Dolmen
Foto: Dmitri Kikot
Dolmen sind uralte, aus riesigen Steinblöcken errichtete Bauwerke der Megalithkultur. Ihr Verbreitungsgebiet ist sehr groß. Es reicht von Portugal bis Korea und von Skandinavien bis Afrika. In Russland findet man ebenfalls die Bauwerke aus der Steinzeit (aus dem 3. bis zum2. Jahrtausend v. Chr.). Die meisten davon stehen im Kaukasus. Bei vielen kaukasischen Dolmen handelt es sich um eine Art Steinhäuschen aus riesigen Steinquadern mit einer kreisrunden Öffnung an der Vorderseite, durch die weder ein Erwachsener noch ein Kind passen würde. Auch menschliche Überreste wurden darin nur selten gefunden.
Andere Dolmen befinden sich auch im Ural, in Sibirien und im Fernen Osten. Ihre Funktion ist bis heute nicht vollständig geklärt. So ist es kein Wunder, wenn das Geheimnisvolle der Dolmen esoterische Jünger anzieht. Sie glauben, dass von diesen Plätzen mit ihren Megalithen eine besondere Energie ausgeht, die sie auffangen können.
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Petroglyphen
Foto: RIA Novosti
Petroglyphen sind in Stein geritzte Felsbilder. Ihr Verbreitungsgebiet ist noch größer als das der Dolmen, und ihr Alter beträgt in einigen Fällen sogar bis zu 40.000 Jahre. In Russland sind Petroglyphen vor allem in Südsibirien (in den Republiken Burjatien und Chakassien nahe zur Grenze mit der Mongolei) und im Ural verbreitet. Die eindrucksvollsten und vielleicht künstlerisch wertvollsten Felsbilder finden sich aber in Karelien nördlich von St. Petersburg. Die in Stein gearbeiteten Petroglyphen am Ufer des Onegasees erstrecken sich in einem durchgängigen Gürtel über 20,5 km und bestehen aus ungefähr 1200 Figuren und Zeichen. Dabei handelt es sich um Darstellungen von Vögeln, Tieren des Waldes, Phantasiewesen, Menschen und Booten. Die Größe der Figuren erreicht eine Höhe bis zu vier Metern.
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Sibirische Mumien
Foto: ITAR-TASS
Nicht nur Ägypter versuchten, die Körper ihrer Verstorbenen zu konservieren. Auch in Sibirien, vor allem im Altai, balsamierten alte Kulturen ihre Toten, die im Leben einen hohen Rang bekleideten. Oftmals reichte die Substanz für die Balsamierung jedoch nur für die Konservierung des Gesichts. Ähnlich wie in Ägypten legte man über das einbalsamierte Gesicht eine speziell angefertigte Maske. Die Genauigkeit der nachgebildeten Gesichtszüge war so groß, dass die Masken eine eindeutige Gesichtsrekonstruktion der Ureinwohner Sibiriens erlauben. Eine wahre Perle der russischen Mumiensammlung stellt jedoch die „Prinzessin von Ukok“ dar, die 2 500 Jahre in ihrem Grab im ewigen Eis des Altai überdauerte. An Händen und Armen der Mumie sind noch deutlich zahlreiche kunstvolle Tätowierungen zu erkennen, darunter ein Hirsch, der im ganzen indoeuropäischen Raum als heilig galt.
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Grabhügel (Kurgane)
Foto: Lori
Kurgane sind vermutlich die am weitesten verbreiteten Grabmäler. Weithin sind die großen, aus Erde oder Steinen aufgeschütteten runden Grabhügel zu sehen. Sie kommen auf allen Kontinenten vor, mit einer Ausnahme - Australien. Auf dem russischen Territorium sind sie vor allem in der Republik Adygeja südöstlich der Großstadt Krasnodar im Vorkaukasus verbreitet. Entlang der Wolga findet man sie auch im Jaroslawler und Moskauer Gebiet. Die Hauptstadt von Adygeja, Maikop, gab der Kultur sogar ihren Namen. Die hier gefundenen Gegenstände, die sich heute in der Eremitage in St. Petersburg befinden, gehören zu den ältesten Zeugnissen der Bronzezeit.
