Zehntausende demonstrieren für und gegen Putin

Trotz klirrender Kälte sind am Samstag in Moskau und anderen russischen Großstädten Zehntausende Gegner und Anhänger von Präsidentschaftskandidat Wladimir Putin auf die Straße gegangen.

Fotos:  Simone Cerio/Parallelozero, Michael Mordasov/FocusPictures


Die oppositionelle Kundgebung „Für faire Wahlen“ war mit rund 34000 Teilnehmern nach amtlichen Angaben bislang die größte Aktion der Regierungsgegner. Die Organisatoren sprachen sogar von 120 000 Demonstranten. Die Aktion begann am Mittag auf dem Kaluschskaja-Platz im Stadtkern Moskaus. Die Teilnehmer marschierten dann mit vier Kolonnen (die Liberalen, die Linken, die Nationalisten sowie die unabhängigen Demonstranten) etwa eineinhalb Kilometer bis zu dem gegenüber dem Kreml liegenden Bolotnaja-Platz. Bei der Aktion waren unter anderem der Milliardär und Präsidentschaftskandidat Michail Prochorow sowie Ex-Finanzminister Alexej Kudrin zugegen. Die Demonstranten skandierten "Russland ohne Putin". Außerdem verlangten sie von der Regierung die Freilassung von Polithäftlingen, neue Duma-Wahlen und eine umfassende politische Reform.


Rund 140000 Menschen - fast zehnmal mehr als erwartet war – kamen zu einer Kundgebung auf dem Hügel Poklonnaja Gora westlich vom Stadtkern, um Wladimir Putin zu unterstützen. Die Aktion unter dem Motto „Wir haben etwas zu verlieren“ wurde von der Partei „Russlands Patrioten“, dem Verband der Veteranen des Afghanistan-Krieges, dem Rentnerverband und anderen Organisationen veranstaltet. Die Redner appellierten zur Stabilität und warnten vor samtenen Revolutionen nach einem westlichen Szenario wie in der Ukraine oder Georgien.

Weitere Demos

Die liberalen Oppositionspolitiker Walerija Nowodworskaja und Konstantin Borowoj riefen ihre Anhänger auf den Sacharow-Prospekt in der Stadtmitte, um ebenfalls ehrliche Wahlen zu fordern. Ihrem Appell folgten lediglich 150 Menschen statt den erwarteten 30000. 

Präsidentschaftskandidat Wladimir Schirinowski, der Chef der Liberaldemokratischen Partei, veranstaltete am Mittag eine eigene Kundgebung auf dem Puschkinplatz, etwa einen Kilometer nordwestlich vom Roten Platz. An der Aktion, die rund eine halbe Stunde dauerte, nahmen nach Angaben der Sicherheitskräfte rund eintausend Demonstranten teil.

Alle vier Demos sind von Behörden genehmigt worden. Die Moskauer Polizei sorgte mit 9000 Sicherheitskräften für die Ordnung. In der russischen Hauptstadt liegen die Lufttemperaturen am Samstag bei minus 17 Grad.


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Demos landesweit 

Auch in der Pazifik-Stadt Wladiwostok gab es am Samstag eine Protestaktion gegen Wahlbetrug. Nach Angaben der Organisatoren nahmen daran 250 Menschen teil. Die Polizei sprach von rund 100 Demonstranten. 

In der Ural-Stadt Jekaterinburg gingen rund 2000 Regierungsgegner auf die Straße. Im südsibirischen Kysyl demonstrierten rund 1500 Menschen für Wladimir Putin. In Omsk nahmen mehr als 2000 Regierungskritiker und rund 6000 Regierungs-Unterstützer an verschiedenen Kundgebungen teil. In Ufa demonstrierten rund 5500 Menschen für Putin.

Nach Angaben des russischen Innenministeriums hat es am Samstag landesweit 91 Aktionen mit insgesamt rund 230000 Teilnehmern gegeben.

Umstrittene Parlamentswahl 

Nach den Parlamentswahlen vom 4. Dezember, bei der die Kreml-Partei Geeintes Russland nach Behördenangaben 49,32 Prozent der Stimmen erkämpft hatte, war es in Moskau und vielen anderen Städten zu Protesten gekommen. Obwohl die Regierungspartei um Präsident Dmitri Medwedjew und Premier Wladimir Putin deutlich schwächer als 2007 abgeschnitten und ihre Zweidrittelmehrheit verloren hatte, bezeichnete die Opposition das Wahlergebnis als manipuliert und rief ihre Anhänger auf die Straße. An der jüngsten Protestaktion in Moskau nahmen am 24. Dezember bis zu 30 000 Menschen teil.

Dieser Artikel erschien zuerst bei RIA Novosti

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