Russische Kunden setzen auf Gebrauchtwagen, Autohersteller auf den Export

Sergey Konkov/TASS
Aufgrund der Krise kaufen Russen immer öfter Gebrauchtwagen. Deshalb setzt der russische Autohersteller AwtoWas mit zwei neuen Lada-Modellen auf den Export. So hofft man, die schlechten Geschäftszahlen aus dem vergangenen Jahr auffangen zu können.

Russische Autofahrer interessieren sich besonders für ältere Modelle. Im vergangenen Jahr gehörten der BMW X5 und der Porsche Cayenne mit Kilometerständen jenseits der 100 000 zu den beliebtesten Gebrauchtwagen. Diejenigen, die sich einen Neuwagen zulegen wollen, entscheiden sich für Modelle der günstigeren Klassen A und B. Dies ergaben Analysen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC in Zusammenarbeit mit dem Internetportal für Gebrauchtwagen Avito Avto.

Hauptgrund für die Beliebtheit von Gebrauchtwagen sind die stark gestiegenen Preise für Neuwagen. Diese verteuerten sich im vergangenen Jahr im Schnitt um 22 Prozent. Bei den Gebrauchtwagen stiegen die Preise dagegen nur um zehn Prozent an. Unter diesen Bedingungen begann der Autohersteller AwtoWas mit der Produktion zweier neuer Lada-Modelle: dem Vesta und dem Xray. Zeitgleich beendete das Unternehmen das Jahr mit Rekordverlusten in Höhe von 897 Millionen Euro. Auf dem russischen Markt kosten die neuen Modelle 464 000 und 589 000 Rubel (5500 und 7000 Euro respektive). Damit liegt ihr Preis leicht über dem des beliebten und erprobten Modells Sandero der Renault-Tochter Dacia. Ob sich die neuen Modelle des Lada auf dem russischen Markt etablieren können, ist deshalb fraglich.

AwtoWas setzt auf Export

Die Situation könnte durch Verkäufe im Ausland verbessert werden. „Export muss zum wichtigsten Mittel für Balance und Wachstum für AwtoWas werden. Schließlich steigen die Verkäufe in Europa“, sagt Maria Wola, eine unabhängige Expertin für den Automobilmarkt. Bis Anfang des Jahres beobachtete Wola für AwtoWas die Entwicklung auf den Exportmärkten.

In Ungarn werden Lada-Modelle seit dem 16. Dezember 2015 verkauft. Nach den Ergebnissen des ersten Monats erwartet der Hersteller, dass sich die Verkaufszahlen in diesem Jahr um mehr als das Doppelte auf bis zu 2 000 Wagen steigern werden, so Wola.  

Die Experten bei PWC glauben, dass die steigenden Verkäufe im Ausland ein allgemeiner Trend für die russische Autoindustrie sei. „Der Export wird im Vergleich zum vergangenen Jahr wahrscheinlich steigen. Vor allem, wenn man das neue staatliche Unterstützungsprogramm berücksichtigt“, sagt Wiktorija Sinitschkina, Senior-Managerin bei PWC. Der Staat stellte in diesem Jahr Zuschüsse in Höhe von rund 40 Millionen Euro zur Verfügung. Schätzungen von Awtostat sagen voraus, dass der Export russischer PKWs von 97 000 auf zwischen 150 000 und 200 000 Wagen steigen könnte.

Euro-6 ist der Schüssel zum EU-Markt

Für AwtoWas spielte der Export bis vor Kurzem kaum eine Rolle. Die Autos wurden nahezu ausschließlich in GUS-Staaten verkauft. Seit 2014 aber entwickelt der Konzern aktiv seine Exportstrategie, die sich auf die europäischen und südamerikanischen Märkte sowie die Länder am Persischen Golf fokussiert. „Die aktuelle Modellreihe wurde im November 2015 nach der Euro-6-Abgasnorm zertifiziert und wird nach Deutschland, Österreich, Bulgarien, Serbien, Kroatien, Slowakei und Ungarn exportiert“, berichtet Wola.

Auch die neuen Modelle werden den Euro-6-Normen entsprechen. Die Zertifizierung von Vesta soll im Frühjahr abgeschlossen sein. Bereits im Sommer kann das Modell bei europäischen Händlern zum Verkauf angeboten werden. Das Xray-Modell wird gegen Ende des Jahres auf den Markt kommen. Beide Modelle sollen Käufer im Preissegment unter 15 000 Euro überzeugen. Den existierenden Preisunterschied zwischen dem inländischen und ausländischen Markt erklärt Wola mit den Ausgaben für die Zertifizierung, der Weiterentwicklung nach europäischen Standards sowie zusätzlicher Zölle für den Import aus Nicht-EU-Ländern. Zu den Hauptkonkurrenten russischer Modelle im Ausland zählen wie auch im Inland die günstigeren Marken Dacia und Renault. 

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