Geldwäsche: So dreist sind russische Betrüger

Wenn es um Schwarzgeld geht, sind die Russen kreativ.

Wenn es um Schwarzgeld geht, sind die Russen kreativ.

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Erst kürzlich sind russische Betrüger aufgeflogen, die jahrelang im großen Stil Geldwäsche betrieben hatten. Sie waren nicht die ersten – und werden sicher auch nicht die letzten sein. Denn wenn die Geschichte eines lehrt, dann das: Kriminelle Energie ist sehr kreativ.

Rund 21 Milliarden US-Dollar sind in den Jahren 2011 bis 2014 über Scheinfirmen in Lettland und Moldawien aus Russland ins europäische Bankensystem transferiert worden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die die russische Zeitung „Nowaja Gaseta“ und das Recherchenetzwerk gegen organisiertes Verbrechen und Korruption (OCCRP) Ende März veröffentlicht haben.

Das System hat einen Namen: „Russian Laundromat“. Und es funktionierte so: Ausländische Briefkastenfirmen schlossen Kreditverträge untereinander ab. Firmen in Russland und Moldawien fungierten dabei als Bürgen. Die Scheinkredite „platzten“ und die Bürgen mussten nach Gerichtsbeschluss für die Ausfälle haften. Unter dem Deckmantel dieser Verpflichtungen wurden Gelder aus Russland als Haftvermögen ins Ausland überwiesen.

Dass mit ausgeklügelten Methoden in Russland Geld gewaschen wird, ist nicht neu: In den letzten drei Jahrzehnten zeigten sich Schwindler immer wieder sehr kreativ, wenn es darum ging, Einnahmen aus der Schattenwirtschaft in die Legalität zu überführen.

Bares aus dem Filmgeschäft

Im Jahr 1988 wurden in der ehemaligen Sowjetunion Kooperativen zugelassen, also wirtschaftliche Verbünde von Privatpersonen. Nur wenige Monate später schränkte die Sowjetregierung die Wirtschaftstätigkeit der Kooperativen ein, beispielsweise wurde ihnen die Filmproduktion untersagt. Dennoch wurde gerade diese Branche ein lukrativer Zweig der jungen Privatwirtschaft.

Für zahlreiche Schauspieler wurden die billigen Streifen privater Filmstudios zur Zeit der Perestroika zu einer annehmbaren Einnahmequelle. Und für die damals entstehende Schicht der Neuen Russen waren die Filme eine willkommene Geldwäschemethode. Denn zu Beginn der Neunziger hatten sich in der Schattenwirtschaft ungeheure Summen angesammelt, von denen der Staat nichts wissen sollte.

Also wurden mit dem schmutzigen Geld Filmproduktionen finanziert. „Das war eine gute Möglichkeit, das eigene Kapital in Barvermögen umzuwandeln“, erklärt der russische Regisseur Andrej Smirnow. Während der Perestroika leitete er den Verband sowjetischer Filmemacher. „Der Mechanismus war denkbar einfach: Ein Oligarch gab einem Regisseur offiziell eine Million Dollar für eine Produktion. Davon gab der Filmemacher 900 000 Dollar in bar an den Geschäftsmann zurück. Von dem kleinen Rest drehte er den Film.“

Mit dem Einsetzen der Privatisierung in den Neunzigerjahren wurde diese Art von Geldwäsche überflüssig, die kooperative Filmproduktion versiegte.

Fünf Millionen Euro für die Putzfrau

2013 entzog Russlands Zentralbank der Master Bank die Lizenz. Der Grund: Das Geldhaus – eines der größten russischen Kreditinstitute mit über 20 Jahren Markterfahrung – hatte sich als wahre Geldwaschmaschine entpuppt. Die Notenbank warf der Master Bank vor, dubiose Geschäfte im Umfang von dreieinhalb Milliarden US-Dollar abgewickelt zu haben.

Dabei soll das Geldhaus ein Schema angewendet haben, das eher in der klein- und mittelständischen Wirtschaft verbreitet war. Das Management benutzte schlicht die Bankangestellten, um Gelder zu waschen: Putzfrauen und Wachleute erhielten Kredite in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro – mit dem Versprechen, die Verbindlichkeit bestehe nur auf dem Papier. Die Manager hoben das Geld ab und die Angestellten blieben auf den Schulden sitzen.

Reich durch Elternschaft

Vor wenigen Jahren flogen Betrüger auf, die durch den Missbrauch von Mutterschaftskapital über 180 Millionen US-Dollar gewaschen hatten. Das Mutterschaftskapital ist eine staatliche Familienhilfe: Ehepaare, die ein zweites Kind auf die Welt bringen oder adoptieren, bekommen heute einen Scheck über 450 000 Rubel (rund 7 200 Euro), den sie für eine Wohnungsfinanzierung oder die Ausbildung der Kinder einlösen dürfen.

2013 nahm die russische Polizei eine kriminelle Vereinigung aus über 400 Firmen hoch. Die Schwindler hatten sozial schwache Familien ausgemacht und ihnen angeboten, das Mutterschaftskapital in Bares umzuwandeln. Dafür schlossen die Scheinfirmen mit den Familien zweckgebundene Kreditverträge in Höhe des Mutterschaftskapitals, angeblich zur Finanzierung von Wohnimmobilien. Dann reichten sie bei den Behörden Unterlagen über den Kauf einer Wohnung ein. Auf Grundlage dieser Papiere wurde das Mutterschaftskapital bewilligt. Einen Teil davon erhielten die Familien, den anderen, zwischen 30 und 80 Prozent der Summe, behielten die Betrüger.

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