Russische Unternehmen wollen asiatische Mitbewerber vom fernöstlichen Markt verdrängen. Auf dem Bild: EIn Blick auf die Bucht Solotoj Rog in Wladiwostok.
Witali Ankow/RIA NovostiRussland setzt weiter auf schwimmende Kernkraftwerke zur Energieversorgung. Im kommenden Jahr soll das erste russische Offshore-Kernkraftwerk die Arbeit aufnehmen und ein zweites ist bereits in Planung. So soll zukünftig das Atomkraftwerk Bilibino im russischen Fernen Osten ersetzet werden. Ein entsprechendes Abkommen unterzeichnete der staatliche russische Atomkonzern Rosatom mit der Regierung des Autonomen Kreises der Tschuktschen. Das schwimmende Kraftwerk wird die Energieversorgung des Hafens von Pewek sicherstellen. Von Pewek aus sollen Schiffe zur Erkundung von fossilen Brennstoffvorkommen in der Arktis starten.
Rosatom-Chef Sergei Kirijenko kündigte in seiner Rede auf dem Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok den weiteren Ausbau der Atomtechnik im asiatisch-pazifischen Raum an. „Der Ferne Osten und der asiatisch-pazifische Raum gehören zu den wichtigsten Entwicklungsregionen für die Atomindustrie“, sagte Kirijenko. „Gemeinsam mit Partnern aus dieser Region evaluieren wir Möglichkeiten für eine Serienproduktion, um den Bedarf in der Region und in anderen Ländern der Welt zu decken“, fügte Kirijenko hinzu.
Der Hafen von Pewek könnte durch das schwimmende Kernkraftwerk größere Bedeutung erlangen. Denn der Ausbau der Nordostpassage als Seeweg aus Europa nach Asien über die Arktis schreitet voran. „Der Staat investiert mehr als 120 Milliarden Rubel, rund 1,6 Milliarden Euro, in den Bau von Atomeisbrechern mit höherer Leistungsfähigkeit. Zwei davon werden bereits gebaut, die Arbeiten an einem dritten sollen im Herbst 2015 starten“, erklärte Kirijenko. Damit bieten sich grundsätzlich neue Möglichkeiten für die Entwicklung des Seewegs. „Wir können die Navigation das ganze Jahr über garantieren. Unsere Schiffe können mehr als drei Meter dicke Eisschichten durchbrechen“, betonte er.
Rosatom plant im Fernen Osten zudem ein Zentrum für Nuklearmedizin. Das Staatsunternehmen wird eine entsprechende Vereinbarung mit der Verwaltung der Region Primorje unterzeichnen. Laut Kirijenko sollen in diesem Zentrum nicht nur Fachkräfte ausgebildet, sondern auch neue Technologien entwickelt werden. In den Ländern des asiatisch-pazifischen Raums steige die Nachfrage nach Technologien für die Strahlentherapie und -diagnostik, für die Steigerung der Ernteerträge und die Konservierung von Lebensmitteln.
Neben Rosatom versuchen weitere russische Unternehmen den asiatisch-pazifischen Markt zu erobern. „Wir wollen die ausländischen Mitbewerber aus China, Japan und Korea von den Märkten der Region verdrängen. Vor allem geht es dabei um die Versorgung mit Schweinefleisch, das zu Schleuderpreisen angeboten wird“, sagt Maxim Bassow, Generaldirektor des russischen Agrarkonzerns Rusagro. Vor einem Jahr habe Rusagro mit seinen Investitionen im russischen Fernen Osten begonnen. Rund 44,8 Millionen Euro sollen in den kommenden vier Jahren für verschiedene Projekte in der Region Primorje aufgewendet werden, unter anderem für den Aufbau einer Schweinezucht.
Die russischen Automobilbauer sehen ebenfalls großes Potential im Fernen Osten. Sie planen einen Ausbau ihrer Produktion von Fahrzeugkomponenten. Wadim Schwezow, Generaldirektor von Sollers, kündigte an, dass am Rande des Östlichen Wirtschaftsforums eine Vereinbarung über den Bau von Mazda-Motoren für den Export unterzeichnet werde. Und mehr noch: „Für die Produktion von Autos kommen heutzutage vielfach Kunststoffe zum Einsatz. Der Ferne Osten verfügt über gute Kapazitäten, um Automobilwerke in Korea und China mit Kunststoffen zu beliefern“, so Schwezow.
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