Arktis: Russischer Laser soll Eis zum Schmelzen bringen

Eine neue Lasertechnologie soll Eisbrechern die Arbeit leichter machen. Foto: DPA/Vostock Photo

Eine neue Lasertechnologie soll Eisbrechern die Arbeit leichter machen. Foto: DPA/Vostock Photo

Russland will die Arktis erobern. Russische Wissenschaftler haben dazu eine neuartige Lasertechnologie entwickelt. Diese könnte helfen, neue Transportwege in der Arktis zu erschließen, meinen die Wissenschaftler. Skeptiker warnen vor zu hohen Erwartungen.

Die Arktis ist nach wie vor eine der am wenigsten erforschten Regionen der Welt. Doch Wissenschaftler in aller Welt arbeiten daran, das ewige Eis zu erobern. Dazu wurden Einrichtungen entwickelt, die vor Polareis schützen sollen. Technologien zur seismischen Erkundung der Arktis sollen die Beschaffung des Meeresgrundes aufzeigen. Energieerzeugungsanlagen für Schiffe sollen zudem längere Aufenthalte ermöglichen. Die Zeitung „The Financial Times" berichtete im März, Russland nehme bei der Erschließung der Arktis inzwischen eine Vorreiterrolle ein, noch vor den USA.

Russische Wissenschaftler haben nun auf der Grundlage von Forschungsergebnissen aus den vergangenen Jahrzehnten ein Lasergerät entwickelt, mit dem das Polareis leichter gebrochen werden könnte. Die Initiatoren des Projekts des Zentralen Wissenschafts- und Forschungsinstitut (ZNII) „Kurs" versprechen sich davon viel und halten ihre Entwicklung für revolutionär. Der Schiffsverkehr über den nördlichen Seeweg könnte mit seiner Hilfe um ein vielfaches gesteigert werden, glauben sie. „Das Projekt steht kurz vor dem Abschluss", sagte Lew Kljatchko, Generaldirektor des ZNII „Kurs".

Der Laser soll meterdickes Eis durchtrennen oder Bruchlinien ins Eis schneiden können, das anschließend durch das Gewicht eines Eisbrechers viel leichter auseinanderbricht. Zudem gehen die Erfinder davon aus, dass es so möglich sein wird, die Fahrrinne zu verbeitern, so dass auch spezielle Plattformen, die breiter sind als der Eisbrecher selbst, transportiert werden könnten. Beim staatlichen Unternehmen Rostech ist man überzeugt davon, dass die neue Lasertechnologie wirtschaftliche Vorteile bringen werde. Die befahrbaren Routen würden erweitert und der Transportumfang erhöht, heißt es bei Rostech. Wladimir Pushkarjow, Direktor des Instituts zur Erschließung der Arktis, findet, dass nicht gezögert werden sollte, den Laser einzusetzen, sollte er dazu beitragen können, die Fahrgeschwindigkeit der Eisbrecher in den nördlichen Meeren zu erhöhen.

 

Zu hohe Erwartungen?

Es gibt aber auch Skeptiker. So glaubt der bekannte russische Polarforscher Wiktor Bojarski nicht, dass es ausreichen wird, einen Schnitt ins Eis zu machen. Er ist der Meinung, dass die dort herrschenden niedrigen Temperaturen zu einem sofortigen Wiedereinfrieren des Schnittes führen würden. „Zwar kann mit dem Laser eine bis zu drei Meter dicke Eisscholle zerschnitten werden, doch bildet sich an der Schnittstelle Wasser. Das gefriert sofort wieder", erklärt er. Er kann sich nicht vorstellen, dass es einem Frachtschiff gelingen könnte, sich selbst eine Fahrrinne durch das Eis zu bahnen, selbst wenn es von Rissen durchzogen sei. „Mir als Physiker und als häufiger Besucher der Arktis erschließt sich der Nutzen

des Projekts nicht", sagt Bojarski und betont, dass bislang nichts „Besseres als Atomeisbrecher" erfunden worden seien.

In der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft hat der Laser dagegen durchaus schon für Aufsehen gesorgt. Bereits vor zwei Jahren erhielt die Entwicklung des ZNII „Kurs" die Goldmedaille auf der internationalen Erfindermesse Genf 2013.

Das Laserprojekt wird von Ingenieuren des Unternehmens Schwabe umgesetzt. Dort spricht man von einem „Durchbruch in der russischen Lasertechnologie". „Wir planen, den Anwendungsbereich zu erweitern. Die Lasertechnologie soll auch auf Schiffen der leichten Eisklasse für Fahrten auf sibirischen Flüssen zum Einsatz kommen", erklärten Vertreter von Schwabe. Gleichzeitig betonen sie, dass bei der Realisierung des Projekts die international verbindlichen Standards im Umweltschutz eingehalten würden, darunter Ico und Nuss.

„The Financial Times" hatte kritisiert, Russland habe sich den Vorsprung bei der Arktis-Erforschung auf Kosten der Umwelt verschafft. Internationale Umweltstandards würden missachtet werden. Ein Vertreter der Firma

Schwabe versprach, dass der Laser erst dann zum Einsatz kommen werde, wenn unter anderem Prüfungen zur Umweltverträglichkeit abgeschlossen seien: „Wenn die Entwicklung abgeschlossen ist, werden wir Tests durchführen, darunter auch solche zur Einhaltung der Bestimmungen im Umweltschutz. Wir werden prüfen, ob die Technologie Schäden an der arktischen Flora und Fauna verursachen könnte", heißt es bei Schwabe.

Das russische Staatsunternehmen für die Betriebs- und Wartungssicherheit der russischen Atomeisbrecher-Flotte Rosatomflot schätzt, dass der Umfang der russischen Transporte über arktische Gewässer in den nächsten Jahren ein Volumen von 15 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen könnte. Sollte der Laser die Erwartungen der Wissenschaftler erfüllen, dann dürfte diese Schätzung noch um ein Vielfaches übertroffen werden.

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