Der Suchoi-Superjet-100. Foto: AP
Sukhoi-Superjet-Absturz
„Das vorläufige Gutachten der Experten sagt aus, dass die Technik störungsfrei funktionierte. Das heißt, dass es sich möglicherweise um den menschlichen Faktor handelte“, sagte Rogosin am Donnerstag vor der Presse in Nischni Tagil. Gleichzeitig sagte Rogosin überzeugt, dass das Zivilflugzeug Suchoi-Superjet-100 trotz des Unglücks eine große Zukunft habe.
„Die Piloten haben eine hohe Meinung von dieser Maschine. Dies alles (der Absturz) ist traurig und tragisch, dennoch möchte ich sagen, dass die Maschine selbst eine große Zukunft hat, davon bin ich überzeugt. Sie ist aussichtsreich und konkurrenzfähig“, so Rogosin. Die endgültigen Schlüsse sollen nach der Untersuchung des Unglücks gezogen werden, fügte der Experte an.
Das Untersuchungskomitee Russlands hat zu dem Unglück ein Untersuchungsverfahren eingeleitet, bei dem die Einsatzvorbereitung der Jet-Besatzung und der technische Zustand der Maschine vor ihrem Abflug aus Russland geprüft werden sollen.
Darüber hinaus sollen die Mitarbeiter des Personals vernommen werden, die das Flugzeug gewartet hatten, wie auch die Mitarbeiter des Unternehmens „Suchoi-Zivilflugzeuge“, die am Bau des Jets und dessen Vorbereitung auf den Flug teilgenommen hatten.
Das modernste russische Passagierflugzeug SSJ 100 war am Mittwoch bei einem Demonstrationsflug bei Jakarta plötzlich vom Radarbildschirm verschwunden. Die Maschine war am 9. Mai entsprechend dem Programm einer Vorzeigetour durch sechs Länder Asiens in Jakarta gelandet. Zuvor war die SSJ 100 Regierungsmitgliedern von Myanmar, Pakistan und Kasachstan gezeigt worden. Nach der Station in Indonesien sollte der Superjet noch in Laos und Vietnam demonstriert werden.
Wie ein Vertreter des indonesischen Dienstes für Kontrolle des Luftraums am Mittwoch RIA Novosti mitteilte, hatte die Maschine kurz vor dem Verschwinden von den Radarbildschirmen um die Genehmigung für eine Änderung der Flughöhe von 3000 Meter auf 1800 Meter ersucht. Nachdem das Flugzeug die Genehmigung bekommen und den Sinkflug eingeleitet hatte, brach die Verbindung ab.
Beim Unglücksflug waren laut dem Präsidenten des russischen Unternehmens „Suchoi-Zivilflugzeuge“ (russ. Abk.: GSS), Wladimir Prisjaschnjuk, 45 Menschen, darunter acht Russen an Bord. Nach früheren Angaben schwankte die Zahl der Insassen zwischen 44 und 50.
„Laut vorliegenden Angaben haben sich an Bord des Flugzeuges 45 Menschen befunden: acht Russen, ein Franzose, ein US-Amerikaner, zwei Italienerinnen und den Rest bildeten Indonesier“, sagte Prisjaschnjuk am Donnerstag in einer kurzen Pressekonferenz in Moskau.
Dieser Artikel erschien zuerst bei RIA Novosti.
Kommentare
Magomed Tolbojew, Testpilot, Luftfahrtleiter der Sicherungsstreitkräfte des russischen Innenministeriums für den Bezirk Moskau:
In der Luftfahrt gibt es den Begriff Flugvorbereitung. Diese umfasst unter anderem das Zusammenstellen der Mannschaft, die Auswahl der Flugroute und anderes mehr. Die Situation ähnelt der mit der Mannschaft der polnischen Tu-154: Das Problem war die schlechte Flugvorbereitung. Jakarta ist bekannt für seine komplizierte Geländeform – auf Java gibt es krasse Höhenunterschiede und deshalb kommt es an manchen Stellen auf jeden Zentimeter an. Da kann man nicht einfach losfliegen, dem Kunden die Gegend zeigen und alle haben ihren Spaß. Das setzt eine professionelle Vorbereitung voraus.
Die Verantwortung trägt der Exkursionsleiter: Wer hat den Hut auf? Wohin soll es gehen? Warum wird der Flug unternommen? Für wen? All das muss berücksichtigt werden, denn es geht ja schließlich um das Ansehen des Landes. Das Flugzeug ist ja nicht einfach so in der Gegend umhergeflogen. Ich habe im meinem Leben schon viele Flüge absolviert. Ohne Navigator und ohne Funker bin ich ganz alleine mit einem Jagdflugzeug unterwegs gewesen und deshalb wusste ich auch, was ich zu tun hatte und wofür ich verantwortlich war – ich bin für Russland geflogen, für dessen Ehre. Wenn jemand einfach drauflos fliegt und an einem Berg zerschellt, versteht ich nicht, wer den Flug vorbereitet hat und wer dafür verantwortlich ist.
Das Flugzeug selbst hat damit nichts zu tun. Ein Flugzeug ist ein Flugzeug. Alles sollte vorschriftsgemäß organisiert sein, vor allem, wenn es sich um einen Vorführungsflug für potentielle Käufer handelt.
Viktor Gorbatschow, Chef des Zivilflugverbandes Aeroport.
Ich sehe für diese Katastrophe drei Ursachen. Erstens waren die Witterungsverhältnisse nicht die besten. Zweitens handelte es sich um eine bergige Gegend. Und drittens war es keine stanrdargemäße Flugroute.
Leider wird sich das negativ auf den europäischen Markt auswirken. Schließlich gab es ja bereits ähnliche Vorfälle, wie zum Beispiel die Tu-144, die in Le Bourget abgestürzt ist. Darauf hin wurden alle Aufträge aus dem Ausland storniert.
Ich befürchte, dass der Superjet nur noch in Russland eine Zukunft haben wird. Dieser Vorführungsflug wurde schließlich extra für ausländische Fluggesellschaften durchgeführt. Jetzt werden wohl auch hier die Aufträge storniert werden.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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