Fußballstadium der Zukunft. Foto: Itar-Tass
Welche genau, zählte Plamen Monowski auf, Investitions-Direktor des Unternehmens „Renaissance Asset Manager“: „Straßen, Brücken, Zugstrecken, Flughäfen, Häfen und Sportanlagen werden alle auf Weltklasseniveau gebracht werden. So werden Arbeitsplätze geschaffen, die Produktivität gesteigert und das Wirtschaftswachstum angekurbelt. Damit und mit hohen Rohstoffpreisen wird Russland wieder zu den Ländern mit den höchsten Wachstumsraten aufsteigen”, meint er. Der Bau von 15 Weltklassestadien wird dem schwachen Immobiliensektor neue Impulse geben.
Erfolgreich beworben
Der Kreml ist nun gezwungen, Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur des Landes zu machen, um dem internationalen Standart zu entsprechen. Zunächst sollen dafür 13 Städte in vier Regionen des Landes die Finanzspritzen bekommen, um ihre Verkehrs- und Tourismusinfrastruktur auf den neuesten Stand zu bringen. Chris Weafer, Strategieexperte der Bank Uralsib, erklärt: „Obwohl die Kosten im zweistelligen Milliardenbereich liegen, wird die WM 2018 zweifellos dazu führen, dass das Modernisierungprogramm der Regierung mit viel mehr Nachdruck und einem strikteren Zeitplan realisiert werden wird.“ Denn Tatsache ist, dass der Kreml die strengen Qualitätsstandards und Fristen der FIFA einhalten muss.
Ehemaliger Fußballtrainer über die russische Seele
Der ehemalige Fußballtrainer der Nationalmannschaft Russlands, Guus Hiddink, sagte dazu zuversichtlich: „Ich kenne die russische Seele ein wenig. Russland steht nun unter Druck und muss seine Verpflichtungen erfüllen. Das heißt weniger reden und mehr arbeiten.“ Tatsächlich ist die Modernisierung der bröckelnden Infrastruktur aus Sowjetzeiten bereits in vollem Gange. Sechs der Austragungsstädte sind mit dem Schnellzug SAPSAN (Russlands Antwort auf den ICE) an die Anfang des Jahres eröffneten Strecken Moskau-Sankt Petersburg und Moskau-Nischnij Nowgorod gekoppelt. Für 2013 ist der Olympiakurort Sotschi an der Reihe, Kaliningrad soll 2016 folgen.
Vorteile der WM für Russland
Das russische Autobahnnetz soll ebenfalls verbessert werden, auch wenn die meisten Besucher aufgrund der Größe des Landes mit dem Flugzeug erwartet werden. Der Kreml hat bereits zugesagt, die Flughafenkapazitäten in Moskau und Sankt Petersburg bis 2015 zu verdoppeln. Die Kapazitäten für Jekaterinburg sollen bis 2012 verdreifacht werden, Kaliningrad und Samara sollen 2018 bzw. 2010 folgen. Die Kapazitäten von Kasan und Sotschi sollen bis 2018 vervierfacht werden. In Rostow-am-Don wird bis 2017 ein neuer Flughafen errichtet werden.
Die WM wird aber nicht nur materielle Vorteile bringen. Russische Aktien sind derzeit die billigsten der Welt, da internationale Portfolioinvestoren den Markt wegen seines schlechten Images meiden. Die Fußball-WM könnte nun auf der Welle der Fußballeuphorie zu einem Anstieg der Aktienpreise führen. Der führende russische Aktienindex RTS ist nach der Einreichung der erfolgreichen Bewerbung und Verkündung des Resultats deutlich gestiegen mit einem Wert von 1690 – dem höchsten seit Krisenbeginn. Und allgemein kann Russland ein bisschen positive PR gut gebrauchen. 2006 konnte Deutschland als Gastgeber der Fußball-WM sein Image gewaltig aufpolieren: die als mürrisch und sehr ernst geltenden Deutschen haben sich in lächelnde Gastgeber verwandelt, die Besucher aus aller Welt zu einem riesigen Straßenfest einluden.
Die neuen Märkte - immer sportlicher
„Es ist kein Zufall, dass die größten Sportereignisse in den letzten Jahren an neue Märkte vergeben wurden. Dies unterstreicht ihre Bedeutung auf der Weltarena und ist ein wichtiges Symbol für eine Neuordnung globaler Machtverhältnisse“, meint Plamen Monowski weiter. „Denken Sie an die Olympischen Spiele in Peking und die WM in Südafrika. In allen diesen Fällen hat sich die internationale Meinung über das Gastgeberland zum Positiven geändert.“ Die russische Regierung hat bereits kostenlosen Visa und günstigen Flugtickets für die Fans zugesagt, da sie die weiten Entfernungen, die zwischen den Austragungsorten liegen auf sich nehmen. Fünf dieser Städte befinden sich im europäischen Teil Russlands, nur Jekaterinburg ist die einzige Ausnahme – diese Stadt liegt jenseits des Urals.
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