Oppositions-Politiker und andere berühmte Menschen besuchen das Zeltlager jeden Tag. Foto: RIA Novosti
OccupyAbay zählt von etwa 100 (Tagsüber) bis zu 1500 (Abends) Oppositionelle aus Moskau, Ufa, Wladiwostok, Wolgograd, Astrachan und anderen russischen Städten. Unter ihnen gibt es viele Studenten, Rentner, freiberufliche Fotografen und Reporter sowie Beamte, Pädagogen und IT-Fachkräfte. Sie alle hatten bereits an den Massenprotesten vom Dezember 2011 bis Mai 2012 teilgenommen.
Das Territorium des „Oppositionsstaates“ ist in den so genannten technischen Raum, die Küche und den Diskussionsraum aufgeteilt. Überall sind Schlafsäcke zu sehen. Ein Einwohner namens Alexander sagte, er hätte diese Sachen dank seiner Bekannten sowie Sympathisanten auf Facebook gesammelt. Sympathisanten bringen den Occupy-Abay-Einwohnern Lebensmittel und Musikinstrumente.
OccupyAbay übt seine eigene Informationspolitik aus: Über die Ereignisse rund um das Zeltlager berichten die Oppositionellen auf Twitter. Außerdem suchen sie nach Programmierern und Webdesignern, die eine Website einrichten könnten. Wie eine „Okkupantin“ namens Jewgenija verriet, sollen demnächst kleinere Gruppen gebildet werden, die die Moskauer und Einwohner anderer Regionen agitieren sollten. „Unsere Aktivisten werden vor allem mit den Menschen sprechen. Wir wollen zunächst auf unsere Bewegung aufmerksam machen“, betonte sie.
Die OccupyAbay-Bewegung hat keine konkreten Anführer - sie hat eine flache Hierarchie. Konstantin Makarow teilte mit, dass in einer Sitzung am Freitag beschlossen worden sei, sich in Gruppen von acht bis zehn Personen aufzuteilen, die für Finanzen, Agitation usw. zuständig sind. Jeden Tag finden an den Teichen Versammlungen statt, in denen jeder seine Meinung zu diesem oder jenem Aspekt äußern darf. Die „Okkupanten“ haben auch ihre eigenen Sicherheitskräfte.
Unter den OccupyAbay-Einwohnern sind Liberale und Anarchisten, Nationalisten und Kommunisten. Ihr gemeinsamer Nenner ist der Drang nach Reformen. Die meisten von ihnen gehörten zu den Teilnehmern der Massenproteste Ende 2011 bzw. Anfang 2012, wo sie „faire Wahlen“ und Putins Rücktritt aus der politischen Szene verlangten. Viele von ihnen halten an dieser Forderung fest. Andere erwarten nur einen konstruktiven Dialog mit der Macht.
Wer Protestiert?
Laut einer Studie des Instituts für angewandte Politik haben 80 Prozent der Teilnehmer des Protestcamps an Tschistyje Prudy (Saubere Teiche) mindestens einen Universitätsabschluss. Etwa zehn Prozent haben an zwei oder noch mehr Universitäten studiert. Nahezu die Hälfte der Protestierer ist im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, 22 Prozent zwischen 30 und 40 Jahren. 45 Prozent gaben als Beruf Programmierer, Übersetzer, Jurist, Manager usw. an. Etwa 15 Prozent titulierten sich als „Unternehmer“. Als arbeitslos meldeten sich nur zwei Prozent.
Zuvor hatte das Umfrageinstitut Lewada-Zentrum die Massenproteste in Moskau Ende 2011 bzw. Anfang 2012 analysiert. Auch sie stellten damals fest, dass die meisten Teilnehmer zwischen 25 und 39 Jahren alt waren, von denen mehr als 70 Prozent mindestens ein Universitätsdiplom hatten.
Der Präsident der Stiftung Indem, Georgi Satarow, stellte fest, dass die Protestler im Vergleich zu den späten 1980er Jahren „um zehn oder 15 Jahre jünger geworden sind“ und dass sich künftig daran Vertreter aus allen Bevölkerungsschichten beteiligen werden. „Es ist die erste freie Generation aufgewachsen. Diese Menschen erkennen genau die Probleme ihres Landes und wissen, welche Auswege es aus dieser Situation gibt“, so der Experte.
Der Leiter der Agentur für politische und wirtschaftliche Kommunikationen, Dmitri Orlow, verwies darauf, dass die OccupyAbay-Aktion „Mobilität verlangt, so dass man sich über das junge Alter ihrer Teilnehmer nicht wundern sollte.“ „Das ist kein Lumpenproletariat. Das sind auch keine aggressiven jungen Menschen. Deshalb erwarte ich von ihnen keine Radikalisierung“, ergänzte er.
Dieser Text erschien zuerst bei RIA Novosti.
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