Russische Forscher entwickeln Anti-Aging-Schokolade aus Seeigeln

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Wissenschaftler aus Russlands Fernem Osten haben eine Schokolade entwickelt, die die Ausdauer steigern und den Körper verjüngen soll. Ihr Geheimnis: Seesterne und Seeigel.

Als Morskoj Schedewr – „marines Meisterwerk“ – bezeichnen die Forscher der Russischen Akademie der Wissenschaften (RAW) in Wladiwostok ihre jüngste Entwicklung: eine Anti-Aging-Schokolade, die das Altern verzögern und den Stoffwechsel normalisieren soll.

Im Pazifischen Institut für Bioorganische Chemie, wo die Schokolade hergestellt wurde, kursiert noch ein anderer Name: „Seevitamine“. Er spielt auf die besonderen Wirkstoffe an, die das „Meisterwerk“ enthält – Extrakte aus Beerentrauben, Seesternen und Seeigeln. Diese sollen der Schokolade ihre einmaligen Eigenschaften verleihen. So versprechen die Forscher, dass sie Ermüdungserscheinungen bekämpft und die Ausdauer unter physischen und psychischen Belastungen steigert.

Restfreie Produktion aus Seeigeln

Foto: Maria Borodina/Föderalen Universität Wladiwostok/Ferner OstenFoto: Maria Borodina/Föderalen Universität Wladiwostok/Ferner Osten

„Als Wirkstoffe extrahieren wir Naphthochinone, Vitamine aus der Vitamin-K-Klasse, aus Seeigelschalen. Die Seeigel züchten wir auf unserer Forschungsstation 200 Kilometer von Wladiwostok entfernt“, erklärt Mikhail Kusajkin, stellvertretender Leiter des Instituts für bioorganische Chemie. „Bestimmte Pigmente der Seeigelschalen werden für die Herstellung von Arzneimitteln verwendet, die Reste fügen wir der Schokolade hinzu. Auf diese Art und Weise ist eine restfreie Verwertung möglich.“

Die Arbeit an Lebensmitteln mit Zutaten aus der Pflanzen- und Tierwelt der angrenzenden Meere ist für die Forscher aus Russlands Fernem Osten nicht neu. So gibt es bereits Laminaria-Salate oder Gebäck und Würstchen mit Braunalgen-Zusatz. Doch eine Schokolade mit maritimen Zusatzstoffen hat es bislang nicht gegeben.  

Dabei ist die Idee dazu ebenfalls nicht ganz neu. Die russischen Forscher geben offen zu, von einem britischen Unternehmen inspiriert worden zu sein. Cambridge Chocolate Technologies stellte im vergangenen Jahr auf dem Global Food Innovation Summit in London ihre eigene Entwicklung namens „Estechoc“ vor. Diese Schokolade enthält den Wirkstoff Astaxanthin, der vor allem aus Grünalgen hergestellt wird. Er bewirkt eine Verzögerung des Alterungsprozesses, unter anderem in den Hautzellen. 

Die Forscher in Wladistowok setzten die Idee mit Seeigeln um. Einziger Nachteil: Die Seeigel-Extrakte haben naturgemäß einen markanten Fischgeruch. Doch die Wissenschaftler haben es geschafft, der außergewöhnlichen Schokolade einen gewöhnlichen Bitterschokolade-Geschmack zu verleihen. So können sie ihre Entwicklung als schwarze und weiße Schokolade auf dem Markt anbieten.

Ein fader Beigeschmack

Die Forscher verkaufen die Morskoj Schedewr als 100- oder 500-Gramm-Schachteln, verpackt in widerstandsfähiger Polyethen-Folie, umwickelt von einem Band mit Firmenlogo. Auf der weißen Schokoladenschicht prangen in Lebensmittelfarbe das Bild und die Logos des Pazifischen Instituts für Bioorganische Chemie und der Föderalen Universität Wladiwostok/Ferner Osten. Die Schokolade ist zum Preis von rund vier Euro erhältlich. 

„Der Seeigel-Extrakt kann nicht nur Schokolade, sondern auch Gebäck oder jeglichen anderen Lebensmitteln hinzugefügt werden“, bemerkt Mikhail Kusajkin. „Hauptsache, der Wirkstoff wird im Produkt nicht zersetzt und hat keinen Einfluss auf den Geschmack.“ Kein Wunder also, dass einige Großunternehmen bereits Interesse an Produktion und Vertrieb angemeldet haben. Doch die Forscher wiegeln ab: Sie dürften ihre Entwicklung nicht an Dritte veräußern, auch nicht über eine Exklusivlizenz.

„Wir würden unsere Forschungsergebnisse gern an die Industrie verkaufen. Leider dürfen wir das nicht. Wir dürfen die Produkte nur selbst herstellen oder Joint Ventures gründen“, sagt Kusajkin. Der Wissenschaftler erklärt: „Die russische Regierung hat ein Moratorium gegen jegliche Geschäfte mit dem Eigentum der Akademie der Wissenschaften ausgesprochen. Darunter fällt auch das geistige Eigentum unserer Universität.“

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