Keine Staatsgelder für Russlands Eisenbahner

Ausgebremst: Russische Eisenbahngesellschaft bekommt keine staatliche Unterstützung.

Ausgebremst: Russische Eisenbahngesellschaft bekommt keine staatliche Unterstützung.

Getty Images
Die Russische Eisenbahngesellschaft (RZD) muss ohne staatliche Gelder auskommen. Die Regierung verlangt zunächst eine Senkung der Ausgaben. Russische Experten kritisieren die mangelnde Effizienz von Russlands größtem Arbeitgeber.

Die Russische Eisenbahngesellschaft (RZD) bekommt keine Staatsgelder für die großangelegte Sanierung ihrer Infrastruktur. Das habe schließlich auch zum Rücktritt des bisherigen Vorsitzenden Wladimir Jakunin geführt, berichtete die russische Tageszeitung Wedomosti am Montag und beruft sich dabei auf interne Regierungsquellen. Die Eisenbahner sollen zur Stabilisierung ihrer finanziellen Situation rund 1,6 Milliarden Euro oder eine Tariferhöhung um 17,7 Prozent gefordert haben. Die russische Regierung verlangt jedoch, dass zunächst der Rotstift angesetzt wird: Einsparungen sollen gemacht werden, so Wedomosti.

Die Russische Eisenbahngesellschaft ist ein Bummelzug 

Von RBTH befragte Experten bescheinigen der Russischen Eisenbahngesellschaft trotz ihrer hohen finanziellen Ansprüche eine geringe Effizienz. So betrug der Verlust der Gesellschaft für das Jahr 2014 laut offiziellem Jahresbericht umgerechnet rund 2,4 Milliarden Euro. Ilja Buturlin, Geschäftsführer von Hedge Pro, sagt, die operativen Kosten der Gesellschaft seien in den Jahren 2003 bis 2014 um das 3,5-fache gestiegen. Höhere Kosten bedeuteten dabei nicht mehr Leistung: Gleichzeitig sei die Durchschnittsgeschwindigkeit im Güterverkehr von 39,6 Kilometern pro Stunde im Jahr 2004 auf 37,7 Kilometer pro Stunde im Jahr 2014 zurückgegangen.

„Aus der Sicht des Managements befindet sich die Gesellschaft in einer Krise. Je schneller sie diese überwindet, desto besser für die russische Wirtschaft“, sagt Buturlin. Bereits im Oktober 2014 entwickelte die russische Regierung einen Plan mit Vorgaben zur Effizienzsteigerung der Gesellschaft, unter anderem im Hinblick auf die qualitative und operationale Effizienz, die Qualität der Infrastruktur und die Wartung von Waggons.

Dabei initiierte die RZD laut Alexej Baskakow, Leiter des Departements für Wertschätzung bei Finekspertiza, die Einführung von Schuldverschreibungen für die Infrastruktur, um auf diesem Wege neben der Inanspruchnahme des Rentenfonds weitere Gelder für den Bau von Großanlagen zu generieren. „In westlichen Ländern ist es üblich, bis zur Hälfte der Rentenrücklagen in solchen Papieren zu halten. Wir stehen hier erst am Anfang. Es ist mehr oder weniger logisch, dass diese Gelder im Augenblick vor allem in Großprojekte von Monopolgesellschaften angelegt werden. Zukünftig könnten sie jedoch auch in andere Projekte russlandweit investiert werden“, meint Baskakow.

Größter Arbeitgeber Russlands

2014 kündigte die RZD einen umfassenden Umbau der russischen Eisenbahnstrecken an. Unter anderem sollte der Schienenverkehr aus Europa nach Asien, über die transsibirische Eisenbahn und die Baikal-Amur Magistrale (BAM), modernisiert werden. Die Schaffung einer neuen Infrastruktur sollte der russischen Wirtschaftsentwicklung neuen Antrieb verleihen. Hierfür verlangte die Gesellschaft Gelder aus dem Staatshaushalt und dem Nationalen Wohlstandsfonds Russlands, der die Einnahmen der russischen Erdöl- und Erdgasbranche verwaltet. „Selbstverständlich ist die Eisenbahnlogistik der wichtigste Bestandteil der Wirtschaftsinfrastruktur, sozusagen ihr Blutkreislauf. Von ihrer Effizienz hängen der Wohlstand und das Wirtschaftswachstum ab“, sagt Buturlin.

An der RZD hängen zudem viele Arbeitsplätze. Im April 2015 berichtete Wladimir Jakunin auf einem Politikforum in Genf, dass die Gesellschaft 1,2 Millionen Mitarbeiter beschäftige und somit weltweit der größte Arbeitgeber sei. Allerdings stehen im Jahresbericht andere Zahlen. Demnach hat die Russische Eisenbahngesellschaft rund 800 000 Beschäftigte. Das macht sie aber immerhin noch zum größten Arbeitgeber Russlands.

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