Allerdings fielen die meisten Hügelgräber Grabräubern zum Opfer. Und außerdem überdauerten fast nur steinerne und metallische Gegenstände die Jahrhunderte. Denn üblicherweise wurde ein Kurgan über einer Brandstätte errichtet. Hier fand eine Feuerbestattung des Leichnams eines Fürsten statt. Henryk Siemiradzki, der polnische Genremaler des 19. Jahrhunderts, verewigte das beeindruckende Bestattungsritual, bei dem zusammen mit dem Leichnam des Fürsten auch seine Frauen, Pferde, Waffen und andere Reichtümer verbrannt wurden, in seinem monumentalen Gemälde „Das Begräbnis eines Häuptlings“.
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Polowetzer Babas
Foto: RIA Novosti
Auch Russland hat seine Moai. Die "Baba" genannten Steinfiguren sind nicht ganz so spektakulär wie ihre Pendants von der Osterinsel, dafür weiß man einiges mehr über sie. Sie waren Götzen, die den Geistern der Vorfahren geweiht waren. Diese Sitte, so die Verstorbenen zu ehren, brachten Nomadenstämme aus der mongolischen Steppe mit. Auf dem Gebiet des heutigen Russlands sind die Statuen am bekanntesten, die von den Turkstämmen der Polowetzer im 9.-13. Jahrhundert in den südlichen Steppen vom Altai bis zur ukrainischen Grenze errichtet wurden. Die Bezeichnung „Baba“ geht auf das turksprachige Wort für „Vater“ zurück. Allerdings führt das Wort bei den Russen oft zu Irritationen, weil es im modernen Russisch ein umgangssprachlicher Ausdruck für „Frau“ ist und unter den steinernen Götzen tatsächlich eine Reihe von weiblichen Skulpturen zu finden ist. Die Polowetzer Steinbabas waren keine Grabmäler im engeren Sinne, sondern man glaubt, dass sie die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten bewachen sollten, damit die Toten nicht in die Welt der Lebenden eindringen konnten. Manchmal bildete mehrere solcher Skulpturen mit nach Osten ausgerichteten Gesichtern einen Kreis, eine Art Tempel.
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Die Steinlabyrinthe von Karelien
Foto: Lori
Zum ersten Mal wurden die Steinlabyrinthe, die in Karelien in vorgeschichtlicher Zeit von unbekannten Volksstämmen angelegt wurden, im 16. Jahrhundert entdeckt. Schon damals wurden sie von der ansässigen Bevölkerung, den Samen, „Babylonier“ genannt. Die Labyrinthe liegen am Weißen Meer, an der Barentssee und an der Ostsee, in der Regel auf Inseln, Halbinseln und Flussmündungen. Manchmal treten sie vereinzelt auf oder bilden – wie auf den Solowezki-Inseln im Weißen Meer – große Gruppen, die durch lange Mauern aus Findlingen verbunden sind. Ihre Bedeutung ist bis heute nicht geklärt. Es gibt verschiedene Versionen: Von der Grabstätte (angeblich wurden die Labyrinthe gebaut, damit die Seelen der Verstorbenen sich unterwegs in der Welt der Lebenden verirrten) bis zum Platz für die rituellen Tänze der Jugendlichen. Am wahrscheinlichsten aber ist, dass die spiralförmigen Labyrinthe für die Anrufung von Meeresgöttern gedacht waren. Man bat sie um einen glücklichen Fischfang. Vielleicht befinden sie sich deshalb so häufig in der Nähe von guten Fischgründen.
