Der Preis der Eitelkeit?

Ex-Finanzminister Alexej Kudrin. Foto: Kommersant

Ex-Finanzminister Alexej Kudrin. Foto: Kommersant

Finanzminister Alexej Kudrin beendet seine elfjährige Amtszeit. Für ihn persönlich bedeutet es das Ende der politischen Karriere, doch auch für Russland ist der Preis hoch.

Seit dem Machtantritt Wladimir Putins gehörte Alexej Kudrin der Regierung an. Er galt als einer der engsten Vertrauten des Premiers und Präsidentenkandidaten in Wirtschafts- und Finanzfragen. Das Jahrzehnt an weitgehender Stabilität verdankt Russland Expertenschätzungen nach auch Kudrin.

 

Als im Herbst 2008 die Krise hereinbrach, zeigte sich, wie wichtig die von Kudrin getroffenen Vorsichtsmaßnahmen waren. Dank einem ausgeglichenen Haushalt und zurückgelegten Reserven konnte die Regierung Milliardenprogramme zur Stützung der Wirtschaft auflegen – ansonsten wäre der Einbruch der russischen Volkswirtschaft noch tiefer ausgefallen.

„Jeder Mensch, der Minister geworden ist, ist ehrgeizig", hat Kudrin einmal gesagt. Sein Ehrgeiz ging aber noch weiter. Offenbar machte sich Kudrin tatsächlich Hoffnungen auf den Posten des Premierministers, obwohl er – wie eigentlich üblich bei zum Sparen neigenden Finanzministern – weder in der Duma, noch beim Volk besonders beliebt war. Seine Ambitionen hat er zwar nicht offen ausgesprochen, ließ sie aber erst in der vergangenen Woche in einem Bloomberg-Interview durchblicken.

Kudrin fühlt sich übergangen


Die Absprachen innerhalb des Tandems zum Rollentausch haben diesen Plan durchkreuzt und Kudrin erwiderte dementsprechend gekränkt. Auf einer IWF-Sitzung in New York verweigerte er Medwedew die Gefolgschaft. Es gebe Meinungsverschiedenheiten bei der Haushaltspolitik, daher werde er nicht im neuen Kabinett sitzen, sagte er.

Dass wiederum kränkte Medwedew, der schon durch seine überraschende Aufgabe im Rennen um das Präsidentschaftsamt bei seinen Anhängern das Gesicht verloren hat. Kurzzeitig hat er durch den Rauswurf Kudrins seine Autorität demonstriert.

Doch der Preis der Eitelkeit könnte sich als hoch erweisen – für Russland. Denn gerade bei internationalen Finanz- und Wirtschaftskreisen besitzt Kudrin, genannt Mr. Stabilität, ein hohes Ansehen. Im Vorfeld einer sich andeutenden neuen Krise ist die Kaltstellung Kudrins kein ermutigendes Signal für Investoren, um sich in Russland zu engagieren.

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