Entlassen wegen Unprofessionalität?

Generaldirektor des Verlagshauses "Kommersant" 1 Kudrjawzew. Foto: Kommersant

Generaldirektor des Verlagshauses "Kommersant" 1 Kudrjawzew. Foto: Kommersant

Der Milliardär und Minderheitsaktionär des Londoner Fußballclubs Arsenal Alischer Usmanow entließ den Generaldirektor der Kommersant-Holding Andrej Galijew sowie den Chefredakteur der Zeitschrift Kommersant Wlast Maxim Kowalskij wegen der Veröffentlichung von Material, das nach ihrer Ansicht gegen die journalistische Ethik verstoße. Usmanow ist Inhaber des Verlagshauses Kommersant, das sich auf qualitativen und sachlichen Journalismus spezialisiert hat, und hatte sich bis heute nicht in die redaktionelle Tätigkeit seiner Ausgaben eingemischt.

Alischer Usmanow. Foto: Kommersant 

Die stellvertretende Chefredakteurin von Wlast Veronika Kuzyllo bestätigte, dass die Entlassungen im Zusammenhang mit einem Foto zu einer Reportage über einen Wahlbezirk in London stehen. Es zeigt einen Wahlschein mit einer obszönen Ansage an die Adresse des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin. Dabei ist Veronika selbst mit der Entscheidung des Inhabers des Verlagshauses nicht einverstanden, da sie die Darstellung der vulgären Aufschrift als "Zitat" ansieht.   


Usmanow hingegen erklärte, die Veröffentlichung eines solchen Materials "grenze an unflätiges Benehmen" und schloss die Möglichkeit eine Klage gegen Maxim Kowalskij einzureichen nicht aus. Kowalskij selbst meinte in einem Interview mit dem Online-Nachrichtenportal Slon.ru, er erachte die Ereignisse nicht als "Druck" auf seine Person. Zudem habe Usmanow seiner Ansicht nach seine Verpflichtungen gegenüber dem Verlagshaus nicht verletzt, schließlich habe er zugesagt, sich nicht in die redaktionelle Politik einzumischen "sofern keine Fragen der Ehre berührt werden".

Der Generaldirektor des Verlagshauses Demjan Kudrjawzew hat selbst seinen Rücktritt eingereicht und sich bei den Lesern und seinen Partnern für die "Unprofessionalität" entschuldigt. Seine Erklärung wird auf der innerhalb von zwei Wochen durchzuführenden Aktionärsversammlung behandelt werden, doch aus Quellen verlautete, dass Kudrjawzews Rücktritt wohl kaum angenommen werden wird.

"Bei der Herausgabe von Nummer 49 der Zeitschrift Wlast wurden innere Prozeduren und Regeln des Verlagshauses Kommersant sowie Standards für professionellen Journalismus und der Gesetzgebung der Russischen Föderation verletzt", betonte Kudrjawzew in seinem Blog. "Meiner Ansicht nach ist ein Direktor für alle Vorgänge in seinem Verlagshaus verantwortlich. Die durch die Herausgabe der letzten Nummer der Zeitschrift Kommersant-Wlast entstandene Situation ist absolut unzulässig, und durch meinen Rücktritt übernehme ich die Verantwortung für alle Ereignisse", erklärte Kudrjawzew der Nachrichtenagentur Interfax. 

Der Chefredakteur des Radiosenders Echo Moskwy Alexej Wenediktow kommentierte die Situation über Twitter dahingehend, dass er das Foto von dem Stimmzettel nicht veröffentlicht hätte, und wenn er es veröffentlicht hätte, so hätte er sich in der nächsten Ausgabe bei den Lesern dafür entschuldigt. 

Das Verlagshaus Kommersant entstand 1989 auf der Grundlage der Zeitung Kommersant. 2006 wurde es von dem Unternehmer Usmanow aufgekauft. Das Verlagshaus gibt die Zeitungen Kommersant mit thematischen Beilagen und Kommersant-Ukraina sowie die Zeitschriften Wlast, Dengi, Ogonjok und den in London erscheinenden Kommersant UK heraus. Kommersant zählt zu den führenden Verlagshäusern auf dem russischen Medienmarkt. 

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