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Die Sophienkathedrale von Nowgorod
Foto: RIA Novosti
Seit seiner Gründung Mitte des 9. Jahrhunderts konkurrierte Nowgorod, im Nordwesten von Russland gelegen, mit Kiew dem anderen politischen Machtzentrum des russischen Reichs (heute die Hauptstadt der Ukraine). Diese Konkurrenz zeigte sich insbesondere in der Rivalität der Prachtbauten. Als die Byzantiner im Jahr 1037 in Kiew die gewaltige mosaikgeschmückte Sophienkathedrale zu bauen begannen, machten sich die Nowgoroder daher umgehend daran (im Jahre 1050), ihre eigene Kathedrale zu errichten. Bis zum heutigen Tag ist dieser Kirchenbau das älteste von Slawen gebaute Architekturdenkmal auf dem Gebiet des heutigen Russlands. Ihre schmale Grundfläche und ihr Streben in die Höhe (als Gegenstück zu den eher gedrungenen Proportionen der byzantinischen Kirchen) wurden für viele Jahrhunderte zum charakteristischen Kennzeichen der russischen Kirchenarchitektur.
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Nowgoroder Birkenrindenurkunden
Foto: RIA Novosti
Birkenrinde war als Schreibmaterial im alten Russland schon lange bekannt, man fand sogar entsprechende, speziell hergestellte Schreibwerkzeuge. Die ersten beschriebenen Birkenrinden wurden jedoch erst 1951 entdeckt. Seitdem fand man mehr als 1000 dieser Texte, die zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert entstanden sind. Ihr Inhalt ist sehr vielfältig und reicht von Geschäftskorrespondenz und Schuldscheinen bis hin zu Liebesbriefen und Kinderzeichnungen mit Schreibübungen. Diese Dokumente und die einfachen Namen der Unterzeichner zeugen davon, dass ein Großteil der Nowgoroder Bevölkerung zu dieser Zeit des Lesens und Schreibens kundig war. Die Dokumente sind nicht in dem von Kirchendokumenten bekannten kirchenslawischen Russisch verfasst, sondern in einem Alt-Nowgoroder Dialekt. Birkenrinde wurde auch in anderen Städten als Schreibmaterial benutzt, wie beispielsweise in Moskau. Aber in solch großer Anzahl konnten die Nowgoroder Birkenrindenurkunden nur wegen der einzigartigen Konservierungsbedingungen im moorigen Erdreich die Jahrhunderte überdauern.
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Die weißen Monumente
Die berühmte Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche an der Nerl. Foto: RIA Novosti
Eine Besonderheit der russischen Architektur stellen die "weiße Monumente" genannten Denkmäler der altrussischen Baukunst aus weißem Stein im Verwaltungsbezirk Wladimir dar. Sie gehören zum Welterbe der UNESCO. Insbesondere gehören dazu die Kirchen von Wladimir und Susdal aus dem 12.-13. Jahrhundert. Sie wurden errichtet, als Fürst Andrei Bogoljubski seinen Hauptsitz von Kiew nach Wladimir verlegte. Vor allem die in Stein gemeißelten Verzierungen gelten in Russland als hervorragendes Beispiel für authentische russische Ornamentik, obwohl viele Meister aus ganz Europa hier arbeiteten, die auf Anfrage des Fürsten Andrei sogar von Friedrich Barbarossa höchstpersönlich abgesandt worden waren. So sagt es zumindest die Überlieferung. Fünf dieser Kirchen sind bis heute erhalten: Die Uspenski-Kathedrale in Wladimir (sie diente als Vorbild für die Uspenski-Kathedrale im Moskauer Kreml), die Demetrius-Kirche in Wladimir, der Glockenturm mit einem Teil der Galerie in Bogoljubowo, die berühmte Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche an der Nerl, die wegen der Harmonie ihrer Proportionen als schönste Kirche Russlands gilt, und die Georgskirche von Jurjew-Polski. Sie ist mit weißen Steinornamenten sehr reich verziert, darunter Heiligenfiguren, Gesichter und Darstellungen von Phantasiewesen.
