Kampf um die Ressourcen der Arktis

Russische Forscher machen auch Expeditionen mit Touristen zum Nordpol. Foto: RIA Novosti

Russische Forscher machen auch Expeditionen mit Touristen zum Nordpol. Foto: RIA Novosti

Der Kalte Krieg um die arktischen Ressourcen wird heißer und führt zu einer zunehmenden Erschließung im hohen Norden. Dabei werden auch Stimmen von Umweltschützern laut, die vor einer ökologischen Katastrophe warnen.

Der Kampf um die arktischen Ressourcen geht in eine neue Phase - zu diesem Schluss kommt eine Studie des Stockholm International Peace Research Institute, die behauptet, dass Russland, Kanada, Dänemark und Norwegen dort ein gesteigertes militärisches Interesse zeigen. Außerdem suchen auch noch andere Länder Zugang zu den wichtigen Bodenschätzen dieses Gebiets und den entsprechenden Transportrouten: China, Indien und Brasilien.

Wesentliche Teile des arktischen Schelfs sind immer noch umstrittenes Territorium und Russland, das seine Fahne 2007 auf dem arktischen Meeresboden am Nordpol platzierte, hat bereits mehrere „territoriale Schlachten“ um die arktischen Offshore-Ressourcen gegen Norwegen und die Vereinigten Staaten verloren.

Mitten in den sich abzeichnenden Spannungen um den Einfluss in der Arktis startete Russland kürzlich eine neue Reihe von Expeditionen in den Hohen Norden. Am 27. März hat die sibirische Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften die Ergebnisse ihrer jüngsten Erkundungsreise in das Gebiet der Jamal-Nenzen und das Karameer veröffentlicht, die besagen, dass in dieser Region riesengroße Gasvorkommen gefunden worden sind. Bis 2015 wird Russland eigene spezielle Streitkräfte für die Arktis schaffen, die dazu dienen sollen, die geopolitischen Interessen des Landes dort zu schützen.

„Wenn Russland die Arktis nicht erforschen wird, werden wir sie verlieren“, sagt Boris Nikitenko, ein Mitglied der sibirischen Abteilung der russischen Akademie der Wissenschaften. „So sind zum Beispiel einige US-amerikanische Teile der Arktis viel besser erforscht als die russischen, und je länger wir warten, desto weniger Anspruch werden wir in der Zukunft darauf haben, dort zu sein“.

Große Investitionen geplant

Im Laufe des letzten Jahrzehnts hat Russland in der reichen Arktischen Offshore-Region seine Hand fest auf seinen fossilen Brennstoffressourcen gehalten, doch die Regierung hat vor kurzem ausländischen Gesellschaften versprochen, Zugang zu diesem Territorium zu gewähren.

Der designierte Präsident Wladimir Putin hat zugesagt, die Erschließung der russischen Arktis  mit 21 Milliarden Rubel (ca. fünf Milliarden Rubel) für die Modernisierung und den Bau von Infrastruktur dort in den nächsten drei Jahren zu beschleunigen. Er hat auch versprochen, dass russischen nichtstaatlichen Unternehmen Zugang zu den arktischen Erdöl- und Erdgasreserven gewährleistet werden würde.

Zurzeit verfügen lediglich nur die staatlich kontrollierten Gasprom und Rosneft über die Rechte, Russlands strategische Offshore-Reserven zu erschließen. Im letzten Jahr erklärte ExxonMobil, sich im Rahmen von drei Lizenzen Rosneft als Minderheitspartner bei der Ergründung in Russlands nördlichem Karameer anzuschließen zu wollen, während das russisch-britische Joint venture TNK-BP verlautbaren ließ, dass ungefähr drei Milliarden Euro über einen Zeitraum von drei Jahre investiert werden sollen, um die arktischen Erdöl- und -gasfelder zu erschließen. Direkt nach Putins Ankündigung, die Arktiserforschung freizugeben, führte Chevron zu den Nordpol-ProjektenGespräche auf höchster Ebene mit der russischen Regierung.

Währenddessen lässt Gasprom verlautbaren, man sei bereit, in der Arktis loszulegen, und überlege sich, wie man die Erforschung mithilfe seiner ausländischen Partner kostenwirksamer gestalten könne. „Die vorrangigen Projekte in dieser Region sind das Stockman-Gasfeld und das Priraslomnyj-Ölfeld“, erzählt ein Gasprom-Sprecher der Zeitung Moscow News. „Bereits jetzt schon verfügt das Stockman-Projekt über alle technischen Lösungen und Pläne. Um weiter in der Realisierung voranzuschreiten, müssen wir mit unseren Partnern die Kostenoptimierung noch weiter abstimmen“.

Ökologie oder Politik?

Während die arktischen Anrainerstaaten von gigantischen Geschäftsmöglichkeiten träumen, warnen Umweltschützer und andere Länder vor einer potenziellen ökologischen Katastrophe. „Die ursprüngliche Natur der Arktis ist noch nicht erforscht worden, und die Aufnahme von Erdöl- und Erdgasföderung in der Arktis würde das natürliche Habitat an der Küste vernichten“, warnt Alexej Knischnikow, Chefökologe für den Bereich Erdöl und Erdgas beim WWF Russland.

Er hat kürzlich als Protestaktion einen Eistauchgang in einem Moskauer See unternommen, um die Aufmerksamkeit auf das Problem zu lenken und die  Umwelt der Nordpolregion zu schützen.

„Zurzeit gibt es eine große Technologielücke“, sagt Knischnikow. „Es gibt noch keine Ausrüstung und Infrastruktur, um eine massive Erdölkatastrophe unter den Bedingungen des ewigen Eises bewältigen zu können, und es gibt im Falle eines Unfalls keine Disziplinarmaßnahmen  gegen die Unternehmen. Die Tragödie mit der Bohrplattform Kolskaja hat gezeigt, dass wir noch nicht einmal die Menschen retten können, ganz zu schweigen von der Natur“.

Die für Bodenschätze verantwortlichen Beamten sprechen sich jedoch für Bohrungen in der Arktis aus und sagen, dass das ganze Gerede über die Bedrohung der Umwelt lediglich politischer Aktionismus sei. „Die Umweltschützer wollen uns in die Steinzeit zurückbringen“, erklärt Ruslan Basdyrjew, ein Mitglied des Komitees für Bodenschätze und Ökologie bei der Staatsduma, dem Russischen Parlament. „Ich bin wirklich skeptisch gegenüber dem, was die tun. In diesem Land werden alle Erdöl- und Erdgasprojekte seriösen ökologischen Studien unterzogen“.

Das Unternehmen verfüge, so heißt es bei Gasprom, über die notwendige Ausrüstung zur Bewältigung eventuell eintretender Erdölkatastrophen in der Arktis, und bezeichnet die Möglichkeit einer Umweltkatastrophe als vollkommen unwahrscheinlich.

Dieser Artkel erschien zuerst bei The Moscow News.

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