Der russische Katastrophenschutz arbeitet an der Wolga. Foto: RIA Novosti
Das Ausflugsschiff Bulgaria, das am Sonntag auf der Wolga verunglückt
ist, hatte nach Angaben des
tatarischen Katastrophenschutzministeriums 209 Passagiere
an Bord. 79 wurden gerettet, 112 Menschen sind tot(103 wurden identifiziert). 22 gelten als vermisst. Zurzeit bergen Taucher die Toten.
"79 Menschen wurden gerettet, 14 von ihnen
wurden ins Krankenhaus eingeliefert", teilte Tatarstans Präsident Rustam Minnichanow am Montag Journalisten
mit. "Momentan befinden sich acht Menschen im Krankenhaus, für sie
besteht keine Lebensgefahr." Taucher haben die Leichen des Kapitäns, Alexander Ostrowski, und dessen Ehegattin geborgen.
Rund
100 Menschen gelten nach dem Schiffsunglück als vermisst. Laut
unterschiedlichen Berichten befanden sich unter anderem 36 bis 50
Schulkinder an Bord. Vor Ort sind rund 100 Taucher im Einsatz,
so Minnichanow. Eine speziell eingerichtete Plattform soll ihren Einsatz
rund um die Uhr ermöglichen.
Das 1955 in der Tschechoslowakei
gebaute Schiff war am Sonntag bei einem Gewitter auf der Wolga auf der
Strecke zwischen den Städten Bolgar und Kasan in der Teilrepublik
Tatarstan gesunken. Das Schiff befindet sich in 20 Meter Tiefe drei
Kilometer vom Ufer des Wasserbeckens Kuibyschewski entfernt.
Wie
einer der geretteten Insassen mitteilte, fuhren zwei Schiffe an der
verunglückten Bulgaria vorbei, ohne Hilfe erwiesen zu haben. Diese
Informationen würden jetzt geprüft, so Minnichanow.
Gesunkenes Schiff Bulgaria wird am 16. Juli gehoben
Die Operation zur Hebung des 700 Tonnen schweren Schiffs wird vom Petersburger Forschungsinstitut des Verteidigungsministeriums ausgearbeitet, das auch für die Hebung der Kursk verantwortlich ist. "Am 16. (Juli) um 17 Uhr beginnt die Arbeit zur Hebung des Schiffs", erklärte Katastrophenschutzminister Sergej Schoigu auf einer Sitzung des Ministeriums. Der Zivilschutzminister hatte mitgeteilt, dass geplant sei, zur Bergung des Schiffes zwei Spezialkrane einzusetzen.
Schoigus Angaben nach sollen die Experten des Petersburger Instituts in den nächsten Tagen nach Kasan reisen, um die Vorbereitungsarbeiten für die Bergung zu koordinieren. Zugleich werden auch Spezialschiffe zur Hebung der Bulgaria zum Unglücksort dirigiert.
Wetterbedingungen nicht die eigentliche Ursache
Schlechtes Wetter und hoher Wellengang haben nicht zum Untergang des Ausflugsschiffes „Bulgaria" geführt, da zum Zeitpunkt der Katastrophe der Wellengang für ein Schiff wie die „Bulgaria" im Normbereich war. Das stellte der stellvertretende Direktor des hydrometeorologischen Zentrums Russlands, Gennadi Jelissejew, fest.
Wie Jelissejew am Mittwoch einschätzte, war zum Zeitpunkt der Katastrophe ein Wellengang von 100 bis 120 Zentimetern prognostiziert worden. Aufgrund von Daten, die von anderen Schiffen zu Verfügung stehen, betrug der Wellengang zum Unglückszeitpunkt ungefähr einen Meter.
„Das ist eine ganz normale Situation für so ein Schiff", sagte Jelissejew und fügte hinzu, dass ein Schiff wie die „Bulgaria" mit einem Wellengang von bis zu zwei Metern zurechtkomme. „Es wurde eine Windstärke von bis zu 14 Meter pro Sekunde vorhergesagt, stellenweise bis zu 20 Meter pro Sekunde", sagte Jelissejew.
Putin fordert Strafe für Kapitäne vorbeigefahrener Schiffe
Russlands Regierungschef Wladimir Putin hat den Emittlungsausschuss
aufgefordert, die Handlungen der Kapitäne von zwei Schiffen rechtlich zu
bewerten, die die Hilfe für die Besatzung und Passagiere der sinkenden "Bulgaria" verweigert hatten.
"Wir
müssen genau klären, welche Schiffe zum Zeitpunkt des Unglücks an der
'Bulgaria' vorbeigefahren waren", sagte Putin am Donnerstag in
Tatarstans Hauptstadt Kasan in einer Sitzung der Regierungskommission
für die Erweisung von Hilfe für die Betroffenen. Das russische
Strafgesetzbuch enthält einen Artikel, wonach das Unterlassen von Hilfe
für Menschen, die in Gefahr sind, strafbar ist.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Russland-Aktuell und RIA Novosti.
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