Landwirtschaft: Auch Oligarchen wittern das große Geld

Auch die Familie des russischen Landwirtschaftsministers Alexander Tkatschew will ein neues Projekt beginnen. Das Familienunternehmen Agroholding plant, in der Region Rostow einen Hof für 2 800 Milchkühe zu errichten.

Auch die Familie des russischen Landwirtschaftsministers Alexander Tkatschew will ein neues Projekt beginnen. Das Familienunternehmen Agroholding plant, in der Region Rostow einen Hof für 2 800 Milchkühe zu errichten.

Mikhail Metzel/TASS
Immer mehr der reichsten Männer Russlands zieht es in die Landwirtschaft. Die boomende Industrie verspricht große Erträge. Die Regionen zeigen sich begeistert und freuen sich über die hohen Investitionen. RBTH hat sich einige der wichtigsten Projekte näher angeschaut.

Foto: TassDer russische Oligarch Roman Abramowitsch mit seinem Sohn Arkadi. Foto: PA Images/TASS

Greenhouse heißt das neue Projekt des 22-jährigen Arkadi Abramowitsch. Der Sohn des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch, der mit einem geschätzten Vermögen von 6,8 Milliarden Euro Platz 13 der russischen Forbes-Liste belegt, will in der Oblast Belgorod an der Grenze zur Ukraine, rund 730 Kilometer südlich von Moskau, Gurken und Tomaten anbauen. Das erforderliche Investitionsvolumen steht bislang noch nicht fest.

Das Projekt ist nicht das einzige Großvorhaben des Jungunternehmers im Gemüsegeschäft. Regierungsvertreter der 1 000 Kilometer südlich der russischen Hauptstadt gelegenen Oblast Rostow erklärten, Arkadi Abramowitsch wolle in der Region auf einer Fläche von 200 Hektar Gewächshäuser bauen. Geschätzte 200 bis 250 Millionen Rubel, umgerechnet 2,6 bis 3,3 Millionen Euro, müssten dafür investiert werden – pro Hektar. So kämen wohl Investitionen von 40 bis 50 Milliarden Rubel, 530 bis 660 Millionen Euro, für das gesamte Vorhaben zusammen, erklärt der Branchenexperte und Haupteigentümer der Investmentgesellschaft City Capital Wladislaw Glinberg.

Noch liefen die Verhandlungen mit dem Investor, erklärte ein Vertreter der regionalen Verwaltung gegenüber der russischen Wirtschaftszeitung „RBC“. „Es gibt keine Absage, aber eine Absichtserklärung ist bislang nicht unterzeichnet“, sagte der Sprecher.

Die Familie des Landwirtschaftsministers investiert ebenfalls

Foto: KommersantIgor Tschaika, Sohn des russischen Generalstaatsanwalts Juri Tschaika, gründete im vergangenen März das Unternehmen Agro-Region. Foto: Kommersant

 

Auch Igor Tschaika, Sohn des russischen Generalstaatsanwalts Juri Tschaika, will in der Gewächshauswirtschaft mitmischen. Im vergangenen März gründete er das Unternehmen Agro-Region. Auf den Gemüseanbau allein will sich der 28-jährige Unternehmer allerdings nicht beschränken. Vertrieb und Weiterverarbeitung sollen weitere Standbeine des Unternehmens werden.

Auch die Familie des russischen Landwirtschaftsministers Alexander Tkatschew will ein neues Projekt beginnen. Das Familienunternehmen Agroholding plant, in der Region Rostow einen Hof für 2 800 Milchkühe zu errichten. Kostenpunkt: 1,9 Milliarden Rubel, also 25,3 Millionen Euro. In nur fünf Jahren will das Unternehmen seine Produktion so verdoppeln. Schon in diesem Jahr soll der Bau der ersten Anlage für 1 200 Kühe beginnen. „Das ist das größte Vorhaben in der Milchwirtschaft unserer Region“, erklärte der Regionalgouverneur Wjatscheslaw Wassilenko.

Auch die Familie des russischen Landwirtschaftsministers Alexander Tkatschew will ein neues Projekt beginnen. Foto: Mikhail Metzel/TASSAuch die Familie des russischen Landwirtschaftsministers Alexander Tkatschew will ein neues Projekt beginnen. Foto: Mikhail Metzel/TASS

Laut einer Schätzung der Unternehmensberatung BEFL gehörte das 1993 gegründete Familienunternehmen aus dem Hause des Landwirtschaftsministers im vergangenen Jahr mit 456 000 Hektar zu den zehn größten Besitzern landwirtschaftlicher Böden in Russland.

In diesem Jahr prüfte die russische Regierung – auf Antrag des Ministers selbst –, ob zwischen dem Familienunternehmen und dem Amt des Ministers ein Interessenkonflikt besteht. Im November 2015 bat der Duma-Abgeordnete Alexander Hinstein den Minister in einer Anfrage um eine Stellungnahme dazu. Zu diesem Zeitpunkt war Tkatschew bereits seit acht Monaten Landwirtschaftsminister.

„Nur weil ich Landwirtschaftsminister bin, muss meine Familie das Unternehmen nicht verkaufen. Das ist das Leben, das Schicksal ganzer Generationen. Mein Vater hat das Unternehmen gegründet. Ich gehe davon aus, dass alles in Ordnung sein wird“, erklärte der Minister Anfang März gegenüber dem Fernsehsender „NTV“.

Moderne Technologie soll die Erträge steigern

Auch Sergei Kaziew, Gründer des Tabakwarenvertriebs Megapolis, hat beschlossen, sich gesünderen Dingen zuzuwenden: Anfang 2016 übernahm er den Obstbauer Kasatschi Chutor in Nordossetien und plant, auf 600 Hektar eine Apfelplantage zu errichten. Dies berichtet die russische Wirtschaftszeitung „Wedomosti“.

„Innerhalb von drei Jahren soll das Projekt umgesetzt werden. Zum Einsatz kommen komplexe Technologien, Hagelschutz und Tröpfchenbewässerung werden installiert“, sagte Alan Makiew vom Landwirtschaftsministerium der russischen Teilrepublik.

Der Investor realisiert das Vorhaben auf eigene Kosten. Für den Herbst dieses Jahres wird die erste Ernte erwartet. Auf rund 4,2 Milliarden Rubel, umgerechnet 56 Millionen Euro, wird das Investitionsvolumen geschätzt.

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