Dworkowitsch ist seit Mai 2008 Berater des Präsidenten Medwedjew .Foto: www.kremlin.ru
Moskau ist prinzipiell auch zu bilateralen Verhandlungen mit Mitgliedsstaaten der EU bereit, erklärte Dworkowitsch. Zwar seien entsprechende Anfragen noch nicht eingegangen, wenn es aber dazu komme, würden sie geprüft. Sollte es zu bilateralen Hilfen kommen, wird Russland allerdings praktisch neue Formen der Kontrolle über die Verwendung der bereitgestellten Mittel etablieren müssen. Eben deshalb wäre es für den Kreml vorteilhaft, die Unterstützung der Euro-Länder über den IWF laufen zu lassen.
„Das wird höchstwahrscheinlich bedeuten, irgendeinem EU-Land einen Kredit zu gewähren. 10 Milliarden sind gemessen am europäischen Schuldenberg ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ich denke, für Russland bietet das eine Möglichkeit der Imageverbesserung, die im Vorfeld seines Beitritts zur WTO sehr gelegen käme“, so Andrej Mordawtschenko, der Finanzdirektor des Unternehmens „Partner“.
Nicht alle Beobachter teilen indessen die Meinung, die zur Diskussion stehenden Investitionen Russlands seien politisch motiviert. „Russland ist sehr an einer möglichst zügigen Erholung der europäischen Wirtschaft interessiert“, so der stellvertretende Generaldirektor des Instituts für die Entwicklung der Finanzmärkte Waleri Petrow. „Auf die Mitgliedsländer der EU entfällt ungefähr die Hälfte unseres Warenverkehrs. Es stehen heute zur Stabilisierung der Eurozone sowohl ein Programm im Rahmen des Konsortiums der BRICS-Länder, als auch Direkthilfen zu Diskussion. Letztere sind denkbar als Kauf vergünstigter Staatsanleihen – unmittelbar oder über den IWF – oder als Investitionen in strategisch wichtige Unternehmen einiger europäischer Länder. Europäische Staatsanleihen, die heute zu attraktiven Preisen angeboten werden, könnten eine perspektivisch recht lukrative Investition sein – ein angemessenes Programm zur Bewältigung der Schuldenkrise vorausgesetzt.“
Früher bereits hatte Arkadi Dworkowitsch erklärt, Russland erwäge, Staatsanleihen von Spanien zu kaufen. Spanien zählt zu den Ländern, die von der Schuldenkrise empfindlich getroffen sind. Über diese Frage hatte der frühere Finanzminister Alexej Kudrin mit der spanischen Ministerin für Wirtschaft und Finanzen Elena Salgado in der ersten Oktoberhälfte verhandelt.
Die Europäische Zentralbank hat übrigens von Anfang August bis Ende Oktober eine Summe von 100 Milliarden Euro in den Kauf von Staatsanleihen kriselnder Länder der Eurozone investiert, um die Rentabilität dieser Papiere zu senken und auf diesem Wege die Märkte zu entspannen. Das Gesamtvolumen problematischer Aktiva in der Bilanz der EZB betrug dabei Ende Oktober etwa 175 Milliarden Euro.
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