Kapitalabfluss beutelt Russland

Ein Modell der russischen Zentralbank im Zentralbankmuseum. Foto: RIA-Novosti

Ein Modell der russischen Zentralbank im Zentralbankmuseum. Foto: RIA-Novosti

Vom Januar bis Oktober sind aus Russland 64 Milliarden US-Dollar abgezogen, schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Montag. Dies teilte Zentralbank-Chef Sergej Ignatjew am Freitag in der Staatsduma (Parlamentsunterhaus) mit. Beim Blick auf den Plan für die Bezahlung der Außenschulden im November/Dezember wird klar, dass die Jahresprognose in Höhe von 70 Milliarden US-Dollar deutlich überschritten wird.

Im November müssen 6 Milliarden US-Dollar bezahlt werden, im Dezember weitere 16,3 Milliarden. Vor dem Hintergrund der EU-Schuldenkrise kann man kaum darauf hoffen, dass ein Teil der Zahlungen bis zum Jahresende refinanziert wird. Wie viel bezahlt werden muss, hängt vom weiteren Euro-Dollar-Verhältnis ab. Wegen des schwächelnden Euro sind zwar geringere Zahlungen zu erwarten, man kann jedoch kaum damit rechnen, dass dies den Umfang der Tilgung der Außenschulden deutlich verringert.



Die Zentralbank sieht keinen Sinn darin, die prognostizierten Zahlen für den Kapitalabfluss zu ändern. „Es sind nur noch anderthalb Monate“, sagte Ignatjew. Der Zentralbankchef gab erneut zu verstehen, dass er nur über den reinen Kapitalabfluss beunruhigt sei, der mit den grundlegenden Problemen in Russland zusammenhängt. „Ich bin über die Situation um den Kapitalabfluss beunruhigt. Der Anstieg des Kapitalabflusses im September/Oktober ist damit zu erklären, dass die weltweite Probleme zum Anstieg des Kapitalabflusses nicht nur aus Russland, sondern auch aus anderen Schwellenländern führten. Einige Währungen haben ihren Wert deutlich mehr verloren als der Rubel“, sagte Ignatjew.



„Auch wenn es keine Finanzprobleme weltweit gegeben hätte, hätte es den Kapitalabfluss in den letzten zwei Monaten in Russland trotzdem gegeben“, betonte Ignatjew. „Die einzige Lösung ist die Verbesserung des Investitionsklimas in Russland. Bislang gibt es in Russland dafür keine Voraussetzungen“, sagte Ignatjew.



Laut Angaben der Zentralbank und Analysten gab es im September/Oktober kaum einen mit dem Investitionsklima in Russland verbundenen Abfluss. Im September hing der Abfluss in Höhe von 14 Milliarden US-Dollar (Schätzung von Ignatjew) mit der Tätigkeit der Geschäftsbanken zusammen, die ihre Mutterunternehmen mit vielen Krediten versorgen mussten. Im Oktober sind aus Russland weitere 13 Milliarden Dollar geflossen, so Ignatjew. „Im Oktober sind reine ausländische Aktiva des russischen Bankensystems um etwa zwölf Milliarden Dollar und im September um vier Milliarden Dollar gestiegen“, sagte Sergej Uljukajew, Vizechef der Zentralbank. Zum 1. November habe diese Kennzahl bei 53 Milliarden US-Dollar gelegen, so Uljukajew.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei RIA Novosti.

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