Experten sehen keine größeren Probleme auf Russland zukommen.
APDie Fed, die Notenbank der Vereinigten Staaten, hat das erste Mal seit fast zehn Jahren den Leitzins für Geldanleihen auf 0,25 bis 0,5 Prozent angehoben. Die Entscheidung, die bereits am 16. Dezember gefällt wurde, war erwartet worden, der russische Rubel reagierte kaum.
Die Anhebung des Leitzinses könnte einen Rückgang der Investitionen großer Fonds in die sich entwickelnden Märkte verursachen, glaubt der erste stellvertretende Vorsitzende der russischen Zentralbank Sergej Schwezow. „Als größtes Risiko für die sich entwickelnden Märkte betrachten wir die zunehmende Ertragskraft, die bedeutet, dass Fonds nicht mehr in externe Märkte investieren müssen“, sagte er auf dem Internationalen Repo-Forum in Moskau.
Die Entscheidung der US-Zentralbank bringe für den russischen Markt aber eher einen positiven Effekt, als dass sie mögliche Gefahren berge, sagt Schwezow. „Am interessantesten war die versteckte Ankündigung, den Leitzins im Laufe des kommenden Jahres um einen weiteren Prozentpunkt anzuheben. Es war zu erwarten, dass es ein solch deutliches Signal geben würde.“ Fed-Präsidentin Janet Yellen hatte verlauten lassen, den Leitzins 2016 auf bis zu 1,5 Prozentpunkte anzuheben. Die Regulierungsbehörde bestätigte, dass die Anhebung „schrittweise“ erfolgen und sich im Weiteren an der Entwicklung der Inflation orientieren werde.
Langfristig werde die Anhebung des Leitzinses einen positiven Effekt auf die Preise für Erdöl und damit auch für den Rubel haben, mutmaßt zudem Iwan Kopejkin, Experte bei der Finanzgruppe BCS, im Gespräch mit der Onlinezeitung gazeta.ru.
Der Rubelkurs hängt in der Tat gegenwärtig gar nicht so stark vom Zustand der globalen Finanzmärkte ab als vielmehr vom Erdölpreis und von den Sanktionen, deren Verlängerung die Europäische Union und die USA unlängst beschlossen haben. Die Entscheidung der Zentralbank ist also nicht wirklich ausschlaggebend für Russland. Auch Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew erklärte, dass sich diese auf die makroökonomischen Bedingungen und den Rubel „nicht ernsthaft auswirken“ werde.
Allerdings beschleunigte sich der Verfall des Erdölpreises nach Bekanntgabe der Leitzinsanpassung durch die US-Zentralbank weiter. Der Preis für die Marke WTI sank um 4,9 Prozent auf 35,52 US-Dollar, der Preis für ein Barrel Brent ließ um 3,3 Prozent auf 37,19 US-Dollar nach. Infolgedessen setzte auch die russische Währung ihren Abwärtstrend fort und verlor weitere 0,8 Prozent.
Doch noch besteht kein Grund zur Panik: Zentralbank-Chefin Elvira Nabiullina hatte bereits am 11. Dezember erklärt, dass es nach einer entsprechenden Entscheidung der Fed eine gewisse Volatilität auf den Märkten geben werde. „Das ist zu erwarten, aber ich denke nicht, dass die Auswirkungen sehr groß sein werden“, sagte Nabiullina.
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