Intelligente Kinderbetten und ein Mikroalgen-Schatz

Alexander Ruymin/TASS
RBTH stellt fünf vielversprechende Erfindungen vor, die auf dem Forum „Open Innovations“ erstmals präsentiert wurden. Vom 28. Oktober bis zum 1. November zeigten russische Entwickler in Moskau nützliche und skurrile Neuentwicklungen.

1. Eine Technologie, die das Fliegen sicherer macht

Diese Innovation, die an der Staatlichen Universität für Elektromechanik von Sankt Petersburg entwickelt wurde, kann den Zustand von Flughafenrollfeldern beurteilen. Das ist insbesondere bei Starts und Landungen unter schwierigen Bedingungen wichtig. Zurzeit werde in Russland vor allem veraltete Technologie dazu eingesetzt, die mit im Schnitt 132 000 US-Dollar zudem sehr teuer sei, sagt Anastasija Stozkaja aus dem Entwicklerteam. „Das von uns entwickelte System kostet viel weniger, etwa 38 000 US-Dollar“, so Stozkaja. Die Technologie selbst sei einzigartig. Sie beruhe auf der vollständigen Automatisierung des elektromechanischen Bremssystems. „Zunächst wird diese Technologie in Russland getestet werden. In naher Zukunft wird sie auf russischen Flughäfen zum Einsatz kommen“, sagt Stozkaja. Später soll die russische Neuentwicklung auch den Weltmarkt erobern.

2. Ein intelligentes Kinderbett in den sozialen Netzwerken

Das intelligente Kinderbett „Babyfeel“ stammt aus dem Institut für Wissenschaft und Technologien Skolkowo (Skoltech). Die Forscher wollen damit jungen Eltern helfen. „Es fällt ihnen oft schwer, die Stimmungen und Reaktionen ihres Kindes richtig zu deuten. Sie brauchen dabei Unterstützung“, meint Dmitrij Teterjuko, Leiter des Robotiklabors am Skoltech. Das Kinderbett könne die sogenannte „Dunstan Baby Language“, Laute, die ein Neugeborenes macht, entschlüsseln und dazu passende Emotionen zuordnen. Zudem erteile es auch entsprechende hilfreiche Ratschläge.

Die Eltern sind per Smartphone mit dem Bett verbunden und können ihr Kind so jederzeit überwachen. In das Bett ist eine Kamera integriert, es kann sogar eine Vorauswahl der schönsten Aufnahmen treffen. Die Synchronisierung mit Whatsapp, Instagram, Facebook und anderen sozialen Netzwerken ist ebenfalls geplant. Zunächst existiert „Babyfeel“ nur als 3-D-Modell. In den nächsten Monaten wollen die Entwickler den Prototyp vorstellen.

3.  Mehr Sicherheit im Kernkraftwerk

Neuartige Steuerstäbe für mehr Sicherheit in Kernreaktoren stellte das Unternehmen Atomtechservice aus dem Verwaltungsgebiet Uljanowsk vor. Die Steuerstäbe mit Borcarbid gab es auch schon vorher, doch den russischen Entwicklern gelang es, die Lebensdauer dank der neuen Technologie des Plasmaschweißens um das Zweifache zu erhöhen.

„Die Steuerstäbe werden im Reaktor platziert. Sie steuern die Leistung des Reaktors, indem sie die Neutronen absorbieren. Wenn Steuerstäbe abgenutzt sind, müssen sie gewechselt werden. Dafür wird der Reaktor abgeschaltet. Während die herkömmlichen Steuerstäbe eine Lebensdauer von einem Jahr haben, können unsere bis zu zweieinhalb Jahre länger benutzt werden“, erklärt Albert Gataullin, Direktor des Zentrums für Entwicklung des Atomclusters Dimitrowgrad. Aus China wurde bereits Interesse signalisiert.

4. Eine leistungsfähige und sparsame Drohne

Die erste kommerzielle Drohne mit mehreren Flugmodi, ERA-100, hat laut ihren Entwicklern viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Drohnen. „Sie kann längere Strecken fliegen – bis zu tausend Kilometer –, ist manövrierfähiger und verbraucht weniger Treibstoff“, erklärt Wladimir Spinko, operativer Geschäftsführer des Start-ups Aerokso.

Das Unternehmen wurde erst 2014 gegründet, hat aber bereits die Aufmerksamkeit des Venture Capital Fonds I2BF Global Ventures auf sich ziehen können, der 500 000 US-Dollar investiert hat. Die Drohne kann unter anderem zum Monitoring von Infrastruktur- und Landwirtschaftsobjekten eingesetzt werden. Laut Spinko gibt es bereits Interessenten aus arabischen Ländern.

5. Antioxidationsmittel aus sowjetischen Algen

Die Erfinder eines neuen Antioxidationsmittels nutzten Sammlungen von Mikroalgen aus der Sowjetzeit und kombinierten sie mit US-amerikanischen Technologien. Denis Kusmin, Generaldirektor des Unternehmens Solix, erklärt, dass seine Präparate eines der stärksten und wertvollsten Antioxidationsmittel der Pharmaindustrie enthielten, das Astaxanthin. „Der globale Markt für Astaxanthin wird auf mehrere Milliarden US-Dollar geschätzt“, sagt Kusmin. Die meisten Unternehmen synthetisieren das Antioxidans chemisch. Das russisch-US-amerikanische Unternehmen dagegen gewann es aus den Mikroalgen.

Forscher aus aller Welt suchen aktiv nach Mikroorganismen, die schnell wachsen und große Mengen von Astaxanthin speichern können. „Hier haben wir zweifellos einen Wettbewerbsvorteil: Wir arbeiten mit der größten Sammlung solcher Mikroorganismen“, betont Kusmin. Das Potenzial der Sammlung konnte lange Zeit wegen der fehlenden Technologien nicht ausgeschöpft werden – die Mikroalgen, die noch aus der Sowjetzeit stammten, blieben wegen den fehlenden Anlagen lange Zeit unerforscht. Das Unternehmen betreibt den größten Teil der Forschung in seinem Hauptquartier in Colorado. 

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