Ölpreis: Darum drosseln Russland und Opec die Förderung

Eine geringere Produktion soll den Ölpreis stabilisieren.

Eine geringere Produktion soll den Ölpreis stabilisieren.

Reuters
Russlands Ölkonzerne werden ihre Förderung um 300 000 Barrel täglich kürzen. Die privaten Ölförderer des Landes können sich an der Vereinbarung beteiligen, müssen das aber nicht. Doch verheißt die Fördersenkung Gewinne sowohl für Staats- als auch für Privatunternehmen.

Es sei einmalig, dass so viele Länder gemeinsam handeln, sagte der russische Energieminister Alexander Nowak, nachdem die Mitgliedsstaaten der Organisation erdölexportierender Länder (Opec), Russland und zehn weitere Ölförderstaaten vereinbart hatten, ihre täglichen Fördermengen zu reduzieren. Damit sollen die Weltmarktpreise für Energieressourcen stabilisiert werden, erklärte der Minister nach Berichten der russischen Wirtschaftszeitung „RBC“.

Die Vereinbarung zwischen der Opec und den Nichtmitgliedsländern des Ölkartells, darunter Kasachstan, Mexiko und Aserbaidschan, sei die erste in den vergangenen 15 Jahren, stellte die Nachrichtenagentur Bloomberg fest. Russland werde die Förderung am stärksten zurückfahren müssen.

Die Opec-Mitglieder hatten bereits Ende des vergangenen Monats eine Drosselung der Tagesförderung um 1,2 Millionen Barrel beschlossen, um die Preise auf Energieträger nach oben zu treiben.

Russland und Kuwait kontrollieren die Umsetzung

Alle elf Staaten, die nicht der Opec angehören, haben sich verpflichtet, ihre Fördermengen ab Januar 2017 täglich um insgesamt 558 000 Barrel (je 159 Liter) zu kürzen: Russland um 300 000, Mexiko um 100 000, alle übrigen Nichtmitglieder um weniger als 50 000 Barrel pro Tag. Im Oktober dieses Jahres förderte Russland täglich 11,2 Millionen Barrel – ein Allzeithoch für das Land seit Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991.

Um die Umsetzung der Vereinbarung zu überwachen, haben die beteiligten Länder sich auf einen Kontrollausschuss mit einem Doppelvorsitz geeinigt: Die Opec wird durch Kuwait, die übrigen Staaten werden durch Russland vertreten.

Im Unterschied zu den Golfstaaten gibt es in Russland kein staatliches Monopol auf Ölförderung. Für die Privatunternehmen ist die Drosselung rein freiwillig. Das russische Energieministerium wird also noch Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit auch die privaten Ölförderer des Landes die vereinbarte Fördersenkung mittragen.

Doch Energieminister Nowak ist überzeugt, dass die russischen Konzerne mitziehen werden – um die Ölpreise zu stabilisieren, wie er erklärte. Und in der Tat hat der Nachrichtenagentur Tass zufolge der Chef des Lukoil-Konzerns, Russlands größten privaten Ölproduzenten, bereits angekündigt, das Energieministerium unterstützen zu wollen und sich an der Umsetzung der Vereinbarung zu beteiligen.

Die Quoten der privaten Konzerne würden dabei in jedem konkreten Fall individuell mit dem Ministerium ausgehandelt, meint Georgij Waschtschenko, Fondsmanager bei dem Vermögensverwalter Freedom Finance.

Preisanstieg soll Förderkürzung kompensieren

Russlands Ölkonzerne werden ihre derzeitigen Fördermengen um knapp drei Prozent verringern müssen. Dass Russland seine Förderung von allen Nichtmitgliedsländern am meisten reduziert, hängt mit dem russischen Anteil am Weltmarkt zusammen, wie Iwan Kapitonow von der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Verwaltung erklärt.

Die Minderung werde proportional auf alle Unternehmen verteilt. Dabei würden Konzerne mit steigender Förderung profitieren, beispielsweise die Gazprom-Tochter Gazpromneft oder die jüngst privatisierte Baschneft. Unternehmen mit ohnehin sinkender Förderung seien hingegen im Nachteil, so etwa Lukoil, fügt Kapitonow hinzu.

Fondsmanager Waschtschenko bestätigt: Lukoil könne durch die Drosselung 150 Milliarden Rubel verlieren – umgerechnet 2,3 Milliarden Euro. „Die Rechnung geht nur auf, wenn der Preisanstieg die Verluste aus der Förderminderung deckt“, sagt der Wirtschaftsexperte. Seiner Meinung nach könne ein Preisanstieg auf 55 US-Dollar je Barrel die Konzernverluste im zweiten Quartal 2017 ausgleichen.

Staatliche Ausgleichszahlungen seien offiziell nicht vorgesehen, merkt der Wirtschaftswissenschaftler Kapitonow an. Gewinne seien allein aus dem Preisanstieg zu erwarten: Es sei lukrativer, kleinere Mengen zu höheren Preisen zu handeln als umgekehrt, betont der Experte.

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