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Feuervergoldete Kirchentore
Foto: RIA Novosti
Unter den einzigartigen Kunstobjekten, wie sie das mittelalterliche Russland hervorbrachte, sind die mit der sogenannten „Feuervergoldung“ bemalten Kirchentüren besonders hervorzuheben. Bis heute sind nur noch wenige Meisterwerke dieser Art erhalten geblieben. Dazu gehören die Tore der Muttergottes-Geburts-Kathedrale in Susdal, die Tür der Troiskaja Kathedrale in Alexandrow, dem ältesten Landsitz der Moskauer Zaren, und die Tore der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale sowie Uspenski-Kathedrale im Moskauer Kreml. Die Feuervergoldung ist die älteste bekannte Methode zur Vergoldung relativ großer Oberflächen. 500 Jahre ist das Gold der Tore nicht matt geworden. Aber beim Betrachten all dieser Pracht darf man nicht vergessen, dass der Glanz dieser Türen dem Handwerksmeister oft das Leben gekostet hat. Auf die Metalloberfläche wurde zunächst ein spezieller Lack aufgetragen, auf dem die Muster eingeritzt wurden. Danach wurde die ganze Tür mit einem Goldamalgam (in Quecksilber gelöstes Feingold) bedeckt und kam in einen Ofen, bis das Quecksilber vollständig verdampft war. Weil die alten Meister ständig Temperatur und Verdampfungsprozess überwachen mussten, zogen sie sich sehr oft tödliche Vergiftungen zu. Unter verbesserten Bedingungen wurde diese Methode der Vergoldung bis ins 19. Jahrhundert angewendet, beispielsweise bei den Kuppeln der Isaakkathedrale in St. Petersburg und der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau.
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Das Ostromir-Evangelium
Foto: RIA Novosti
Aufgrund der engen Verbundenheit mit Byzanz war man in den ostslawischen Herrschaftsgebieten bestrebt, die byzantinische Kunst auf allen Gebieten nachzuahmen. Prachtvoll ausgestattete Handschriften zeugen davon. Zwar wurden sie in der ganzen orthodoxen Welt angefertigt, aber gerade in Russland blieb die älteste ostslawische Handschrift mit Buchmalerei erhalten - das Ostromir-Evangelium, das 1057 für den Nowgoroder Statthalter Ostromir gefertigt wurde. Es gilt als ältestes datiertes, und nach dem Nowgoroder Kodex, der auf Wachstafeln geschrieben ist, als zweitältestes ostslawisches Buch. Das Ostromir-Evangelium besteht aus 294 Seiten, die mit Miniaturdarstellungen der Evangelisten, Initialen und Zierleisten ausgeschmückt sind. In diesem Jahr wurde die Handschrift, die in der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg aufbewahrt wird, ins UNESCO-Verzeichnis „Gedächtnis der Menschheit“ eingetragen.
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Die älteste russische Ikone
Foto: RIA Novosti
Die russischen Heiligenbilder - meistens auf Holztafeln - gehören zur Russischen Kirche wie das Kreuz. Im heutigen modernen Kulturleben nimmt die russische Ikone wieder einen ganz besonderen Platz ein. Sie brachte in einer ungebrochenen Tradition über 1000 Jahre hinweg die Abstraktion der byzantinischen Malerei nach Russland. Die russische Kunstmalerei unterschied sich in ihren Frühphasen praktisch nicht von den zeitgenössischen byzantinischen Ikonen. Weltberühmt ist die Gottesmutter von Wladimir, die um 1100 in Konstantinopel entstand. Sie ist Nationalheiligtum Russlands und der russisch-orthodoxen Kirche. Als Reproduktion ist die Marien-Ikone auch im Westen weit verbreitet. Sie gehört zu den Hodegetria-Typen von Mariendarstellungen, bei dem Maria das Kind auf dem linken Arm hält.
Doch die älteste Ikone befindet sich heute in der Uspenski-Kathedrale im Moskauer Kreml. Sie ist eine Darstellung des Heiligen Georg und wurde Ende des11./Anfang des 12. Jahrhunderts in Nowgorod geschaffen. Bei der Anfertigung dieses Heiligenbilds orientierte sich der Ikonenmaler offensichtlich an den byzantinischen Mosaiken der Sophienkathedrale in Kiew. Nach Moskau kam die Ikone höchstwahrscheinlich durch Iwan den Schrecklichen. Sie wurde übermalt und erst im 19. Jahrhundert zufällig wiederentdeckt – bei der Restaurierung einer Hodegetria-Gottesmutter, die die Rückseite schmückte und ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert stammt.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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