Hacker-Check: Die berüchtigtsten Cyberkriminellen aus Russland

Sie stehen im Verdacht, überall auf der Welt ihre Finger im Spiel zu haben.

Sie stehen im Verdacht, überall auf der Welt ihre Finger im Spiel zu haben.

Silas Stein/DPA/Global Look Press
Russische Hacker stehen neuerdings im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit. Ob Manipulation von US-Wahlen oder Eingriffe in die Server der OECD – sie werden verdächtigt, überall auf der Welt ihre Finger im Spiel zu haben. RBTH stellt die vier berühmtesten Hacker aus Russland vor.

1. Wladimir Lewin

Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen, als der Angestellte einer kleinen russischen Handelsfirma, Wladimir Lewin, 1994 die US-amerikanische Citibank knackte. Lewin gelang es, mit einem handelsüblichen PC-386 die Sicherheitssysteme eines hochmodernen Geldinstituts zu überlisten.

Der Mann agierte vorsichtig. Er überwies kleine Summen von den Großanleger-Konten der Bank an seine über die Welt verstreuten Komplizen – insgesamt über zehn Millionen US-Dollar. Die Cyberexperten des Kreditinstituts konnten Lewin jedoch auf die Schliche kommen, den Rest erledigte das FBI.

Der erste russische Hacker Wladimir Lewin. / TassDer erste russische Hacker Wladimir Lewin. / Tass

Verhaftet wurde Lewin in London, in den USA kam er vor Gericht (in Russland gab es in den Neunzigerjahren keinen Strafrechtsparagrafen für Cyberkriminalität). Der Russe kooperierte mit den Strafverfolgern: Bis auf 400 000 Dollar erhielt die Citibank das Geld ihrer Anleger zurück, nach dreijähriger Haft war Lewin wieder auf freiem Fuß.

In Russlands Hacker-Community ist er bis heute eine Legende – nicht zuletzt, weil er die Virtuosität russischer Hacker weltberühmt gemacht hat.

2. Igor Klopow

Der 24-jährige Betriebswirt aus Moskau stahl kein Geld, sondern die Bankdaten US-amerikanischer „Forbes“-Milliardäre. Mit diesen Informationen schlossen Klopow und seine Mittäter über das Internet Deals im Namen der superreichen Amerikaner ab und erbeuteten so eineinhalb Millionen US-Dollar.  

2007 wendete sich das Blatt, als Klopow sich für den US-Milliardär Charles Wyly ausgab: Mit einem gefälschten Scheckbuch kaufte der Hacker Goldschmuck im Wert von sieben Millionen US-Dollar. Dumm nur, dass der Juwelier die Authentizität des Schecks durch einen Anruf beim echten Charles Wyly überprüfte. Der Schwindel flog auf und als Klopow nach New York kam, um das Gold abzuholen, wurde er verhaftet.

Doch das ist nicht das Ende der Geschichte: Nachdem Klopow seine Haft verbüßt hatte, wechselte er die Seiten – jetzt arbeitet er als Chefexperte des Cyber-Sicherheitsspezialisten CyberSec.

3. Schaltaj-Boltaj / Anonyme Internationale

Am 14. August 2014 staunten die Twitter-Follower Dmitrij Medwedjews nicht schlecht: „Ich trete zurück. Ich schäme mich für das Handeln der Regierung. Verzeiht mir“, hieß es in einem Tweet des russischen Premiers. In seiner Freizeit wolle er sich einen langersehnten Traum erfüllen und freier Fotograf werden. In einem Tweet an den russischen Präsidenten hieß es: „Wowa (eine Abkürzung von Wladimir, Anm. d. Red.), du hast unrecht.“

Von Medwedjew selbst stammten diese Botschaften freilich nicht. Die Hackergruppe „Schaltaj-Boltaj“ alias „Anonyme Internationale“ hatte den Twitter-Account des russischen Ministerpräsidenten eine Stunde lang unter ihrer Kontrolle. Diese aufsehenerregende Aktion war bei Weitem nicht die einzige: Seit 2014 leaken die Hacker regelmäßig E-Mails russischer Regierungsbeamter und Politiker.

Dabei geht es der Hackergruppe nicht unbedingt darum, vertrauliche Informationen der Öffentlichkeit bereitzustellen, wie einer der Gründer der „Anonymen Internationale“ dem Newsportal „Meduza“ erzählte: Die Hacker sammelten hauptsächlich kompromittierendes Material – auf Bestellung. Was sich bestimmten Interessenten nicht teuer verkaufen lasse, lande eben in der Öffentlichkeit.

4. Jewgenij Bogatschew

Erst im vergangenen Dezember haben die Vereinigten Staaten Sanktionen gegen Jewgenij Bogatschew aus dem südrussischen Anapa verhängt: Der Mann soll sich in die US-Präsidentschaftswahlen eingemischt haben. Dass amerikanische Geheimdienste sich für ihn interessieren, ist für den Russen jedoch nichts Neues.

Jewgenij Bogatschew / fbi.govJewgenij Bogatschew / fbi.gov

Das FBI hatte bereits im Februar 2015 – lange vor den Wahlen – ein Kopfgeld von drei Millionen US-Dollar auf den Hacker ausgesetzt. Der Grund für eine derart hohe Dotierung: „Gameover Zeus“, ein Bankentrojaner, der in der Computergeschichte seinesgleichen sucht – entwickelt von einer Hackergruppe unter Leitung von Bogatschew. Die Schadware kann unbemerkt Kreditkartennummern, Passwörter und andere Daten kopieren. Nach FBI-Schätzung haben die Entwickler von „Gameover Zeus“ bereits an die 100 Millionen Dollar durch das Virusprogramm erbeutet.

Seit zwei Jahren schon suchen die US-Ermittler den russischen Hacker – vergeblich. Angenommen wird, dass Bogatschew sich irgendwo in Russland aufhält.

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