Fluggesellschaft Transaero: Insolvenz droht

Einer der Gründe könnte die sogenannte „schlechte“ Verschuldung Transaeros sein.

Einer der Gründe könnte die sogenannte „schlechte“ Verschuldung Transaeros sein.

Sergei Bobylev/TASS
Der Ministerpräsident hat bereits zugestimmt: Die zweitgrößte Fluggesellschaft Russlands Transaero könnte schon bald Insolvenz anmelden müssen. Nachdem ein Verkauf an Aeroflot wohl gescheitert ist, fehlt es an alternativen Lösungen.

Der russische Ministerpräsident Dmitrij Medwedjew hat am vergangenen Donnerstag eine mögliche Insolvenz Transaeros, der zweitgrößten Fluggesellschaft Russlands, genehmigt. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung „RBC“. 

Zuvor seien Rettungsversuche für Transaero gescheitert, sagte Alexej Uljukaew, Minister für wirtschaftliche Entwicklung. Der Börsenwert der Fluggesellschaft sank am Freitag nach Bekanntgabe einer möglichen Insolvenz um 38 Prozent. Dieses Szenario bewerten Experten als die schlechteste aller Lösungen für Transaero.

Wie konnte es so weit kommen?

Ursprünglich sollten die Mehrheitsanteile der Fluggesellschaft durch den Konkurrenten Aeroflot übernommen werden. Die Aufsichtsräte beider Unternehmen hatten den Verkauf bereits genehmigt. Letztlich wurde das Geschäft aber auf Eis gelegt.

Einer der Gründe könnte die sogenannte „schlechte“ Verschuldung Transaeros sein. Aeroflot hätte Probleme bekommen können, diese Verschuldung zu restrukturieren und später zu bedienen, meint Emil Martirosjan, Dozent am Institut für Business und Betriebswirtschaft der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Öffentliche Verwaltung beim Präsidenten der Russischen Föderation. Unter den Anteilseignern Transaeros seien auch ausländische Investoren, die ihre Rechte einklagen könnten. In diesem Fall wären eine Insolvenz und die Insolvenzverwaltung die beste Lösung für alle, glaubt Martirosjan.

Dmitri Baranow, führender Analyst der Investmentgesellschaft Finam Management, meint jedoch, dass keiner der Anteilseigner bisher eine Insolvenzklage eingereicht habe, obwohl Sberbank und Alfabank bereits mit dem Gedanken gespielt hätten. „Die Insolvenz wäre für alle schlecht, auch für die Anteilseigner. Außerdem würde sich die Anbindung vieler Ortschaften verschlechtern“, meint Baranow.

Die Hauptbesitzer der Fluggesellschaft – Mitglieder der Familie Pleschakow – sind ebenfalls gegen die Insolvenz und erklärten sich bereit, ihre Aktien einem Bankenkonsortium zu übergeben.

Anna Basoewa, Analystin bei UFS IC, merkt an, dass eine alternative, gemeinschaftliche Lösung für Transaero bisher fehle. Deshalb sei die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz sehr hoch. Der Markt rechne mit diesem Ausgang. Die von der Fluggesellschaft ausgegebenen Wertpapiere hatten in den vergangenen Tagen 40 Prozent an Wert verloren und kosten derzeit kaum mehr als ein Drittel ihres Nominalwertes. Seit Beginn des Monats Oktober darf Transaero zudem keine Flugtickets mehr verkaufen. 

Vorteile und Nachteile der Insolvenz

Eine Insolvenz Transaeros sei keine gute Lösung, meinen viele Experten. „Das wird ein weiteres Zeichen an Unternehmer sein. Damit will man sagen: Aggressives Wachstum mithilfe von Fremdkapital ist aussichtslos“, meint Basoewa. Am meisten seien davon Finanzinstitute, also Banken und Leasingunternehmen, aber auch Inhaber von Wertpapieren, meistens natürliche Personen, betroffen.  

Georgij Waschshenko, Leiter der Abteilung für Transaktionen auf dem Aktienmarkt der Investmentgesellschaft Freedom Finance, meint, Konkurrent Aeroflot würde sich nicht zwingend gegen ein Insolvenzverfahren wehren, sollte kein Kompromiss mit Anteilseignern gefunden werden. So müssten die Schulden des Unternehmens bei einer Übernahme der Konkursmasse nicht beglichen werden. „Dank der Insolvenz könnte Aeroflot teure Büros und einige alte und nicht mehr profitable Flugzeuge problemlos abstoßen“, sagt er.

Die Gesamtverschuldung Transaeros beläuft sich auf etwa 260 Milliarden Rubel, rund 3,5 Milliarden Euro. Die Verpflichtungen gegenüber Banken betragen 80 Milliarden Rubel, beinahe 1,1 Milliarden Euro. Das operative Geschäft der Fluggesellschaft hat derzeit Konkurrent Aeroflot übernommen.  

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