Abkommen gegen Steuerbetrug: Das sollten Sie jetzt wissen

Liegen auf Ihrem Konto mehr als eine Million US-Dollar, so kann die Bank detaillierte Informationen verlangen.

Liegen auf Ihrem Konto mehr als eine Million US-Dollar, so kann die Bank detaillierte Informationen verlangen.

Kommersant
Moskau hat sein Einverständnis zur Herausgabe von Konten- und Steuerdaten von Ausländern in Russland an die Behörden derer Heimatländer gegeben. Mitte Mai schloss sich Russland dem System zum automatischen Austausch von Steuerinformationen entsprechend dem Common Reporting Standard (CRS) an, wie die Nachrichtenagentur Tass mitteilte. RBTH gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wer ist von dem neuen Abkommen über den Austausch von Steuerdaten betroffen?

Ab 2017 werden die Finanzinformationen über Konten ausländischer natürlicher und juristischer Personen von den russischen Banken erfasst. Ab 2018 werden die Informationen dann an die Steuerbehörden der entsprechenden Teilnehmerstaaten des Abkommens übermittelt. Bisher wurde der Vertrag von 82 Staaten unterzeichnet, darunter von Ländern in Europa wie Deutschland, Frankreich und Luxemburg, in Südamerika wie Mexiko und Argentinien, in Asien wie China und Südkorea sowie in Afrika und von Australien. Es ist übrigens gar nicht sicher, dass Russland die Informationen mit allen Unterzeichnerstaaten des Abkommens austauschen wird. Formal hat Moskau zunächst die Länder, mit denen es Daten austauschen möchte, zu benachrichtigen, und nur bei gegenseitigem Einverständnis wird die Prozedur initiiert.

Warum ist Russland dem Abkommen beigetreten?

Dahinter steht der Kampf gegen die Offshore-Gesellschaften, vor allem der Zugriff auf die Informationen über russische Kontoinhaber in ausländischen Banken. Alle, die sich mit dem Datenaustausch mit Russland einverstanden erklären, erhalten nicht nur Informationen über ihre Residenten, sondern verpflichten sich auch, die entsprechenden Daten über Russen zu melden.

Welche Informationen übergeben die Banken dem Finanzamt?

Entsprechend dem Gesetzentwurf, der bereits von der obersten Steuerbehörde Russlands, dem Föderalen Finanzdienst, ausgearbeitet wurde, haben die Banken und Finanzsachverständigen über die Investitionseinkommen ihrer Kunden, den Verkauf von Aktien, den Kontostand sowie die Zinsen aus Guthaben und Obligationen zu berichten. Dazu muss zuerst allerdings geklärt werden, wer der finale Begünstigte des Kontos oder der Wertpapiere ist.

Muss ich mir Sorgen machen, wenn ich ein ausländischer Bürger bin, aber mein Gehalt in Russland beziehe?

Wenn Sie als Resident Russlands gelten, so unterliegen Ihre Kontoinformationen nicht der Erfassung und der Analyse. Allerdings hat jedes Land seine eigene Definition des Begriffs „Ansässigkeit“. Damit ein Ausländer als russischer Resident gilt, muss er über eine Aufenthaltsgenehmigung oder ein Arbeitsvisum verfügen und mindestens ein Jahr lang im Land leben sowie hier sein Einkommen beziehen und Steuern zahlen. Es gibt jedoch auch Kriterien, die dazu führen, dass natürliche oder juristische Personen als Steuerresidenten mehrerer Länder anerkannt werden (doppelte Ansässigkeit).In diesem Fall müssen Steuern auch im eigenen Land entrichtet werden. So ist zum Beispiel ein US-Amerikaner, wo immer in der Welt er auch sein Einkommen bezieht, in den Vereinigten Staaten steuerpflichtig.

Wer wird die Daten erfassen und welche Formulare müssen ausgefüllt werden?

Wenn sich auf dem Konto weniger als eine Million US-Dollar befindet, benötigt die Bank lediglich Informationen über Ihre Ansässigkeit, wo Sie gemeldet sind und Ihre Steuern bezahlen. Liegen auf dem Konto mehr als eine Million US-Dollar, so kann die Bank detaillierte Informationen verlangen. In diesem Fall können die Mitarbeiter bei Ihnen anrufen und klärende Fragen stellen. Die Kontodaten von juristischen Personen mit einem Guthaben von weniger als 250 000 US-Dollar sind für die Behörden gänzlich uninteressant. Wenn Sie ein neues Konto eröffnen möchten, müssen Sie ein besonderes Formular ausfüllen, in dem vor allem zusätzliche Fragen zur Ansässigkeit zu beantworten sind.

Welche Auswirkungen wird es für ausländische Firmen geben, die in Russland arbeiten?

Wenn ein ausländisches Unternehmen in Russland über ein Tochterunternehmen oder eine Filiale tätig ist, die Steuern in Russland zahlt, so erfasst die Bank keine Daten. Größere Beachtung wird lediglich den Konten von Holdings und Trusts geschenkt, da bei diesen Rechtsformen der letztendliche Eigentümer nicht ersichtlich ist. In einem Trust gibt es eine Person, durch die das Eigentum treuhänderisch verwaltet wird. In einer Holding dagegen existiert ein Geflecht von Tochterunternehmen. Das Ziel in Bezug auf diese Strukturen besteht darin herauszufinden, welche Person das Unternehmen kontrolliert und wer der finale Begünstigte ist. Diese Informationen werden die Banken ermitteln.

Für diesen Artikel wurden Expertenkommentare von E&Y und PWC sowie Angaben der OSZE verwendet.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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