Mark Spörrle
In dem Tag, an dem das Thermometer in Moskau endlich die Zwanzig Grad erreichte und die Bäume mit jeder Stunde ein neues, grünes Blatt bekamen, landeten zwei Journalisten in Moskau – ein Italiener und ein Deutscher. Hier, in der Stadt der Zwiebeltürme beginnt für Beppe Severgnini und Mark Spörrle eine lange Reise, die sie im Endeffekt bis nach Lissabon führen soll.
Mark Spörrle treffe ich am selben Abend im Zentrum für Moderne Kunst Winzavod bei einer Comicausstellung. Direkt aus dem Flughafen kommt er dort an, ist neugierig auf Land und Leute. Er beobachtet aufmerksam die Besucher im Raum, dies ist ein wichtiger Bestandteil seiner Mission, denn er und sein Kollege wollen Stereotypen brechen, oder bestätigen. Eine schwierige Aufgabe, denn sie sind nie mehr als einige Tage am selben Ort. Und wenn man doch Zürich, oder etwa Barcelona – ebenfalls zwei Haltepunkte der Reise – aus dem Urlaub kennen mag, so ist Moskau zumindest für Mark Spörrle neu. Sein Russlandbild prägen Klischees, wie er selbst zugibt. Zum Beispiel, die russischen Züge – „uns steht eine gnadenlose Nacht im Zug von Moskau nach Kiew bevor“, erzählt er und scheint sich jetzt schon darauf zu freuen.
Klischees über Russland
Weitere Klischees, wie robuste, trinkfeste Männer und schöne, aber willenlose Frauen fallen ihm ebenfalls auf Anhieb ein. In drei Tagen, die er in der russischen Hauptstadt verbringen wird, wird er versuchen herauszufinden, ob das auch tatsächlich stimmt. Darüber berichtet er dann, ebenso wie sein italienischer Kollege am Ende jedes Tages in einem Blog. Es ist eine schwierige Aufgabe, gibt auch Mark Spörrle zu, denn schon alleine die Sprachbarriere ist ein großes Hindernis. Auch wenn die Tage in Moskau mit Hilfe einer Übersetzerin gemeistert werden, die auch gleichzeitig die Hauptstadt zeigt. Doch der Rote Platz alleine wird wohl kaum das echte Russland zeigen, und so wird es wohl dem Zufall überlassen sein, welche Menschen und Geschichten den Weg der zwei Journalisten kreuzen werden.
Die Mission
Mark Spörrle hofft zumindest, dass ein Vorurteil bestätigt wird – die russische Gastfreundschaft. Darüber, warum es relevant wäre die Blogeinträge von Beppe und Mark zu lesen, antwortet der deutsche Journalist sehr bestimmt: „Das Internet ist ein Medium, was über Grenzen hinweg existiert, aber im realen Leben gehört mehr dazu. Ich bin mir sicher, dass er überall wunderbare Menschen gibt und ein großes vereintes Europa, mit grundsätzlichen Werten“, dies zu zeigen, steht ihm nun bevor. Durch diese Reise wird es vielleicht nicht gelingen Klischees endgültig zu widerlegen, die verschiedenen Städte und Länder zu 100 Prozent kennen zu lernen, aber einen ersten Eindruck wird man gewinnen können, die Atmosphäre des Landes spüren. Und das in zehn Sprachen, in denen die Blogeinträge der Journalisten übersetzt werden. Und das ist nun wirklich grenzüberschreitend.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!