Hat der Kapitalismus eine Zukunft? WEF wird versuchen, eine Antwort zu finden. Foto: Reuters / Vostock Photo
Der Kapitalismus in seiner derzeitigen Form passe nicht mehr in die Welt, betonte der Gründer und Vorsitzende des WEF Klaus Schwab: „Wir haben die Lektionen aus der Finanzkrise von 2009 nicht gelernt.” Man benötige dringend globale Transformationen und müsse „damit beginnen, dass sich weltweit wieder ein Sinn für soziale Verantwortung ausbreitet”. Um das Potential der Menschheit in diesem Jahrhundert freizusetzen und nicht einzuschränken, sind neue Entwicklungsmodelle, kühne Ideen und persönlicher Mut notwendig, glauben die Organisatoren des Forums.
Die Sitzungen des WEF werden der Umbesinnung bezüglich der traditionellen Werte gewidmet sein: angefangen von ökonomischen und gesellschaftlichen Erfolgskennziffern bis hin zur Rolle der globalen Banken, von der Fähigkeit, Wirtschafts- und politische Krisen mithilfe demokratischer Methoden zu überwinden bis hin zu den Vorteilen der Globalisierung und technologischer Errungenschaften. Das Forum wird von Kanzlerin Angela Merkel eröffnet.
Die Lösung vieler dieser Fragen hängt davon ab, welche Entwicklungsmodelle die asiatischen Staaten vorlegen können — ihnen sind mehr als zehn, China sechs Sitzungen des Forums gewidmet.
Russland ist eine Sitzung unter der Standardüberschrift Perspektiven Russlands gewidmet. Die Diskussion werden der Ex-Finanzminister Alexej Kudrin, der VTB-Präsident Andrej Kostin, Vize-Ministerpräsident Igor Schuwaljow, Alcoa-Generaldirektor Klaus Kleinfeld, EBRD-Präsident Thomas Mirow, Vimpelcom-Vorstandsvorsitzender Augie K. Fabela und die Redakteurin Chrystia Freeland von Thomson Reuters bestreiten.
Informelle russische Veranstaltungen wird es dagegen ein paar mehr geben — die Sberbank und die VTB Capital laden Investoren zum Frühstück, der Russische Fonds für Direktinvestitionen lädt zu einem Empfang ein. Der Rahmen eines Frühstücks ist sehr bequem, bemerkt ein Vertreter von VTB Capital: „Die meisten Investoren beginnen ihren Arbeitstag recht früh, noch vor den Hauptveranstaltungen des Forums. Deshalb haben sie den Kopf noch frei“.
Das Forum wird von den Staatsoberhäuptern und Regierungschefs von mehr als dreißig Ländern besucht. Die russische Delegation wird von Igor Schuwaljow angeführt, teilt der Assistent des Präsidenten Arkadij Dworkowitsch, der selbst auch an dem Forum teilnimmt, mit. Das Entscheidende an diesem Forum sind nicht etwa die öffentlichen Auftritte, sondern die informellen Treffen und Gespräche am Rande, bekennt er.
Das größte russische Projekt in Davos wird der Russische Fonds für Direktinvestitionen sein, der vom Staat mit zehn Milliarden US-Dollar finanziert wird, wobei der Fonds gehalten ist, bei jeder Investition, die er macht, eine Ko-Investition in mindestens demselben Umfang einzuwerben.
In Russland ist der Anteil der Optimisten mit 48 % in diesem Jahr höher als im Weltdurchschnitt, allerdings niedriger als noch im vergangenen Jahr, als noch 60 % der Zukunft positiv entgegensahen.
Russland verbleiben Wachstumschancen, von denen andere Länder, wie zum Beispiel das krisengeschüttelte Europa, nur träumen können, bemerkt der Direktor des Russischen Fonds für Direktinvestitionen Kyrill Dmitrijew, der zu den Young Global Leader des WEF zählt. Die Zukunftsaussichten der russischen Geschäftswelt sehen besser aus, stimmt der VTB-Präsident Andrej Kostin zu, jedoch sähe es in diesem Jahr mit der Liquidität schlechter aus – die westlichen Kapitalmärkte sind praktisch alle trockengelegt. Bezüglich den Kreditbedingungen für einheimische Körperschaften erwartet Kostin keine Einschnitte.
Die meisten Delegierten wurden von den Fonds Skolkowo und Basowyj element entsandt. Fünf Teilnehmer der Delegation kämen von Basowyj element, teilt dessen Vertreter mit. Die Gruppe sei immer so stark auf dem Forum vertreten, erklärt er, da sie ein strategischer Partner des Forums sei. Dieser Status würde es erlauben, eine so große Teilnehmerzahl zu akkreditieren. Das WEF verfügt über 109 solcher Partner, die sich diesen Status 500.000 Schweizer Franken pro Jahr kosten lassen. Zu den russischen Partnern des WEF gehören neben dem Fonds Basowyj element auch noch die VTB, Lukoil, die Sberbank, Trojka Dialog und Vimpelcom.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Tageszeitung Wedomosti.
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