Dollar (221 Euro) pro 1 000 Kubikmeter angeboten. Die Ukraine wollte jedoch lediglich um die 200 US-Dollar zahlen.  

„Kiew stellte ausschließlich unbegründete Forderungen“, sagt Ilja Balakirew, Chef-Analyst bei UFS IC. „Wäre man auf diese Forderungen eingegangen, hätte die Ukraine für das Gas sehr viel weniger bezahlt als andere europäische Länder. Aber Gazprom wollte sich an einer solchen Benefizaktion nicht beteiligen“, fasst er zusammen. Balakirew geht davon aus, dass hinter den ukrainischen Preisvorstellungen eher die EU stecke, die die Ukraine finanziell unterstützt.

Eine komplizierte Beziehung

„Für Gazprom ändert sich nichts. Seit Jahren ist das Verhältnis zur Ukraine in Gasfragen kompliziert und es hat schon schwierigere Situationen gegeben“, meint Dmitrij Baranow, führender Experte bei UK Finam Management. Er ist überzeugt, dass die Gespräche fortgesetzt werden und die Parteien doch noch einen Kompromiss finden werden, wie so oft in der Vergangenheit. Dann würde auch das Gas wieder fließen, glaubt er.

Ilja Balakirew zufolge trägt der Konflikt auch einen saisonalen Charakter. „Im Herbst wird die Ukraine Gas kaufen müssen, um die Speicher wieder aufzufüllen, denn sie muss auch den Transit gewährleisten. In der Mitte des Sommers hat Kiew noch genug Reserven, um eine Provokation zu starten“, meint er. Gazprom empfiehlt er daher, einfach abzuwarten.  

Laut ukrainischem Energieminister will das Land alternative Lieferanten finden. „Wir werden Gas kaufen, aber nicht in Russland – zumindest bis wir eine Einigung beim Preis erzielt haben“, zitiert der „Kommersant“ Wladimir Demtschischin. Wer der potenzielle Gaslieferant werden soll, ist noch offen. Die Ukraine kaufte zuvor in der Slowakei und in Ungarn Gas mit der „Reverse-Flow“-Technik. Dabei fließt Gas, das von Gazprom an europäische Verbraucher verkauft wurde, durch die Ukraine. Die Abnehmerstaaten verkauften dieses Gas anschließend wieder an den ukrainischen Gasversorger Naftogaz. Im Herbst 2014 versuchte der russische Energieriese, das zu verhindern, indem es die Liefermengen nach Europa begrenzte. Das Unternehmen musste diese Praxis jedoch einstellen.

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