Glonass - bessere Ortung für Navi und Handy

Nach einer Pleitenserie wurde am 24. November der vorläufig letzte Glonass-Satellit in den Orbit befördert. Bis 2020 will Russland weitere sieben Milliarden Euro in das Satellitennetz investieren. Foto: RIA Novosti

Nach einer Pleitenserie wurde am 24. November der vorläufig letzte Glonass-Satellit in den Orbit befördert. Bis 2020 will Russland weitere sieben Milliarden Euro in das Satellitennetz investieren. Foto: RIA Novosti

Seit Kurzem ist Glonass online. Mit seinem integrierten Unfallmeldesystem hat das Satellitennavigationssystem insbesondere dem europäischen Galileo einiges voraus.

„Das Satellitennavigationssystem Glonass ist ab jetzt einsatzbereit“, verkündete Wladimir Popowkin, Chef der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, Ende Oktober. 24 Glonass-Satelliten kreisen heute um die Erde, bis 2015 soll die Zahl auf 30 erhöht werden. Laut Popowkin setzte man dabei auf die Navigation von Katastrophenfrühwarnsystemen, Meteorologie sowie ein landesweites Notrufsystem für Autofahrer.

Das bahnbrechende Notrufsystem wurde politisch mit einem wichtigen Schritt vorbereitet: Das Ministerium für Wirtschaftsentwicklung gab den Auftrag zu einer landesweiten Erfassung des Verkehrsnetzes. Demnach sollen bis 2014 alle Daten des Geoinformationssystems (GIS) öffentlich gemacht werden, das heißt Pläne von Städten, Straßen und sonstigen Verkehrswegen. Bisher wurden diese teilweise geheim gehalten. Die Idee hinter dem Notfallsystem: Jedes Auto mit einem Glonass-Navi sendet bei einem Unfall automatisch einen Hilferuf an den nächsten Notdienst.

Gleichzeitig fördert der Staat Glonass-kompatible Endgeräte: Ab dem 1. Januar 2012 wird eine Einfuhrsteuer in Höhe von 25 Prozent auf Geräte erhoben, die nicht Glonass-kompatibel sind. Davon betroffen sind Smartphones, Laptops und Tablet-PCs. 


Kompatible Geräte von Apple, Samsung und Nokia 


Der erste Mobilfunkhersteller 
ist im Boot. Das iPhone 4S von Apple kann nebst GPS auch russische Satelliten orten. Samsung hat ein App unter dem Namen High Fidelity Position herausgebracht, das ebenfalls Glonass-Empfang ermöglicht. Ende November unterschrieb das finnische Unternehmen Nokia eine Absichtserklärung mit NIS, dem russischen Hardware-Lieferanten der Glonass-Technologie. „Das schafft die Basis für die effiziente Einführung des Navigationssystems auf den internationalen Verbrauchermärkten“, erklärte NIS-Generaldirektor Alexander Gurko. Nokia soll die neuen Kunden auf der Produktebene unterstützen. Von der Diversifizierung werde der Endverbraucher profitieren, sagen die Entwickler: Ein Navi oder Smartphone, das auf Glonass und GPS anspringt, kann seine Position durch den Zugriff auf mehrere Satelliten exakter bestimmen. Von großer Relevanz sei das etwa in den Häuserschluchten von Großstädten, wo der GPS-Empfang häufig beeinträchtigt ist.

Die Herstellungskosten Glonass-kompatibler Geräte sind gering, denn schon heute setzen viele Unternehmen auf Chips des US-Herstellers Qualcomm, der beide Systeme unterstützt. Die Hersteller müssen lediglich die entsprechende Software entwickeln.

Glonass gegen oder mit GPS?

Die Technik von GPS und Glonass ist praktisch identisch, wobei das russische System weniger störanfällig ist. Im Gegensatz zu GPS überträgt es die Signale auf verschiedenen Frequenzen, fährt schneller hoch und ortet zügiger den Empfänger.

Dem europäischen Konkurrenten Galileo ist das russische Navigationssystem um zwanzig Jahre voraus: Gegenwärtig sind erst zwei in europäischer Zusammenarbeit entwickelte Galileo-Satelliten auf Probeflug in der Erdumlaufbahn. Bis 2020 soll das europäische Positionierungssystem voll einsatzfähig sein, so ist es jedenfalls von der Europäischen Weltraumorganisation ESA geplant. - Dann, wenn Russen und Amerikaner wahrscheinlich die Positionierungsgenauigkeit ihrer Satelliten von derzeit mehreren Metern auf 90 Zentimeter hochgeschraubt haben.

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