Deutscher Dokumentarfilm wirbt für Putin

Porträt des Premierministers der Russischen Föderation Wladimir Putin, hergestellt in der Weberei-Fabrik der Stadt Wyriza. Foto: Reuters/Vostock-photo

Porträt des Premierministers der Russischen Föderation Wladimir Putin, hergestellt in der Weberei-Fabrik der Stadt Wyriza. Foto: Reuters/Vostock-photo

Am letzten Tag, an dem noch Wahlwerbung für die Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl zulässig ist, zeigt der russische TV-Sender NTV die deutsche Dokumentation "Ich, Putin - ein Porträt". Die Erstausstrahlung fand am 27. Februar in Deutschland statt.

Putins Pressesekretär Dmitrij Peskow versicherte gegenüber der Zeitung Iswestija, der Ausstrahlungszeitpunkt falle zufällig mit den Präsidentschaftswahlen zusammen. Dem hingegen hatte der bekannte deutsche Journalist Hubert Seipel, der die Dreharbeiten leitete, allerdings bereits vorher gegenüber der Zeitung Iswestija erklärt, dass sein Film Anfang März ausgestrahlt werde.

"Der Film ist ein kommerzielles Projekt. Wir wussten selbst nicht, wann er gesendet werden würde", äußerte Peskow gegenüber der Iswestija und setzte dann fort: "Der Beschluss, ihn ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt zu zeigen, wurde vom Fernsehsender getroffen."

Obwohl der Film gleich mehrere Interviews mit dem russischen Premierminister enthält, wäre dem Weißen Haus keine Möglichkeit gewährt worden, das Filmmaterial vorab zu sichten und freizugeben, versicherte Peskow. Zuvor hatte er mitgeteilt, dass die Idee zu den Dreharbeiten dieses Films vor den Wahlen vom Fernsehsender ARD stammte. Die Deutschen hatten Glück. Sie waren die Ersten, die sich mit einer derartigen Bitte an den Premierminister gewandt hatten. Ähnliche Anfragen anderer ausländischer Fernsehsender waren abgelehnt worden. Ihnen wurde nicht gestattet, Putin vor dessen dritter Amtszeit zu filmen.

Die Dreharbeiten der ARD begannen bereits im Oktober, so dass es innerhalb dieses Zeitraums möglich war, Putin in völlig unterschiedlichen Lebenssituationen zu  filmen. Die Deutschen begleiteten den Premierminister auf seiner letzten Auslandsreise vor den Präsidentschaftswahlen nach China, sie filmten die üblichen protokollarischen Vorgänge im Weißen Haus und begaben sich sogar mit Putin auf die Jagd nach Chakassien.

Den Angaben der Filmemacher zufolge enthält der Film nicht nur Interviews mit Putin sondern auch Meinungsbeiträge von seinen politischen Gegnern und Anhängern. Für den Filmautor Hubert Seipel war dies keinesfalls der erste Kontakt mit dem russischen Regierungschef. Folglich konnte er auch Vergleiche  anstellen, wie dieser sich innerhalb der vier Jahre, die er im Weißen Haus tätig war, verändert hat. Das letzte Interview mit ihm hatte er 2008 geführt, als Putin gerade das Präsidentenamt an Dmitrij Medwedjew abgetreten hatte.

Seipel ist der Ansicht, dass der jetzige Wahlkampf für Putin der schwierigste in seiner gesamten politischen Karriere war. Die deutschen Journalisten hatten den Verlauf der Wahlkampagne seit Anfang Oktober beobachtet und selbst die dramatischsten Ereignisse mit der Kamera festgehalten. Der Film behandelt dann auch solche Themen wie die Massenproteste und den Rücktritt von Finanzminister Alexej Kudrin, der zwar als guter Freund Putins galt, sich jedoch trotzdem auf die Seite der Opposition geschlagen hatte.

Trotz allem liefern die Autoren des Films vor allem eine Analyse von Putins Persönlichkeit und präsentieren ihn als einen Politiker von Weltrang. Seipel bezeichnet ihn sogar als "einen der mächtigsten Politiker der Welt". Zudem enthält der Film Kommentare führender Politiker anderer Staaten über ihren russischen Kollegen. So kommt beispielsweise US-Präsident Barak Obama zu Wort, der sich im Film darüber auslässt, dass Putin mit seiner internationalen Politik mit einem Bein in der Sowjetunion und mit dem anderen in der Gegenwart stehe.

NTV zeigt den Film "Ich, Putin - ein Porträt" am Freitag, 2. März, abends. Eine Woche zuvor war auf diesem Kanal bereits der vierteilige Film der BBC "Putin, Russland und der Westen" ausgestrahlt worden, der sehr ausführlich die politische Karriere des jetzigen Premierministers seit dem Jahr 1999 beleuchtete. Auch dieser Film war übrigens zuerst den deutschen Zuschauern gezeigt worden, bevor er im Dezember 2011 auch in Großbritannien ausgestrahlt wurde.

NTW oder NTV (russisch НТВ) ist ein russischer Fernsehsender mit Hauptsitz in Moskau. Finanziert wurde die Gründung des Senders von einem Konsortium aus mehreren Banken. Sendebeginn war der Abend des 10. Oktober 1993. NTW ist in Russland für über 117 Millionen Menschen empfangbar und ist somit ein wichtiger Bestandteil der russischen Medienlandschaft.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei der Tageszeitung Izwestija.

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