Russische Stimme: Pelageya begeistert mit ihrem kraftvollen Gesang. Foto: ITAR-TASS
Wenn auf der Trabrennbahn Karlshorst überwiegend russische Klänge zu hören sind, neben Currywurst und Bier auch Pelmeni, Schaschlik, Kaviar, Kwas und Wodka angeboten werden, im nachgebauten Kreml deutsche und russische Autoren lesen, am „Arbat" Bernsteinketten aus Kaliningrad verkauft werden und russische Folklore und deutsche Rockmusik sich auf einer Bühne vereinen – dann ist man vermutlich bei den Deutsch-Russischen Festtagen gelandet. Zum sechsten Mal begegnen sich vom 8. bis zum 10. Juni hier zwei Nationen, die viel miteinander verbindet.
Russen in Lichtenberg
Die Verbundenheit ist besonders im Berliner Bezirk Lichtenberg zu spüren, wo deutsch-russische Vergangenheit, aber auch die Gegenwart eng verflochten sind.
Das Deutsch-Russische Museum mit dem historischen Kapitulationssaal hat hier seinen Sitz ebenso wie die Russisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats. Von der Kita über Grundschule und Gymnasium bis zur Hochschule, überall kann man hier die russische Sprache lernen. Die Bildungseinrichtungen haben sich dazu in einem bilingualen Lichtenberger Netzwerk zusammengeschlossen und präsentieren ihre Erfolge auf dem Volksfest. Früher, als hier noch die sowjetischen Streitkräfte stationiert waren, gab es Freundschaftsfeste. Die heutigen Festtage sehen sich allerdings nicht als Fortsetzung. Und doch setzen sich manche Freundschaften fort, andere entstehen neu.
Das bestätigen auch Lisa und Veronika. Sie kamen mit ihren Eltern vor 15 Jahren nach Deutschland, gingen in Berlin zur Schule und studierten Betriebswirtschaft und Modedesign. „Auf der Trabrennbahn in Karlshorst konnten wir nicht nur populäre Rockmusik live erleben, wir haben auch andere Jugendliche mit ähnlicher Geschichte getroffen und fühlten uns gleich heimisch." Die zweite Generation der Einwanderer hat einen deutschen Pass, fühlt sich aber mit der Heimat der Vorfahren nach wie vor sehr verbunden. Heute stehen die beiden jungen Frauen nicht nur hinter den Verkaufsständen, sondern gehören zu den aktiven Mitgestaltern. Mit ihren Ideen, ihrer Zweisprachigkeit und vor allem ihrem emotionalen Engagement bereichern sie die Festtage und sind wichtige und verlässliche Partner der Veranstalter. Ohne sie gäbe es so manche Band nicht, die Gäste zu den Festtagen lockt. In diesem Jahr kommen mit BI-2 und Nogu Svelo zwei bekannte russische Rockgruppen nach Berlin.
Die Rockgruppe Nogu Svelo spielt anlässlich der Deutsch-Russischen Festage.
„Kalinka und „Katjuscha"
Die Veranstalter sind russlandbegeisterte Berliner. Im Jahr 2005 wurde die Idee zu einem derartigen Volksfest geboren. Denn obwohl Berlin als das Tor zu Osteuropa gilt, fehlte Vergleichbares zu den alljährlichen amerikanischen und französischen Festwochen. Aus der Idee wurde ein Konzept und im Dezember 2005 der gemeinnützige Verein Deutsch-Russische Festtage e.V., der seitdem in ehrenamtlichem Engagement und mit finanzieller Unterstützung von Gazprom Germania und anderen Unternehmen die Festtage organisiert.
Die Höhepunkte
Eine Terminauswahl der Deutsch-Russischen Festage:
Musik
8. Juni, 19 Uhr, Eröffnungskonzert mit Pelageya, City, Dirk Zöllner und dem Trio Bravo+
Tanz
9. Juni, 22 Uhr, Russendisko "Russkij Variant" - russische Beats für junge Herzen
Film
10. Juni, 14-18 Uhr, 100 Jahre russische Animation, Dokus, Kurzfilme
Kamen zu den ersten Festtagen im Juni 2007 50 000 Besucher, sind es inzwischen 150 000. Nicht nur viele Berliner und die hiesige russischsprachige Community haben das Fest angenommen. Die Gäste stammen aus verschiedenen Teilen Deutschlands, manche planen ihre Berlinreise aus München oder Stuttgart bewusst zu dem Event. In diesem Jahr sind die Festtage Bestandteil des Russlandjahres in Deutschland, das im Juni beginnt. „Wir zeigen, dass das heutige Russland ein interessanter Markt ist, junge Menschen mit Russischkenntnissen gute Berufschancen haben, aber auch Kultur und Tourismus einiges zu bieten haben", sagt Veranstalter Steffen Schwarz. Neben dem bewährten Literaturzelt, dem Jazzfestival und einem Boxturnier gibt es dieses Mal Theateraufführungen in deutscher und russischer Sprache und ein Filmfest.
Die russische Folkrocksängerin Pelageya wird beim Eröffnungskonzert spielen.
Und auch wenn das moderne Russland im Fokus steht – ohne Folklore würde die russische Seele fehlen. Wird auf der Bühne „Kalinka" oder „Katjuscha" angestimmt, singen die Zuhörer auf dem grünen Rasen und den Besuchertribünen mit, tanzen und klatschen – von den Großeltern bis zu den Enkeln, ob an Wolga, Moskwa oder Spree geboren. Und die russischen Teenager mögen noch so cool sein - wenn „Podmoskownyje Wetschera" gesungen wird, gehen sie versonnen oder leidenschaftlich mit. Zum Eröffnungskonzert am 8. Juni wird die stimmgewaltige Folkrocksängerin Pelageya erwartet.
Mehr Informationen zu den Deutsch-Russischen Festagen in Berlin finden sie hier.
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