Blindheit soll kein Hindernis mehr sein

An der Entwicklung des Smartphones für Sehbehinderte waren blinde Programmierer aus ganz Russland beteiligt.

An der Entwicklung des Smartphones für Sehbehinderte waren blinde Programmierer aus ganz Russland beteiligt.

Shutter Stock/Legion Media
Russische Entwickler haben ein Smartphone speziell für blinde und sehbehinderte Menschen entwickelt. Was diese Menschen brauchen, wissen sie ganz genau, denn sie sind teilweise selbst sehbeeinträchtigt. Das barrierefreie Smartphone „Made in Russia“ soll nun auch den internationalen Markt erobern.

Das russische Unternehmen Elite Group will ein Smartphone speziell für blinde und sehbehinderte Menschen auf den internationalen Markt bringen. Das Gerät bietet neben den klassischen Funktionen als Mobiltelefon unter anderem auch die Möglichkeit, Hörbücher abzuspielen, und beinhaltet ein Navigationsgerät. Zudem können mit seiner Hilfe auch Banknoten erkannt und Gegenstände identifiziert werden. Außerdem kann das Gerät erkennen, ob es hell oder dunkel ist. ElSmart soll das Smartphone heißen.

„Als wir anfingen, hatten wir absolut keine Vorstellung von der Entwicklung eines Smartphones“, erinnert sich Elite-Entwicklungsdirektor Anatoli Popko. „Hätten wir vorher gewusst, worauf wir uns da eingelassen haben, hätten wir es uns wohl zweimal überlegt“, schmunzelt er. Unterstützung gab es von blinden Programmierern aus ganz Russland, die an der Entwicklung des Smartphones beteiligt waren. Unter ihnen war auch Olga Jakowlewa, die Erfinderin von RHVoice, einem Sprachsynthesegerät für Russisch.

Barrierefreie Technik zu erschwinglichen Preisen

Schon seit die Mobiltelefone mit physischer Tastatur zunehmend von Touchscreen-Geräten verdrängt wurden, hatten die russischen Entwickler die Idee für ein Smartphone speziell für blinde und sehbehinderte Menschen. „Apple beispielsweise hat ein Interface entwickelt, mit dessen Hilfe Blinde das Telefon nutzen können. Jedoch fiel vielen die Umstellung von der richtigen Tastatur auf Touchscreen schwer, vor allem älteren Menschen“, erklärt Popko. Zudem sind die bisher in Russland erhältlichen Android und iOS-Geräte für Blinde und Sehbehinderte Importware. Seit der Wirtschaftskrise und wegen des schwachen Rubels hat sich der Preis für sie verdoppelt: Ein weiterer wichtiger Grund für die russischen Entwickler, ihr Projekt voranzutreiben.

Popko zufolge soll ElSmart für den internationalen Markt zunächst mit englischem Interface erscheinen. Gegenwärtig läuft in Russland die Testphase. Der vorläufige Preis für den Endkunden soll bei knapp 400 Euro liegen. Das Unternehmen will sein Smartphone über Vertriebspartner anbieten.

Das ElSmart ist keine technische Revolution, sagen seine Entwickler. „Das ElSmart kann alles, was ein gewöhnliches Smartphone auch kann“, so Pawel Ossipow von der Stiftung So-edinenie, die sich für die Belange von Menschen mit Behinderungen engagiert.  Jedoch erleichtere es blinden und sehbeeinträchtigten Menschen die Bedienung und vereine speziell für sie überarbeitete Anwendungen in einem Gerät.

Internationale Kooperationen helfen

Seit zehn Jahren vertreibt Elite die besten Produkte für Sehbehinderte auf dem russischen Markt. Eine der ersten Aktionen war es, die Lizenz für die Nutzung des Screenreader-Programms Jaws aus dem Hause Freedom Scientific zu erwerben. „Bis dahin waren die Nutzer gezwungen, auf illegale Software zurückzugreifen“, erzählt Popko. Freedom Scientific ist heute strategischer Partner der Elite-Group, ebenso wie Shinano Kenshi, aus Japan, Baum Retec aus Deutschland und Daylight aus Großbritannien. Elite zählt zudem weitere weltweit führende Unternehmen zu seinen Partnern.  

Auf dem Smartphone ist auch Blind-Droid-Wallet installiert; eine App, die Geldscheine erkennen kann. Die App ist auch weiterhin kostenlos im Google Playstore erhältlich. Elite hat sich jedoch dazu entschlossen, für die App zu bezahlen, um die Entwickler zu unterstützen.

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