Auch Putin-Anhänger demonstrieren auf den Straßen Moskaus.Foto: Denis Grishkin / RIA Novosti
Es
geht nicht um das logische Ergebnis des Chefs der Kommunistischen
Partei, Gennadi Sjuganow (Platz zwei), sondern um den sensationellen
Erfolg des unabhängigen Kandidaten Michail Prochorow (Platz drei).
Der
Chef der Zentralen Wahlkommission, Wladimir Tschurow, hat am frühen
Montagmorgen Putin zum Wahlsieger erklärt. Nach Auswertung von 99,3
Prozent der Wahlzettel erhielt er 63,75 Prozent der Stimmen.
Das
Ergebnis für Gennadi Sjuganow (17,19 Prozent) war für die meisten
Experten keine Überraschung. Die meisten von ihnen sind der Ansicht,
dass es sich um eine Kernwählerschaft handelt. Während Putins
Wählerschaft größer als die der Partei „Einiges Russland“ ist, setzt
Sjuganow auf die frühere Stärke der Kommunisten. Sein bestes Ergebnis
(in den 1990er Jahren hatten die Kommunisten und Sjuganow bis zu 32
Prozent der Stimmen erhalten) wird er kaum mehr erreichen können.
Viel
interessanter aus politischer Sicht ist der Erfolg von Michail
Prochorow. Bereits in der Nacht war klar geworden, dass er Wladimir
Schirinowski überholt und auf Platz drei landet. In Moskau erreichte
Prochorow mit 20,21 Prozent der Stimmen den zweiten Platz (Putin - 47,22
Prozent). In St. Petersburg wurde er von rund 14 Prozent der Wähler
unterstützt. Prochorow konnte sogar Schirinowski hinter sich lassen
(landesweit 7,82 gegenüber 6,23 Prozent). Prochorows Erfolg in Moskau
und St. Petersburg ist augenscheinlich.
Prochorow beschreibt sich selber als Anti-Putin. Doch wenn man sich es näehrer anseht, hilf der Multimilliardär nur der Legitimität der Wahlen.
Welche Schlüsse sind aus
den Wahlen zu ziehen? Erstens wird es kaum ernsthafte Versuche geben,
die Wahlergebnisse anzufechten. Bislang hat nur Sjuganow die
Wahlergebnisse nicht anerkannt. Doch weil Sjuganow psychologisch nicht
zu den Gewinnern gehört, hat die Nicht-Anerkennung des Wahlergebnisses
oder der Verzicht, Putin zu gratulieren, eher einen symbolischen
Charakter.
„Der Held des Tages“, Michail Prochorow, verzichtete
darauf, den orange Revolutionär zu geben (das heißt, die Wahlergebnisse
in den ersten Stunden nach den Wahlen anzufechten). „Und was ist mit den
Menschen, Millionen Menschen, die für mich gestimmt haben?“, antwortete
Prochorow auf die Frage von Wladimir Solowjow im Sender „Rossija“.
Zweitens
hat sich die russische Gesellschaft in zwei Lager gespalten. Die
„verärgerten Städter“ in Moskau, anderen Großstädten und im Ausland (in
London lag Prochorow deutlich vor Putin) sind nicht bereit, die Mehrheit
anzuerkennen.
Massenproteste konfrontieren Putin mit für ihn bislang ungewohnten Formen des Wahlkampfes
Dieser Beitrag erschien zuerst bei RIA Novosti.
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