Neuer Negativrekord: Der Rubel rollt weiter abwärts

Rekordtief bei Rubelkurs und Ölpreis setzt russische Börse unter Druck.

Rekordtief bei Rubelkurs und Ölpreis setzt russische Börse unter Druck.

Getty Images
Russlands Währung schwächelt weiter und erreicht ein historisches Tief gegenüber dem US-Dollar. Das sorgte an der russischen Börse für heftige Turbulenzen. Und es gibt noch mehr schlechte Nachrichten für Russlands Wirtschaft: Der Ölpreis sinkt weiter.

Der russische Rubel hat ein neues historisches Tief erreicht und kostet im Vergleich zum US-Dollar so wenig wie noch nie. Der RTS-Index reagierte auf den Verfall des Rubels und die erneute Ölpreissenkung mit einem Rückgang von sechs Prozent. An den weltweit wichtigsten Handelsplätzen gab es ebenfalls Unruhe. Der chinesische Index Shanghai Composite brach um 8,5 Prozent und der Dow Jones um 6,08 Prozent beziehungsweise 1001,24 Punkte ein. Der Dow-Jones-Absturz war historisch: Bis dato war er innerhalb eines Tages noch nie um mehr als 800 Punkte gefallen. Der bisher größte Verlust datiert vom 29. September 2008. Damals fiel der Index um 777 Punkte.

Russland ist von den Turbulenzen besonders betroffen. „Von Anfang August an ist der Rubel gegenüber dem Dollar um 35 Prozent gefallen, gegenüber dem Euro um 41 Prozent“, sagt der TeleTrade-Analyst Alexander Jegorow. Experten zufolge sei der Hauptgrund für den Fall des Rubelkurses die hohe Abhängigkeit der russischen Wirtschaft vom Erdölpreis. Erdöl der Marke Brent kostete am Montag 43,54 Dollar, etwa 37,88 Euro. Es ist der niedrigste Wert seit der Krise 2009.

Börsenexperte Iwan Kopejkin von BKS Express merkt an, dass der Rubel die neue Arbeitswoche mit einem starken Wertverfall im Vergleich zu US-Dollar und Euro begann: „Große Kurseinbrüche auf dem chinesischen Fondsmarkt und das Sinken der Erdölquotierungen sind die Hauptgründe für diese Dynamik“, so Kopejkin. Die Entscheidung von Sonntag, nun einer Reihe von Rentenanlagefonds in China zu erlauben, bis zu 30 Prozent ihrer Aktiva – ihr Gesamtvermögen wird auf 100 Milliarden US-Dollar geschätzt – in Aktien auf dem Markt zu investieren, habe ebenfalls geschadet.

„Die russischen Märkte befinden sich erneut im steilen Sinkflug. Die Fondsindices und der Rubelkurs sind simultan eingebrochen und haben damit auf die Entwicklung der Erdölpreise und die Instabilität reagiert, die es aufgrund der Dynamik der Fondsmärkte in China gibt“, sagt auch Igor Kowalew, Analyst bei GK InstaForex.  

Ölpreis bald unter 40 US-Dollar?

Laut Kowalew war es eine Äußerung des iranischen Ölministers Bijan Namdar Zangeneh, die für ein erneutes Sinken des Ölpreises sorgte. „Wir werden die Erdölförderung um jeden Preis steigern. Wir haben keine Alternativen. Wenn die Förderung nicht schnell steigt, werden wir kontinuierlich unseren Marktanteil verlieren“, sagte der Minister der Finanznachrichtenagentur „Bloomberg“. Der Iran war bis zum Ölembargo von 2012 das zweitgrößte Fördererland der Opec. Einige große Mineralölunternehmen, darunter auch BP und Shell, haben bereits ihr Interesse an iranischen Ölquellen bekundet. Dabei, so die Internationale Energieagentur, beträgt der Erdölüberschuss bereits jetzt drei Millionen Barrel täglich.

Der niedrige Ölpreis wirkt sich massiv auf die russische Wirtschaft aus. „Der Haushalt Russlands basiert auf einem Erdölpreis von 50 US-Dollar pro Barrel. Unter den gegebenen Bedingungen sollte man nicht davon ausgehen, dass sich die Lage bessert. Deshalb erwarten wir ein Anhalten der negativen Dynamik auf russischen Fondsplattformen“, sagt Kowalew. Jegorow zufolge sei „die Wahrscheinlichkeit eines Absinkens der Erdölpreise auf das Niveau von 2008 und 2009 recht hoch und es gibt bislang keine objektiven Gründe, einen Preisanstieg zu erwarten; zumindest nicht in diesem Jahr“. 

Russlands Minister für Wirtschaftsentwicklung Alexej Uljukajew sagte am Montag, er wolle eine Preissenkung auf unter 40 US-Dollar pro Barrel nicht ausschließen. Auch Kasachstans Präsident Nursultan Nasarbajew geht von einem weiteren Preisverfall aus. Er sagte, es sei vorstellbar, dass ein Barrel in den nächsten Jahren auf einem Niveau von 30 bis 40 US-Dollar gehandelt werden könnte. Georgij Waschtschenko, Leiter für Operationen auf dem russischen Fondsmarkt in der Investitionsgesellschaft Freedom Finance, empfiehlt dennoch Gelassenheit und sieht sogar einen Vorteil: „Auf den Märkten gibt es Anzeichen von Panik, doch sollte man jetzt noch nicht von Krisenerscheinungen reden. Ausverkäufe geben langfristigen Investoren die Möglichkeit, gute Aktien zu einem günstigeren Preis zu erstehen“, gibt er sich optimistisch.  

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