Winterlicher Alltag in Moskau: Eine Schneepflug-Armada räumt die Straßen der Hauptstadt.Foto: Photoxpress
Wenn es in Russland wintert, dann richtig: Im November 2010 waren die Temperaturen innerhalb von 24 Stunden von über null auf minus 20 Grad gesunken. Der vorletzte Winter war sogar noch härter: Das Thermometer zeigte einen Temperaturdurchschnitt von minus 28 Grad Celsius. Es war so kalt wie seit 60 Jahren nicht mehr.
In Moskau dauert der Winter rund vier Monate. In dieser Zeit schneit es ungefähr 50 Tage. Pro Nacht kommen bis zu 40 Zentimeter Neuschnee herunter – eine Herausforderung für den städtischen Winterdienst.
Mit den Schneefällen fahren die Schneepflüge los. „Drei bis fünf Zentimeter Neuschnee sind kein Problem, das ist für uns Routine“, sagt Pjotr Birjukow, Leiter der Wirtschaftsabteilung der Stadt Moskau, die den Winterdienst organisiert. Komplizierter werde es erst bei heftigen, lang anhaltenden Schneefällen, dann fahren die Schneepflüge im Akkord alle zehn Minuten. Ein Pflug räumt pro Stunde rund zwölf Kilometer frei. Und seine verdienstvolle Nebentätigkeit: Er erfasst die Schlaglöcher auf der Fahrbahn und übermittelt ihre Position elektronisch ans Straßenbauamt.
Die Pflüge schieben den Schnee zum Straßenrand, wo die Haufen auf Kipplaster verladen und zu einer der 200 „Schneeschmelzen“ gebracht werden. Bis zu 300 Tonnen am Tag kann eine Anlage zu Wasser machen. Der Unterhalt der Schneepflug-Armada kostet die Stadt über zwölf Millionen Euro im Jahr. Entsprechend teuer ist der Winter für den russischen Autofahrer.
„Hast du Webasta?“ – diese Frage bekommen Autobesitzer von Parkwächtern zu hören, wenn sie ihr Fahrzeug über Nacht im Freien abstellen wollen. Gemeint sind die Standheizungen der deutschen Firma Webasto, ohne die ein Kaltstart bei minus 35 Grad unmöglich wird.
Alle Winterreifen sind zwangsläufig mit Spikes versehen. Hinzu kommen riesige Mengen an Scheibenwischwasser: An einem Wintertag liegt der Verbrauch bei einem Fünf-Liter-Kanister, den man an jeder Straßenecke nachkaufen kann. Manche Autofahrer helfen sich anders: Sie bauen einen extra Wassertank ins Auto.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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