Immer mehr Konzerne eröffnen Produktionsstätten in Russland.
Getty ImagesIm vergangenen Jahr kaufte der US-Pharmakonzern Abbott für 238,6 Millionen Euro rund 98 Prozent der Anteile von Veropharm, einem der größten russischen Hersteller von Generika vor allem im Bereich der Onkologie. Die Produktionsstätte des Unternehmens, welche in der Oblast Wladimir gebaut wird, soll für Abbott zum Dreh- und Angelpunkt für die wirtschaftlichen Unternehmungen in Russland werden.
Laut Schätzungen von Sergej Schuljak, Generaldirektor des Analyse-Unternehmens DSM Group, würde die Produktionsleistung dieser Niederlassung bereits für ein umfangreiches Exportprogramm ausreichen. Alle für den Export nach Europa und in die USA nötigen Zertifikate für diese Niederlassung könnten dem Experten zufolge im Laufe von ein bis zwei Jahren eingeholt werden.
Bislang war jedoch nur ein geringer Teil der in russischen Pharmawerken erzeugten Arzneimittel für den Export bestimmt gewesen. Laut Angaben des Analyse-Unternehmens RNC Pharma wurden im Jahr 2014 Medikamente im Wert von rund 214,3 Millionen Euro aus Russland ausgeführt. Bereits im ersten Halbjahr 2015 sind im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres Arzneimittel im Wert von über 114,3 Millionen Euro exportiert worden, was einem Zuwachs von 31 Prozent entspricht. „Russische Produktionsstätten sind für Hersteller aus dem Ausland in erster Linie eine Absicherung für den Fall, dass Einschränkungen eingeführt werden sollten, und lediglich in zweiter Linie Geschäftspartner“, sagt Iwan Gluschkow von Stada CIS.
Der größte Exporteur von pharmazeutischen Produkten ist der Konzern Nischfarm, welcher der deutschen Stada Arzneimittel AG gehört und 2014 insgesamt 11,6 Prozent des gesamten Exports tätigte. Das Unternehmen führt laut RNC Pharma etwa 200 Medikamente hauptsächlich in GUS-Staaten, den baltischen Raum und nach Deutschland aus. Mitte Juli dieses Jahres hat darüber hinaus der französische Konzern Sanofi seine Exportpläne verkündet. So will die französische Pharmafirma im ersten Quartal 2016 damit beginnen, ihr in Russland hergestelltes Insulin nach Deutschland zu verkaufen. Dabei soll der Export aus der Produktionsstätte Sanofi Aventis Vostok, der sich in der Oblast Orjol befindet, erfolgen, da dem Betrieb das für die Ausfuhr von Waren nach Europa nötige Zertifikat GMP (Good Manufacturing Practice) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) erteilt wurde.
Allerdings ist Sanofi nicht der einzige Hersteller von Insulin, der in Russland seinen Sitz hat. Anfang April 2015 hat auch der dänische Pharmariese Novo Nordisk am Industriegelände Grabzewo in der Oblast Kaluga eine Produktionsstätte für Insulin eröffnet. Zudem soll der US-amerikanische Riese Eli Lilly ebenfalls vorhaben, in Russland einen Produktionsstandort zu eröffnen. Bereits in diesem Jahr noch will das Unternehmen die Produktion aufnehmen. Ob Eli Lilly jedoch seine Produktion exportieren wird, ist bis dato nicht bekannt.
„Vor der Krise hat die Produktion von Medikamenten in Russland und in Europa für eine international tätige Pharmafirma in etwa gleich viel gekostet. Heute kostet sie in Russland jedoch ungefähr zehn bis 15 Prozent weniger“, erklärt Nikolaj Bespalow, Leiter der Entwicklungsabteilung bei RNC Pharma. Aus diesem Grund könne man auch in etwa zwei bis drei Jahren, wenn die Betriebe der internationalen Pharmariesen ihre optimale Produktionskapazität erreicht haben werden, mit einer weitgehenden Erhöhung des Exports von Medikamenten aus Russland rechnen, meint Bespalow gegenüber RBTH.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei RBC.
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