Russen empfinden Demokratie unterschiedlich

Moskauer Kreml. Foto:  moaksey

Moskauer Kreml. Foto: moaksey

Etwa ein Drittel der Russen wünscht sich ein westliches Demokratie-Modell in ihrem Land, schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Dienstag. Davon zeugen die Ergebnisse einer Studie des soziologischen Forschungsinstituts Lewada-Zentrum.

28 Prozent der Befragten halten das westliche Demokratie-Modell für das beste. 27 Prozent sehnen sich nach einem sowjetischen Staatsmodell. Mit der aktuellen Situation sind 20 Prozent der Umfrageteilnehmer zufrieden. 17 Prozent sind sich unschlüssig darüber, welchen Weg Russland am besten gehen sollte. 

Auffallend ist, dass nur 36 Prozent der Russen an die Marktwirtschaft glauben, während 49 Prozent die Planwirtschaft für effizienter halten. 15 Prozent der Befragten gaben keine eindeutige Antwort auf diese Frage. 

Ganz anders reagieren die Russen, wenn sie nach dem künftigen Entwicklungsmodell ihres Landes gefragt werden. Nur 21 Prozent träumen von einer „sozialistischen Zukunft“. 31 Prozent wollen, dass Russland einen westlichen Entwicklungsweg einschlägt. 41 Prozent sind der Ansicht, dass Russland „eine spezielle Staatsordnung und seinen eigenen Entwicklungsweg“ haben sollte. 48 Prozent der Bürger zeigten sich überzeugt, dass die Demokratie im Land mehr oder weniger bereits vorhanden ist. 31 Prozent sind gegenteiliger Meinung. 14 Prozent zeigten sich in Bezug auf die demokratischen Perspektiven des Landes eher skeptisch. 

Unter dem Begriff Demokratie verstehen die Russen Presse- und Religionsfreiheit (47 Prozent), den Wirtschaftswachstum (24 Prozent) und die Wählbarkeit der Staatsführung (18 Prozent).

„Als Begriff wird die Demokratie von allen Russen positiv wahrgenommen“, stellte der stellvertretende Leiter des Lewada-Zentrums, Alexej Graschdankin, fest. Ein anderes Thema sei aber, dass „die einen dabei an die westliche Demokratie denken, die anderen an die souveräne Demokratie und die dritten noch nicht vergessen haben, dass die höchste Form der Demokratie die sozialistische ist“. Deshalb sollte die demokratische Opposition „berücksichtigen, dass sie nicht die Interessen der Mehrheit vertritt, aber weiterhin aktiv sein muss“, so der Experte. 

„Das Bewusstsein der Bevölkerung kann nur mit konkreten Taten beeinflusst werden“, so Sergej Iwanenko von der liberalen Partei Jabloko. Derzeit haben aber die Russen dank der Propaganda der Führung „ein politisches Mischmasch in den Köpfen“, bedauerte er. Eine gewisse Zeit lang vereinfachte das die politische Führung des Landes, „aber jetzt sehen die Menschen keine Perspektive. Das Mischmasch ist ein Zeichen für die ideologische, moralische und intellektuelle Krise“, ergänzte der Politiker.

Der Anführer der „Linken Front“, Sergej Udalzow, ist der Meinung, dass die Russen derzeit „eine Synthese aus sozialistischen, demokratischen und marktwirtschaftlichen Ideen beanspruchen“, so dass die wichtigste Aufgabe für die Opposition sei, den Bürgern „eine vernünftige Synthese daraus anzubieten“.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei RIA Novosti.

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