Seit dem vergangenen Jahr ist auch das Interesse an Objekten in Deutschland gestiegen. Besonders in München und Berlin ist die Nachfrage hoch.
Shutter Stock/Legion MediaDie Krise zwingt die Russen, den Kauf von Immobilien im Ausland besser abzuwägen. Nach Angaben der russischen Zentralbank investierten die Russen im zweiten Quartal dieses Jahres rund 229 Millionen US-Dollar (etwa 200 Millionen Euro) in Immobilien im Ausland. Das ist gerade einmal halb so viel wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Den Rückgang der Nachfrage bekommen in erster Linie die Immobilienmakler zu spüren. Nach Angaben der international agierenden Immobilienberatung Knight Frank liegt die Nachfrage nach ausländischen Immobilien in diesem Jahr 30 Prozent niedriger als im Vorjahr. Die Kalinka Group hat differenzierte Zahlen: Es wurden wesentlich weniger Objekte im unteren Preissegment verkauft, dort sei ein Rückgang um 30 bis 60 Prozent in Abhängigkeit von der Lage zu verzeichnen. Die Nachfrage nach hochpreisigen Immobilien sank dagegen nicht ganz so stark, um bis zu 15 Prozent. Die Russen richten ihr Augenmerk verstärkt auf Objekte wie Parkflächen, Hotels, Mietwohnungen, Studentenwohnungen und Einzelhandelsflächen.
Die geografische Verteilung der Nachfrage nach Investmentobjekten beschränkt sich auf Europa, wo das Wachstum der Immobilienpreise derzeit stagniert. Diese Liste wird seit Jahren von Großbritannien angeführt, doch seit dem vergangenen Jahr ist auch das Interesse an Objekten in Deutschland gestiegen. Besonders in München und Berlin ist die Nachfrage hoch. „Hier werden vor allem Häuser und Appartements zur Vermietung erworben“, sagt Jekaterina Rumjanzewa, die Vorstandsvorsitzende der Kalinka Group. „Abhängig vom Status und der Lage des Objekts kann hier mit Einnahmen in Höhe von fünf bis zwölf Prozent des Anschaffungspreises pro Jahr gerechnet werden.“
Marina Kusmina, Direktorin für Auslandsimmobilien bei Knight Frank, ergänzt: „Seit der Krise sind vor allem zentrale Lagen in den europäischen Hauptstädten interessant: London, Madrid, Paris, Berlin und Wien.“ Den Grund dafür kennt Julia Owtschinikowa, Direktorin der Abteilung Auslandsimmobilien bei IntermarkSavills: „Investoren werden vor allem durch stabile Märkte an wirtschaftlich starken Standorten angelockt“, erklärt sie. Dabei wird sowohl in sanierungsbedürftige Altbauten als auch in Neubauobjekte investiert.
Zu den Ländern, in denen die Russen in diesem Jahr verstärkt Ferienimmobilien kaufen, gehören Griechenland und Zypern. Die Nachfrage nach Immobilien dort sei um 50 Prozent gewachsen, sagt
Marina Kusmina. Die Preise für Nobelimmobilien seien seit Beginn der Griechenland-Krise 2009 um durchschnittlich 50 Prozent, im mittleren Preissegment und unteren Preissegment im Schnitt um 20 bis 30 Prozent gefallen. „Während früher eine Villa in Griechenland ungefähr 20 Millionen Euro kostete, zahlt man dort heutzutage nur noch zwölf Millionen Euro“, erklärt Kusmina. Wer jedoch Einkommen in der russischen Landeswährung bezieht, verliert wegen des Kursverfalls Geld durch die gestiegenen Kosten für den Unterhalt der Objekte.
Viele Länder, in denen der Markt in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen ist, haben in der Krise verloren, berichten die Makler. Noch vor Kurzem gehörte die spanische Küstenregion bei den Russen zu den Spitzenreitern, doch nach einer Statistik der dortigen Behörden ist der Verkauf von Immobilien an russische Investoren im zweiten Quartal 2015 auf 15 Prozent zurückgegangen.
In Bulgarien sei dieser Wert auf ein Viertel und in Kroatien auf die Hälfte gesunken, teilt die Immobilienagentur Tranio mit. Auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten habe die Zahl der Käufe abgenommen, doch im Vergleich zu anderen Ländern seien die Umsätze hier ohnehin nie sehr hoch gewesen, erklärt Tranio weiter.
Auch in exotischen Ländern ist die Nachfrage eingebrochen. „Thailand und Vietnam, wo die Russen früher sehr gerne ihren Urlaub verbracht und Häuser gekauft haben, verzeichnen aktuell keine große Nachfrage aus unserem Land“, sagt Igor Indriksons, Inhaber einer Immobilienagentur. „Die geringe Ertragsfähigkeit und die Wirtschaftsprobleme, die bereits bis China vorgedrungen sind, machen es den asiatischen Aktiva schwer, mit den europäischen zu konkurrieren.“
Die große Entfernung und das hohe Steuerniveau wirken sich auch auf die Immobiliengeschäfte in den Vereinigten Staaten aus. Hier sank der Umsatz um die Hälfte.
Klicken Sie das Bild an, um es näher anzusehen.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!